Die Assassinen-Prinzessin (German Edition)
Frau wärest, würde ich dir für diese Beleidigung eine Abreibung verpassen, die du in
fünf
Leben nicht wieder vergessen könntest."
"Ich verstehe nicht", äußerte diesmal Todesklinge verstört.
"Zum einen töte ich als Assassine ausschließlich mit meinen Händen, Schwester. Das weißt du sehr genau. Also stecke deinen verdammten Dolch wieder weg! Zum anderen ist mir in meinem gesamten Leben noch kein größeres Unrecht widerfahren als das, welches du mir gerade mit deinen Behauptungen angetan hast. Wie kommst du auf die Idee, dass ich deinen Platz in der Gilde und dich umbringen will?"
"Ich … das war …", stammelte die Assassine hilflos. "Dein plötzliches Auftauchen in der Gilde … dein Verhalten, wenn mein Name in deiner Gegenwart genannt wurde … die Art und Weise, wie du dich so schnell innerhalb unserer Familie nach oben gearbeitet hast … all das … es deutete einfach alles darauf hin. Das sehen auch andere unserer Brüder und Schwestern so."
"Andere Brüder und Schwestern sind aber verdammt nochmal nicht ich!", schrie Todeshand zornig. "Hältst du mich etwa für unehrenhaft oder grausam?"
"Nein, ich …"
"Sei still! Ich will deine Ausflüchte nicht hören. Stattdessen wirst du mir zuhören und den wahren Grund dafür erfahren, dass ich der Gilde der Assassinen vor etwas mehr als fünf Jahren beigetreten bin: Als ich mich während meiner Kriegerausbildung in einem der mit Palderan befreundeten Nachbarkönigreiche befand, hörte ich dort zum allerersten Mal von einer jungen Frau, die Gerüchten zufolge den Namen Todesklinge tragen sollte. Die Männer, die sich damals über jene Frau unterhalten hatten, erzählten mir auf meinen Wunsch hin mehr von der geheimnisvollen Assassine. Denn genau das war sie: ein Mitglied der Gilde der Assassinen – so berühmt, dass man hinter vorgehaltener Hand und im Flüsterton sogar im Nachbarkönigreich von ihr erzählte und ihre Fähigkeiten über alle Maße lobte, obwohl sie angeblich ausschließlich in Palderan wirkte. Tapfer. Stark. Bewundernswert. Heldenhaft. All das waren Attribute, mit denen jene Frau von den Leuten beschrieben wurde.
Als ich selbst noch mehr über jene geheimnisvolle Assassine in Erfahrung gebracht hatte, stieg schließlich ein Verlangen in mir auf: Ich wollte unbedingt wissen, wer die Frau ist, die sich hinter dem Tuch versteckt, das du um deinen Kopf gewickelt hast. Ich schwor mir, dass ich irgendwann herausfinden würde, wer die berühmte Todesklinge im wahren Leben ist. Doch dazu musste ich zuallererst ihre Aufmerksamkeit erlangen. Aus dem Grund trat ich der Gilde bei und arbeitete mich so ambitioniert nach oben. Und
nur
das ist der Grund für meine Reaktionen auf die Nennung deines Namens in meiner Gegenwart. Ich will unbedingt wissen, wer du wirklich bist! Wenn
du
dich bereit erklärst, mir diesen Wunsch zu erfüllen, werde
ich
deiner Bitte zur Rettung des jungen Fürsten von Falkenau nachkommen."
Todesklinge steckte endlich ihren Dolch weg und musste einige Tränen aus ihren Augen wegblinzeln.
Er will weder meinen Platz in der Gilde noch meinen Tod!
, wiederholte sie die Worte ihres Gegenübers in Gedanken.
Nur mein Geheimnis – das größte Geheimnis der Fürstin Altyra von Falkenau.
"Einverstanden!", sagte sie nach einer längeren Stille, wobei sie das Zittern ihrer Stimme nicht vollständig verbergen konnte. "Du hilfst mir bei der Befreiung des jungen Tarsin. Dafür werde ich dir die Frau zeigen, die sich hinter der Assassine Todesklinge verbirgt."
"Tatsächlich?", fragte Todeshand überrascht, da er nicht wirklich mit dieser Zusage gerechnet hatte. "Ich meine, du …"
"Sobald Tarsin wieder sicher bei seiner Schwester auf Burg Falkenau ist, werde ich dir meine wahre Identität offenbaren", wiederholte die Assassine ihr Versprechen.
Diesmal war es Todeshand, der seine Freudentränen wegblinzeln musste.
Ich habe es endlich geschafft! Ich werde tatsächlich die wahre Todesklinge kennenlernen!
"Wann wollen wir zu der Rettungsaktion des jungen Fürsten aufbrechen?", fragte er laut, als er sich wieder unter Kontrolle hatte.
"So bald wie möglich …"
"Dann treffen wir uns übermorgen Nacht genau eine Stunde nach der Abenddämmerung auf dem verlassenen Anwesen in Falkenstadt. Von dort aus werden wir gemeinsam nach Terilon eindringen."
"Hast du denn sonst überhaupt keine Fragen?", wollte Todesklinge überrascht wissen, als ihr Gegenüber sich plötzlich von seinem Stuhl erhob und ohne ein weiteres Wort zum Ausgang
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