Die Assassinen-Prinzessin (German Edition)
eine Frage, auf die er – wie bei so vielen anderen Fragen in letzter Zeit auch – keine Antwort finden konnte.
"Du wirst dich höchstwahrscheinlich fragen, weshalb ich dieses Treffen mit dir erbeten habe, Bruder", sprach Todesklinge plötzlich, ohne ihn dabei anzuschauen.
"Das ist nur eine der vielen Fragen, die ich mir gerade stelle."
"Dann setze dich bitte und wir werden uns ein wenig unterhalten!", forderte die Assassine ihn auf, wobei sie sich selbst ebenfalls hinsetzte. "Ich gehe davon aus, dass du dich mittlerweile von der Richtigkeit meiner Worte bezüglich meiner Zugehörigkeit zur Gilde überzeugt hast. Daher werde ich dieses Thema nicht mehr ansprechen – es sei denn, du möchtest explizit etwas hierzu von mir wissen."
"Wie konntest du es zulassen, dass dieser terilonische Baron dich beinahe tötete? Ich dachte immer, dass du die beste unter uns Assassinen bist."
"Bist du jemals erschöpft und verwundet einem Schwertmeister im Kampf gegenübergetreten, der nur auf dein Kommen gewartet hat?", stellte Todesklinge teilnahmslos eine Gegenfrage. "Falls nicht, solltest du meine Fähigkeiten nicht so vorschnell aburteilen. Denn dann hast du nicht die geringste Ahnung davon, wie sehr ich über mich selbst hinauswachsen musste, um überhaupt am Leben zu bleiben. Die Anstrengungen und die grausamen Schmerzen, die ich anschließend auf dem Weg vom Anwesen des Barons zur Gildenhalle ertragen musste, kannst du dir überhaupt nicht vorstellen, lieber Bruder."
"Entschuldige bitte, Schwester!", entgegnete Todeshand, der sich schließlich ebenfalls auf einem Stuhl niederließ, jetzt mit ruhigerer Stimme als zuvor. "Aber du verstehst mich falsch. Ich wollte dich mit meinen Worten weder beleidigen noch wollte ich mich über deine Fähigkeiten lustig machen. Eigentlich wollte ich nur sagen, dass … ehrlich gesagt, weiß ich selbst nicht so genau, was ich damit ausdrücken wollte."
"Ich will dir auch diese Unverschämtheit vergeben, Bruder, da ich dich als Assassinen sehr respektiere."
"Welche Unverschämtheit hast du mir zuletzt vergeben?", fragte Todeshand neugierig, da er sich an nichts dergleichen erinnern konnte.
"Dein arrogantes Verhalten bei unserem letzten Treffen zum Beispiel", antwortete Todesklinge gelassen. "Aber lassen wir das! Ich habe dich nicht um dieses Treffen gebeten, damit wir uns gegenseitig Anschuldigungen gegen den Kopf werfen können. Und ich will mich auch nicht mit dir streiten."
"Was ist dann der Grund, aus dem du mich unbedingt sehen wolltest?"
"Du hast mir bei unserem letzten Treffen gesagt, dass du mir nicht helfen kannst, solange ich nicht bereit bin, dir zu geben, was du von mir willst. Trotz dieses Wissens bleibt mir keine andere Wahl, als deine Hilfe zu erbitten."
"Du brauchst meine Hilfe?", rief der Assassine ungläubig. "Verstehe mich jetzt bitte nicht falsch! Was könnte es geben, das die berühmte Assassine Todesklinge nicht alleine schaffen kann?"
Auf diese Frage hin seufzte sein Gegenüber einmal sehr tief, bevor sie zu erzählen begann: "Du erinnerst dich mit Sicherheit daran, was ich dir als Grund für meine Anwesenheit in dem Gebäude nannte, wo wir uns das erste Mal begegnet sind. Ich werde dir jetzt offenbaren, worum es bei dieser Schuld geht, die ich begleichen muss. Allerdings verlange ich vorher einen Schwur von dir, dass du die daraus gewonnenen Informationen weder gegen irgendeine der betroffenen Personen noch gegen mich verwendest. Schwörst du mir das?"
"Du verstehst es wirklich, jemanden zuerst neugierig zu machen und ihn anschließend auf die Folter zu spannen", erwiderte Todesklinge spaßhaft, wurde mit seinem nächsten Atemzug allerdings todernst. "Ich schwöre dir bei unserem gemeinsamen Vater, dem Großmeister des Todes, dass ich nichts von dem, was du mir erzählen willst, in irgendeiner Art und Weise gegen dich oder jemand anderen verwenden werde – es sei denn, deine Geschichte bringt mich in einen Konflikt mit dem Schwur, den ich gegenüber der Gilde und meiner Heimat geleistet habe."
"Die Gefahr eines solchen Konflikts besteht nicht, das kann ich dir schon jetzt versichern", entgegnete Todesklinge zufrieden, wonach sich ihre Miene jedoch zu einem traurigen Ausdruck veränderte. "Wie du wahrscheinlich selbst weißt, ist das Leben als Assassine größtenteils von Einsamkeit geprägt, da nicht wirklich viele Menschen mit jemandem wie uns befreundet sein wollen – nicht einmal unseresgleichen. Ich habe auf der ganzen Welt nur eine einzige Freundin:
Weitere Kostenlose Bücher