Die Assassinen-Prinzessin (German Edition)
begab.
"Keine, die wir nicht auf dem gemeinsamen Teil unserer Reise klären könnten", antwortete Todeshand und ließ seine Gildenschwester alleine im Raum zurück.
Nachdem er die Tür von außen geschlossen hatte, zuckte er unmerklich zusammen, da er den Großmeister des Todes erblickte, welcher noch immer auf seinem schwarzen Stuhl in der Mitte des gewaltigen Kuppelsaals saß.
"Ich nehme an, dass du und deine Schwester eure Probleme miteinander friedlich beilegen konntet, mein Sohn?", fragte ihn die tiefe Donnerstimme.
"Es hat sich herausgestellt, dass keine wirklichen Probleme zwischen uns existieren, Vater", entgegnete Todeshand mit sorgsam gewählten Worten. "Doch die vorhandenen Missverständnisse konnten wir in unserem Gespräch klären."
"Es beruhigt mich, das zu hören. Ich würde es nur ungern mit ansehen müssen, wie die Gilde einen von euch beiden wegen unlösbarer Differenzen verliert."
"Ich versichere Euch, dass die Gilde weder mich noch meine Schwester Todesklinge verlieren wird. Denn wie ich bereits sagte, konnten wir unsere Differenzen in einer einzigen Unterhaltung beseitigen."
"In Ordnung, mein Sohn. Dann darfst du nun gehen. Kehre zurück, wenn du dich wirklich offiziell zurückmelden willst!"
"Vielen Dank, Großmeister des Todes! Möge Euch der Vater unseres Handwerks ein langes Leben schenken, ehe er Euch zu sich holt."
Der Assassine verneigte sich noch einmal vor dem Gildenmeister und verließ anschließend den Kuppelsaal durch den tunnelförmigen Gang. Vor der Geheimtür erwartete ihn die Torwächterin mit erhobenem Dolch, die Todeshand allerdings schnell in die Arme schloss und fest an sich drückte, bevor sie irgendetwas tun oder sagen konnte.
"Vergib mir bitte meine dummen Späße von vorhin!", flüsterte er ihr diesmal ins Ohr.
Nach einem Kuss auf ihre bedeckte Wange löste er sich von ihr, schlüpfte blitzschnell an ihr vorbei und durch die offenstehende Geheimtür hindurch. Danach rannte er aus dem heruntergekommen Haus ins Freie und die dunklen Straßen des Armenviertels entlang.
Ich habe es endlich geschafft!
, dachte er sich überglücklich.
Das Ereignis, auf das ich seit über fünf Jahren hinarbeite, wird bald schon stattfinden. Und alles, was ich dafür tun muss, ist etwas, das ich ohnehin tun wollte.
Er war so aufgedreht, dass er in seinem Leichtsinn beinahe einer der wenigen Patrouillen in die Arme gelaufen wäre, die nachts im Armenviertel unterwegs waren. Es gelang ihm buchstäblich im allerletzten Moment, durch die Tür des nächstgelegenen Hauses zu verschwinden, bevor die Wachsoldaten ihn bemerkt hätten. Während er aus dem Fenster des dunklen Raums blickte, in dem er sich nun befand, spürte er hinter sich eine Bewegung. Er machte sich allerdings nicht einmal die Mühe, sich umzudrehen.
"Wer bist du und was machst du in meinem Haus?", wollte eine ängstlich klingende, weibliche Stimme von ihm wissen.
"Glaube mir, du willst dieses Messer nicht gegen mich verwenden!", zischte Todeshand der Frau warnend zu. "Lass mich einfach einen Moment hier bleiben, bis die Soldatenpatrouille außer Sichtweite ist, und dir wird nichts geschehen!"
"Was bist du, dass du dich vor den Soldaten des Königs verstecken musst? Ein Dieb oder vielleicht sogar ein Mörder?"
"Wer und was ich bin, braucht dich nicht zu interessieren. Verhalte dich einfach still und ich werde deine Ruhe nicht länger stören als unbedingt notwendig!"
"Ganz wie du meinst", flüsterte die Hausbewohnerin und fing unmittelbar darauf mit einem lauten Geschrei an: "Zu Hilfe! Wache!"
Todeshand reagierte instinktiv. Er drehte sich um, überbrückte die zwei Schritte Entfernung zu der Frau und schickte sie mit einem gezielten Handkantenschlag ins Genick in einen tiefen Schlaf. Dabei musste er nicht einmal ihrem Messer ausweichen, da sie jenes einfach nur von sich streckte, sich ansonsten aber vor Angst nicht im Geringsten bewegen konnte. Er fing ihren bewusstlosen Körper auf, damit dieser bei seinem Aufschlag auf dem Boden keinen Lärm erzeugen und ihn verraten würde, und trug die Frau zu ihrem Bett.
"Woher kam dieser Hilfeschrei?", wollte währenddessen einer der Soldaten mit lauter Stimme von draußen wissen.
"Keine Ahnung", antwortete ein anderer. "Durchsucht die umliegenden Straßen und Gebäude! Schnell!"
Die Laute der unzähligen Schritte verrieten dem Assassinen, dass sich die Wachen daraufhin aufteilten. Nachdem er die Bewusstlose auf ihrem Nachtlager abgelegt, das Messer aus ihrer Hand entfernt
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