Die Assassinen-Prinzessin (German Edition)
die Fürstin Altyra von Falkenau. Und ihr gegenüber stehe ich in einer tiefen Schuld. Denn aufgrund ihrer freundschaftlichen Verbindung zu mir wurde Altyras kleiner Bruder Tarsin von einem terilonischen Adeligen namens Felrak von Kirlan entführt."
"Du meinst …", wollte Todeshand etwas einwerfen, wurde aber sofort von seinem Gegenüber unterbrochen.
"Lass mich bitte erst zu Ende erzählen! Danach darfst du mir sämtliche Fragen stellen, die dir auf der Zunge liegen.
Felrak von Kirlan verlangt von mir, dass ich den Magier Xardan Sturmklinge und im Anschluss König Malron höchstpersönlich umbringe. Falls ich seiner Forderung nicht nachkomme, will er den jungen Fürsten von Falkenau umbringen. Natürlich habe ich nicht vor, diese verwerflichen Taten tatsächlich zu begehen. Glücklicherweise hat Altyra noch einen anderen Freund, der herausfand, dass Tarsin in die Hauptstadt von Terilon verschleppt wurde. Dort soll er sich auf einem großen Anwesen befinden, welches demjenigen ähnelt, wo wir beide uns das erste Mal begegneten.
Ich kann den Bruder meiner einzigen Freundin nicht in den Händen unserer Feinde seinem Schicksal überlassen – vor allem da er einzig und allein meinetwegen entführt wurde. Allerdings kann ich ihn genauso wenig alleine aus Giltaro befreien und nach Falkenau zurückbringen. An der Stelle kommst du ins Spiel. Ich möchte dich darum bitten, mit mir gemeinsam ins Land unserer Feinde aufzubrechen, um den jungen Tarsin von Falkenau zu retten."
"Wir beide allein gegen ein ganzes Land?", fragte Todeshand mit einer Überraschung nach, die er nicht einmal vortäuschen musste. "Eines muss ich dir lassen: Wenn du jemanden um einen Gefallen bittest, dann richtig."
"Nicht wir beide allein", korrigierte die Assassine ihr Gegenüber, ohne auf dessen Aussage einzugehen, "sondern wir beide gemeinsam."
"Fassen wir einmal zusammen: Wir beide
gemeinsam
begeben uns also über die Grenzen von Falkenau nach Giltaro – mitten in das Herz des terilonischen Reiches. Dort schleichen wir uns unbemerkt in ein gewaltiges und wahrscheinlich schwerbewachtes Anwesen hinein, um einen kleinen Jungen aus Falkenau aus seiner Gefangenschaft zu befreien. Mit ihm im Schlepptau verlassen wir das Land unserer Feinde wieder und bringen ihn zurück zu seiner großen Schwester, der Fürstin von Falkenau."
"Ja, das ist der Plan", antwortete Todesklinge mit bitterem Ernst. "Ich weiß, dass …"
"Nein, du weißt überhaupt nichts!", entgegnete Todeshand so scharf, dass er sich selbst dafür hasste.
Und für die Worte, die er im Anschluss sagen musste, hasste er sich noch viel mehr. Das Problem war nur, dass seine Gildenschwester seiner Meinung nach genau diese Worte von ihm erwartete und misstrauisch werden würde, wenn er irgendetwas anderes sagen würde.
"Ich habe nicht das geringste Problem damit, bei einem solchen Wahnsinn an deiner Seite zu stehen. Und behaupte nicht, dass dieses Vorhaben kein Wahnsinn sei, denn genau das ist es! Aber wenn ich dir deine Bitte erfüllen soll und wir die ganze Angelegenheit tatsächlich überleben sollten, verlange ich eine angemessene Gegenleistung."
Das war der Moment, in dem Todesklinge ihren Schlangendolch zog und mit dem Heft voran vor ihrem Gegenüber auf dem Tisch ablegte. Sie schloss die Augen und atmete einige Male tief durch.
"Wie darf ich das verstehen?", fragte Todeshand verwirrt, worauf sein Gegenüber allerdings nicht im Geringsten reagierte.
Denn die Assassine bereitete sich in Gedanken auf das Zugeständnis vor, das sie gleich machen würde.
"Falls wir diesen Wahnsinn überleben und Tarsin sicher zu seiner großen Schwester zurückbringen sollten, werde ich dir genau das geben, was du willst."
"Und was hat dein Schlangendolch damit zu tun?", fragte Todeshand weiterhin verständnislos.
"Stelle dich nicht dumm!", fuhr Todesklinge ihn an. "Ich habe dir schon einmal gesagt, dass ich deine Ambitionen kenne. Wenn du mir also bei diesem Vorhaben hilfst, werde ich zurücktreten und dir meinen Platz in der Gilde überlassen. Dann darfst du mein Leben mit meinem geliebten Dolch beenden, den ich dir im gleichen Zug schenken werde. So kann ich zumindest verhindern, dass eine solche Entführung ein zweites Mal passiert."
Für diese Beleidigung hätte Todeshand seiner Gildenschwester am liebsten eine schallende Ohrfeige verpasst. Doch er hielt sich mit aller Gewalt zurück.
"Ich glaube nicht, was ich gerade eben gehört habe", sagte er mit unterdrücktem Zorn. "Wenn du keine
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