Die Assassinen-Prinzessin (German Edition)
im Bogenschießen vielleicht über alles unterrichten, was ich über Frauen weiß?"
"Später vielleicht, junger Fürst", erwiderte Dynoran laut lachend. "Jetzt werden wir erst einmal einen noch besseren Bogenschützen aus Euch machen, als Ihr es ohnehin schon seid."
"Ganz wie Ihr wünscht, Prinz Dynoran. Doch mein Angebot steht", spaßte Tarsin weiter.
"Ich glaube, dass wir gut miteinander auskommen werden, junger Fürst. Warum nennt Ihr mich nicht einfach Dynoran?"
"Ich weiß es nicht! Vielleicht weil Ihr mir nicht einfach Tarsin nennt?"
"Oh ja, jetzt bin ich mir fast schon sicher, dass wir uns gut verstehen werden, Tarsin. Wenn du dich dort drüben in deine Schussausgangsstellung begibst, können wir mit dem Schießen auf bewegliche Ziele beginnen."
"Ich bin schon so gut wie abschussbereit, Dynoran", erwiderte Tarsin, während er sich rasch zu besagtem Ort begab und dort einen Pfeil in die Sehne seines Bogens einspannte.
"Sehr gut, dann lass uns beginnen!", entgegnete Dynoran, während er dem Krieger bedeutete, sich zu der Steuerungseinrichtung für die bewegten Zielscheiben zu begeben.
*****
Nach ihrer eiligen Flucht vor Prinz Dynoran hatte sich Altyra zunächst in ihren Thronsaal begeben, um dort einige Bittsteller zu empfangen. Ewig konnte sie diese Leute immerhin auch nicht hinhalten, wenn sie das Wohlwollen ihrer Untertanen auf Dauer behalten wollte. Als sie schätzungsweise ein Dutzend von Ihnen angehört und über deren Angelegenheiten Recht gesprochen hatte, hatte sie im Anschluss etwas gemacht, das sie schon seit einer Ewigkeit nicht mehr getan hatte. Sie war auf das höchste Dach ihrer Burg geklettert, wo niemand sie sehen und wo der Lärm des Alltags sie nicht erreichen konnte, um sich dort hinzulegen und einfach nur die warmen Sonnenstrahlen des wunderschönen Tages zu genießen. Dabei war es ihr sogar für eine Weile gelungen, die Sorgen zu vergessen, die seit Pirags Ermordung auf ihrer Seele lasteten.
Nun, da die Sonne beinahe hinter dem Horizont verschwunden war, kehrten ihre Gedanken zwar allmählich zu ihrer Aufgabe der heutigen Nacht zurück. Aber dennoch genoss die junge Fürstin auch diese letzten Strahlen der rotgoldenen Himmelsscheibe, ehe sie sich in der Abenddämmerung an den Abstieg vom Dach machte. Mit dem Kleid, welches sie am Leib trug, war das allerdings nicht so einfach, wie sie es sich vorgestellt hatte. Es dauerte eine ganze Weile länger als von ihr geplant, bis sie vom Dach des Turms im Zentrum ihrer Burg hinuntergeglitten, dessen Außenmauer hinabgeklettert und durch ein Fenster in dessen Inneres gestiegen war. Danach war der Rückweg zu ihren Schlafgemächern nicht mehr das geringste Problem. Sie lief die Wendeltreppe, die zu dem hohen Zimmer des Turms führte, nach unten und begab sich über einige Nebengänge in ihre Privatgemächer, in denen sich glücklicherweise gerade keine Tylana befand.
Altyra begab sich daher unverzüglich in den kleinen Raum hinter der Geheimtür, wo sie schnell ihre Stiefel sowie ihr Kleid abstreifte und sich daranmachte, ihre Assassinenausrüstung anzulegen. Sie begann wie immer mit der lederähnlichen Hose sowie den Wildlederstiefeln und fuhr mit ihren Oberteilen sowie dem Waffenarsenal fort. Als sie zum Abschluss die beiden ledernen Armbänder an ihren Unterarmen und ihren Kampfstab auf ihrem Rücken befestigt hatte, tat sie noch etwas, wofür sie sich auf der Stelle hasste. Sie füllte ein Glas mit Wasser, in welches sie eine Prise zerstoßenes Schlafkraut hinein träufelte, und stellte es auf den kleinen Tisch neben Tylanas Seite des Bettes.
Ich hoffe nur, dass sie es auch trinkt
, dachte sich die junge Fürstin zeitgleich.
Ansonsten könnte ich bei meiner Rückkehr Schwierigkeiten bekommen.
Anschließend begab sie sich zu ihrem Falken Tylanos und strich dem stolzen Tier über dessen Gefieder.
"Bist du bereit für unseren vorerst letzten Auftrag?", stellte sie eine Frage, die der Falke mit einem leisen Schrei beantwortete. "In Ordnung. Warte bei der Höhle am Strand auf mich!"
Der letzte Auftrag
Während Tylanos seine gewaltigen Schwingen ausbreitete und durch ein geöffnetes Fenster ins Freie verschwand, schlich Altyra vorsichtig aus ihrem Zimmer hinaus und zu der geheimen Tür, welche den schnellsten Weg nach Falkenstadt verbarg. In der heutigen Nacht rannte sie weder noch beeilte sie sich in sonst irgendeiner Weise. Sie ließ sich unwillkürlich sogar extra viel Zeit.
Wenn dies schon mein letzter Auftrag für die Gilde sein
Weitere Kostenlose Bücher