Die Assassinen-Prinzessin (German Edition)
sich nicht so leicht umbringen wie ein gewöhnlicher Mensch. Und sollte der Assassine vollständig versagen – was bei Magiern sehr wahrscheinlich war –, würde sich der Zorn des eigentlichen Opfers in der Folge gegen die Gilde richten.
Wahrscheinlich hat sich der Herr dieses Hauses lediglich die Dienste eines Magiers gekauft
, beruhigte sich Todesklinge selbst.
Geld genug scheint er dafür zu besitzen.
Ihr ungutes Gefühl wurde sie dadurch zwar nicht vollständig los, aber genau das sollte ihr unmittelbar im Anschluss das Leben retten. Denn als sie aufgrund ihrer Intuition langsam und vorsichtig sowie hochkonzentriert durch den vor ihr liegenden Gang schlich, bemerkte sie während eines Blickes zur Seite eine schnelle Bewegung, aufgrund derer sie sich reflexhaft zur Seite fallen ließ und auf dem steinernen Boden abrollte. Den Luftzug der scharfen Klinge des unmittelbar über ihrem Kopf vorbeizischenden Schwungbeils konnte sie für ihren Geschmack dennoch zu deutlich spüren. Als sich jenes am Umkehrpunkt seiner Pendelbewegung befand, erhob sich die Assassine blitzschnell, schritt aus dessen Bahn heraus und blickte sich hastig nach weiteren derartigen Fallen um.
Wenigstens weiß ich jetzt, dass mein ungutes Gefühl nicht ungerechtfertigt gewesen ist
, dachte sie sich ironisch.
Schnell oder langsam?
Nach kurzem Überlegen entschied sie sich für schnell und rannte los. Ihre Augen sprangen dabei unentwegt von links nach rechts und wieder zurück, um weitere solche Schwungbeile frühzeitig zu entdecken. Die folgenden beiden konnte sie mit dieser Taktik problemlos hinter sich lassen. Aber als sie das vierte Beil zu Gesicht bekam und dessen Position mit ihrer Geschwindigkeit verrechnete, kam sie zu dem Ergebnis, dass es ihren Körper spalten oder zumindest aufspießen würde, wenn sie nicht etwas unternehmen würde. Sie bemühte sich also, ihren Lauf so schnell wie möglich abzubremsen, wodurch die Klinge knapp vor ihrem Körper vorbeizischte, ehe sie deren Schwungbahn kreuzte. Ohne weiter nachzudenken, beschleunigte sie gleich im Anschluss ihre Schritte abermals, um ein fünftes Beil sicher hinter sich zu lassen und sich an einer Biegung des Gangs schließlich eine kurze Verschnaufpause zu gönnen. Der Pfeil, der im nächsten Moment haarscharf an ihrem Kopf vorbeiflog und die Haut ihrer Wange leicht anritzte, zeigte ihr jedoch, dass sie sich keinen günstigen Ort für eine Rast ausgesucht hatte.
Sie blickte hastig in die Richtung, aus welcher der Pfeil abgefeuert worden war und sah dort bereits den nächsten anfliegen. Zu ihrem Glück passierte dieser sie ein ganzes Stück neben ihrem Körper. An der hintersten Stelle der Wand, wo der Gang ein weiteres Mal abbog, konnte sie vier Pfeile und einen Streifschuss am linken Oberarm später erkennen, dass sich kurz vor jedem Schuss ein kleines Loch im Stein auftat. Während sie sich auf diese Löcher konzentrierte und je nach deren Erscheinungsposition ihre Laufrichtung veränderte, bewegte sie sich rasch vorwärts, bis sie schließlich ohne weitere Verletzungen um die nächste Kurve bog. Dort glaubte sie sich vorerst außer Gefahr.
Allerdings brach bereits bei ihrem nächsten Schritt der Boden unter ihren Füßen weg und offenbarte zehn kleine Plattformen, die sich auf Stahlseilen gelagert hin- und herbewegten. Während sie auf der ersten Steinplatte stehend endlich einmal tief durchatmen wollte, lösten sich die Seile unter ihr plötzlich und die Plattform stürzte mitsamt der jungen Fürstin in die Tiefe. Die Assassine schaffte es gerade noch, sich mit einer Hand an der nächsten vorbeigleitenden Steinplatte festzuhalten. Doch gerade als sie sich an dieser hochziehen wollte, lösten sich deren Seile ebenfalls, was auch diese Plattform ins dunkle Nichts fallen ließ. Die einzige Rettung, die Todesklinge diesmal fand, war das zur Seite wegschwingende Seil, an welchem sie sich sofort verzweifelt festklammerte. Nur einen Augenblick später schlug sie hart und frontal mit ihrem Körper gegen eine seitlich gelegene Wand, wodurch ihr die Luft wegblieb und sie beinahe den Halt am Seil verloren hätte. Als ihr Blick allerdings nach unten wanderte und sie dort eine Grube mit aufgestellten Speeren erblickte, deren Spitzen nach oben gerichtet waren, umklammerte sie panisch das Seil fester und zog sich rasch zu dessen oberem Ende. Dort angekommen hatte sie endlich einen Augenblick Zeit, um nach Luft zu schnappen und nachzudenken. Denn zumindest das Seil selbst schien fest in
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