Die Astrologin: Erotischer Roman (German Edition)
Despoten« genannt und mich gebeten, es nicht zu tun. Ich habe ihm erklärt, dass er das alles völlig falsch sieht und dass ich vielleicht noch nicht mal mit De Vigny schlafen würde, woraufhin er erwidert hat, wieso ich dann überhaupt hinfahren wollte (gute Frage).
Wir stritten uns lange deswegen. Ich konnte seinen Standpunkt verstehen. Ich wäre eine von sechs Frauen, aus denen sich De Vigny eine aussuchen konnte, um mit ihr zu machen, was er wollte. Ich würde mich anbiedern müssen, damit er mich und keine der anderen auswählt. Wenn er mich nicht vom ersten Moment an attraktiv fand, würde ich mich sogar noch mehr anstrengen müssen. Und wenn wir keinen Sex hatten, dann hätte ich meine Zeit vergeudet und meine Chance, das Erbe meines Vaters antreten zu können, vermutlich vertan. Wollte ich dieses Risiko wirklich eingehen? Und falls ich mich dazu entschied, würde mich Ryan dann verlassen?
Einige Tage später teilte mir Anna mit, dass Edward De Vigny mich sehr gern als Gast in seinem Château empfangen würde. Ich sollte am 9. Oktober eintreffen und am 16. wieder abreisen. Dann hätte ich keine ganze Woche mehr Zeit, um einen weiteren Waage-Mann zu finden, falls es in Frankreich nicht geklappt hatte. Ich nahm die Einladung an, reichte meinen Urlaub ein und ging Ryan einige Tage lang aus dem Weg.
Natürlich konnte ich es nicht ewig verschweigen. Als ich es Ryan beichtete, wurde er stinksauer und ist gegangen. Später rief er mich von Gemmas Wohnung aus an, berichtete, dass sie sich gerade geliebt hätten, und flehte mich an, meine Meinung zu ändern. Im Hintergrund konnte ich Gemmas Stimme hören, und mir war ganz schlecht vor Eifersucht, daher stimmte ich zu, die Sache abzublasen.
In dieser Zwickmühle befinde ich mich jetzt. Einerseits möchte ich nach Frankreich fahren. Ich fühle mich Edward De Vigny irgendwie verpflichtet und bin zuversichtlich, dass es mit uns klappen wird. Außerdem bin ich es Anna schuldig nach allem, was sie für mich getan hat. Andererseits will ich Ryan nicht verlieren. Wir sind doch gerade erst wieder zusammengekommen. Ich bin überzeugt davon, dass wir füreinander bestimmt sind und dass er mich liebt und nicht Gemma. Im Moment fühle ich mich wie eine Verräterin. Er glaubt, dass ich nicht nach Frankreich fahre, obwohl ich das vermutlich tun werde. Ich habe die Reise nicht wie versprochen abgesagt. Gestern kam eine Karte von Edward De Vigny, auf der stand, dass er sich sehr darauf freue, mich kennenzulernen. Außerdem erhielt ich einen Scheck über 5000 Pfund von Anna, was es mir noch weiter erschwert, jetzt einen Rückzieher zu machen. Ich muss bald eine Entscheidung treffen, denn es gibt noch so viel zu tun – die Fähre über den Kanal buchen, Zugverbindungen raussuchen –, da ich nicht mit dem Auto hinfahren möchte. Wenn Ryan doch nur endlich wieder Vernunft annehmen würde.
Ich kam wie vereinbart am 9. Oktober im Le Château Blanc an und war ziemlich nervös. Das Chaˆteau machte seinem Namen alle Ehre, denn es war ein riesiges weißes Märchenschloss, das auf einem Hügel über dem Fluss stand und von einer wunderschönen Landschaft umgeben war. Ich war sehr beeindruckt. Eine Haushälterin mit griesgrämigem Gesicht führte mich zu meinem Zimmer und teilte mir in gebrochenem Englisch mit, dass ich es nicht verlassen sollte, bis mich der Hausherr in den Salon rief.
Das Zimmer war groß und sehr schön, darin stand ein Himmelbett, und ich hatte sogar ein eigenes Badezimmer. Der Blick aus dem Fenster war atemberaubend. Ich stand lange Zeit einfach nur da und staunte. Dann zwang ich mich, endlich in Schwung zu kommen, ging unter die Dusche und versuchte zu entscheiden, was ich anziehen sollte. Ich musste sexy aussehen, aber ich wollte es auch nicht übertreiben. Also entschied ich mich für ein schlichtes geblümtes Trägerkleid, das mir bis zu den Knien ging, aber genug Dekolleté zeigte. Als ich fertig war, knabberte ich vor Nervosität an meinen Fingernägeln herum, was ich seit meiner Kindheit nicht mehr getan hatte.
Dann kam die Warterei. Eine Stunde verging, und nichts passierte. Langsam wurde ich ungeduldig. Dürfte ich das Zimmer verlassen? Ich öffnete die Tür und sah hinaus. Es war niemand zu sehen. Der Gang war lang und dunkel, aber mit Gemälden und Fresken verziert. Ich ging langsam weiter und sah mir die Kunstwerke an, fasziniert von ihrer Geschichte und dem Geschick der jeweiligen Künstler. Ein Fresko war eine Studie von etwa dreißig nackten Männern
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