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Die Astronauten

Die Astronauten

Titel: Die Astronauten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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daß dieser ganze Raum für Radiowellen unerreichbar war. Und ich Esel hatte nicht daran gedacht. Esel! Esel! wiederholte ich im stillen. »Warum sind Sie denn vorhin über dem Wald gekreist?« fragte ich Soltyk. »Vor vielleicht anderthalb Stunden?«
    »Sie haben uns gesehen?« rief Soltyk. »Sie waren dort? Habe ich es nicht gesagt?« wandte er sich an jemand anders, dann wieder an mich: »Ich habe die Peilsignale des Flugzeugs gehört, als wir dort vorbeiflogen. Ich rief Sie an, und wir kreisten eine reichliche Viertelstunde über dem Wald. Aber der Empfang ist dort so schlecht, daß ich schließlich glaubte, ich hätte mich getäuscht.«
    »Sie haben sich nicht getäuscht«, erwiderte ich leise. Jetzt wurde mir alles klar. Die ganze Zeit hatte das Bordfunkgerät automatisch Signale gesendet, auch dann, als ich im Toten Wald umherirrte. Da das Flugzeug in einiger Entfernung vom Wald, wahrscheinlich an der Grenze der ionisierten Zone stand, hatte Soltyk die Signale gehört und war deshalb auch über der Ebene gekreist. Nur eines konnte ich nicht begreifen. »Haben Sie das Flugzeug gesehen?« fragte ich.
    »Nein. Waren Sie denn gelandet?«
    »Ja.«
    Das war sonderbar. Aus einer Höhe von ungefähr fünftausend Metern hatten sie das Flugzeug nicht gesehen? Unvermittelt warf ich einen Blick auf die Tragfläche, und nun ging mir ein Licht auf. Irgendein kluger Ingenieur hatte angeordnet, den Rumpf und die Tragflächen hellbraun zu spritzen, und dies mit hochwissenschaftlichen Erwägungen über die Atmosphäre der Venus, die Strahlung und so weiter begründet. Demzufolge war die Maschine so mit der Färbung des Bodens verschmolzen gewesen, daß man sie selbst bei geringerer Höhe nicht mehr hatte bemerken können.
    »Im Radargerät war auch nichts zu erkennen?« fragte ich noch. »Störungen, was?«
    »Ja.«
    Ich mußte nun aufpassen, denn in der Mitte des Radarschirmes zeigte sich ein leuchtender Ring. Das bedeutete, daß ich nicht mehr weit von der Rakete entfernt war.
    »Sehen Sie uns, Pilot?«
    »Nein«, antwortete ich. Sosehr ich auch meinen Blick anstrengte,um mich herum war nichts als dichter milchiger Nebel.
    »Dann gehen Sie auf Radar über! Wie fühlen Sie sich?«
    »Ausgezeichnet.«
    Bald darauf zeigte der Schirm des Radargerätes die verkürzte Spindel des »Kosmokrator«.
    Soltyk meldete sich: »Ich beginne anzusagen: acht Strich fünfzehn.«
    »Acht Strich fünfzehn« wiederholte ich, drückte leicht auf den Gashebel und stieg gleichzeitig etwas höher. Ich bemühte mich, das Bild der Rakete im Fadenkreuz des Radargerätes zu behalten. Das Flugzeug mußte bis auf fünfzehn Meter an die Rakete herankommen, das war nicht allzu schwierig, wenn man sich genau nach den Angaben der Instrumente richtete.
    »Sechs Strich sechs«, wiederholte ich. Noch eine Minute, und die Wolke über mir verdunkelte sich. Ich brauchte nicht mehr auf den Radarschirm zu starren. Aus der weißen Tiefe des Raumes tauchte der Rumpf des Geschosses auf.
    »Ich sehe euch!« rief ich und kontrollierte dabei die Angaben der Meßinstrumente. »Eins Strich acht!«
    »Eins Strich acht ist«, antwortete Soltyk. »Achtung! Wir schalten auf HT um!«
    HT bedeutet »Hilfstreibstoff«. Während des Übernahmemanövers wurde die Rakete nicht durch die Atommotoren angetrieben, da das Flugzeug in den Strom ihrer Rückstoßgase kommen konnte, und das wäre gleichbedeutend mit einer Katastrophe gewesen. Deshalb benutzte man den Hilfstreibstoff, ein Gemisch von Wasserstoff und Sauerstoff.
    Das rhytmische Getöse der Raketenmotoren ging in einen hohen, klagenden Ton über. Die Kompressoren der Reaktionsturbinen heulten auf.
    Vorsichtig zog ich den Steuerknüppel hoch. Der riesige, gewölbte Bauch des »Kosmokrator« warf bereits seinen kühlen Schatten auf mich. »Sechs Zehntel.«
    »Sechs Zehntel ist.«
    Nun mußten Kurs und Geschwindigkeit des Flugzeuges und der Rakete haargenau übereinstimmen. Mit äußerster Spannung verfolgte ich den Zeiger der Meßinstrumente und verstellte den Gashebel Millimeter um Millimeter. »Null! Achtung! Null!«
    »Null ist.«
    Der »Kosmokrator« hing dicht über mir. Ich vermeinte nur die Hand ausstrecken zu müssen, um die mattsilbernen Platten des Panzers zu berühren. Ein dumpfes Poltern ... zu beiden Seiten fielen die Klappen herunter, die Ladeluke stand offen, und das Flugzeug wurde von dem magnetischen Feld emporgezogen.
    In dem Augenblick, wo es dunkel um mich wurde, stellte ich den Motor ab. Die Verschlußklappen

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