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Die Astronauten

Die Astronauten

Titel: Die Astronauten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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Oswatitsch bestand, die geologische Sondierung des Bodens durch. Zu diesem Zweck wurden Sprengladungen in die Uferfelsen gelegt und zur Explosiongebracht. Wenn ich in der Kabine des Hubschraubers über einem Gipfel hing, der die Basis des Triangulationsdreiecks bildete, dann dröhnte der Talkessel unter mir wie eine Zyklopenschmiede. Die Wissenschaftler riefen künstliche Bodenbeben hervor, registrierten die seismographischen Wellen mit Hilfe hochempfindlicher Instrumente und zogen daraus ihre Schlüsse über den Aufbau der tieferen Gesteinsschichten.
    Arsenjew und Lao Tsu schwammen im Motorboot auf dem See herum und untersuchten mit Ultraschallsonden die Gestaltung des Grundes. Alle unsere Arbeiten wurden durch den ständigen Nebel, aus dem nur die höchsten Felswände herausragten, sehr erschwert. Die Physiker glaubten, ihn mit Hilfe radioaktiver Emitoren zerstreuen zu können. Mittels Strahlenbündels wurde der Dampf ionisiert und ging dann als feiner, warmer Regen nieder. Aber nach zwanzig Minuten war der Nebel genauso dicht wie vorher.
    Am zweiten Tag, als sie wieder auf dem See kreuzten, bemerkten Arsenjew und Lao Tsu, daß die Sonde an einigen Stellen zwei Werte auf einmal angab. Dieses Gerät sendet Schallwellen in die Tiefe, die vom Boden reflektiert werden und zurückkehren. Aus dem Zeitunterschied zwischen dem gesendeten Impuls und dem Echo berechnet man die Tiefe. Nun aber war an manchen Stellen das Echo wie durch einen doppelten Reflex verzerrt. Die genaue Prüfung zeigte, daß quer über dem Grund des Sees ein langer Gegenstand in Gestalt eines dicken Rohres hing. Sein Durchmesser wurde auf fünf bis sechs Meter geschätzt. Das Rohr zog sich in schnurgerader Linie nach Nordosten hin, erreichte das Ufer, verschwand dort in einer Tiefe von sechzig Metern, durchbrach das Felsmassiv unterhalb des Engpasses, durch den ich während meines ersten Aufklärungsfluges gekommen war, und verlief dann weiter unter der Ebene. Als die Wissenschaftler dem Rohr in entgegengesetzter Richtung folgten, gelangten sie an das andere Ufer des Sees. Dieses sah recht sonderbar aus. An Stelle der weißgrauen Felstrümmer, die sonst überall das Ufer säumten, erhob sich hier ein schwarzer, nach außen gewölbter Wall, der der Seitenwand eines gekenterten Schiffes glich. Unter den Tritten der eisenbeschlagenen Schuhe gab der Boden hellklingende, kurze Töne von sich. Wie eine flüchtige Analyse erwies, handelte es sich um Eisen, das mitschuppigen Rostwülsten bedeckt war. Ich wurde mit meinem Hubschrauber herbeigerufen. Mit Hilfe des Radargerätes und des Induktionsapparates gelang es mir, die Grenzen dieser Eisenformation festzustellen. Sie war nirgends stärker als vier Meter und breitete sich über eine Fläche von sechs Quadratkilometern aus. Die ungleichmäßigen, zerrissen wirkenden Ränder lehnten sich an Felstrümmerwälle an.
    Ich ließ den Hubschrauber auf dem Wasser zurück und nahm an den Untersuchungen dieser Eisenkruste teil. Die Sonden zeigten an, daß sie einige Meter unter der Wasseroberfläche in einer scharfen Linie abbrach. Die Angaben des Echolotes aus größeren Tiefen waren verzerrt und unablesbar. Da man sich in unseren Skaphandern ebensogut auf dem Lande wie unter Wasser bewegen konnte, versuchte ich zu tauchen. Das Wasser war sehr warm. Ich ließ mich über die glatte Wölbung des Ufers ungefähr fünf Meter tief – so tief reichte die Eisenschicht – hinabgleiten. Weiter unten lag feiner, dunkler Schotter. Ich bemühte mich, die eiserne Kante zu untergraben, um mich zu überzeugen, wie dick sie sei. Obwohl ich eine Höhlung von einem halben Meter wühlte, erreichte ich nicht das Ende. Nach der Mitte des Sees zu fiel der Grund rasch ab. Als ich vom Tageslicht nur noch einen dunkelgrünen Schimmer wahrnahm, stieß ich mit den Händen an eine harte Ausbauchung. In keulenförmigen, senkrechten Nadeln, die aus dem unsichtbaren Grund hervorragten, trat das Eisen wieder auf. Es sah aus, als wäre geschmolzenes Metall in das Wasser geflossen und darin erstarrt.
    Ich war kaum ans Ufer zurückgekehrt, da rief mich Arsenjew durch Radiosignale an Bord der Rakete. Als ich den Hubschrauber auf dem Rücken des »Kosmokrator« aufsetzte, erschienen Arsenjew und Lao Tsu in den Spezialskaphandern und baten mich, sie zum Toten Wald zu bringen. Ich fragte, ob ich nicht auch einen Kamexpanzer brauchte. Doch Arsenjew sagte mir, sie würden allein gehen. Mir blieb also nichts weiter übrig, als den Motor anzulassen.
    Der

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