Die Astronauten
Geröllhalden mit ihren grauen Zungen bis zum Ufer hinab. An manchen Stellen hingen die Felsblöcke in einer so unmöglichen Weise übereinander, daß sie das Gleichgewicht zu verlieren und herabzustürzen schienen, sobald man nur den Blick von ihnen abwandte.
»Eine Landung wäre gefährlich«, erklärte ich schließlich. »Wenn diese Blöcke ins Rutschen kämen, würde sich die Maschine überschlagen, und dabei könnte sich zumindest der Propeller verbiegen. Es ist wohl besser, wir steigen hinunter. Es sind nicht mehr als drei Kilometer.«
»Ich weiß nicht, ob wir nicht lieber zur Rakete zurückkehren sollten«, sagte Arsenjew nachdenklich. »Schade, daß wir unser Schwimmergestell nicht mit haben, dann könnten wir auf dem See niedergehen.«
Er dachte an die aufblasbaren Gummikugeln, auf denen der Hubschrauber wassern konnte. Wir hatten sie in der Rakete gelassen, um die Maschine nicht zu überlasten.
»Professor, jetzt wollen wir zurückkehren?« rief ich. »Jetzt, wo wir der Lösung des Rätsels so nahe sind?«
»Wie mir scheint, sind wir der Lösung des Rätsels durchaus nicht so nahe.«
Die Gefährten standen neben uns auf einer Gesteinsschwelle und betrachteten durch ihre Gläser die Trümmerwüste. Arsenjew richtete den Induktionsapparat gegen den Boden und horchte die nächste Umgebung ab.
»Es sieht so aus, als ob das Rohr tatsächlich auf die Kugel zuläuft«, meinte er. »Aber der Empfang ist schlecht, dieser verfluchte Magnetit ...«
Hohe Halden von Eisenerz wälzten sich aus der Schlucht, bedeckten die Abhänge, verengten sich weiter unten zu einem Keil und gingen in Geröll über, das genauso hell war wie das des ganzen Talkessels. Arsenjew warf den Apparat wieder über den Rücken und befestigte ihn an dem breiten Schulterriemen. »Nun gut, gehen wir weiter. Sie führen, Pilot.«
Je tiefer wir über das Geröll hinabstiegen, um so unwirtlicher wurde die Gegend. Die Gesteinsbrocken rollten unter denFüßen fort und rissen andere mit sich. Als ich mich umwandte, sah ich den Hubschrauber nicht mehr. Die dunkle Schlucht verbarg ihn bereits.
Je größer das Gefälle des Hanges wurde, um so schwerer fiel das Klettern. Bei jeder Berührung rutschten die Steine hinab. Unvermittelt glitt eine ganze Schicht mit wachsender Geschwindigkeit unter mir weg; ich konnte gerade noch zur rechten Zeit seitwärts auf eine Steinplatte springen. Dieser ermüdende Marsch zog sich immer mehr in die Länge. Wir hatten bereits die untere Grenze des Magnetits überquert. Die Oberfläche des Geröllfeldes flimmerte vor unseren Augen und schien zu schwanken, eine Erscheinung, die durch unzählige funkelnde, kleine Quarzkristalle hervorgerufen wurde.
»Bleiben Sie einen Augenblick stehen«, bat Arsenjew; diesmal richtete er den Apparat senkrecht gegen den Boden.
»Das Rohr ist nicht weit von uns entfernt, aber ...«, er beendete den Satz nicht, sondern trat an mich heran und reichte mir das Kabel. Ich schloß es an und zuckte zusammen – so stark war das gleichmäßige Dröhnen. Arsenjew blickte den Hang hinauf, den wir heruntergestiegen waren, als wollte er die Entfernung schätzen, die uns von der Schlucht trennte. Dann schritt er weiter. Allmählich näherten wir uns der weißen Kugel. Ihre Größe war schwer abzuschätzen. Auf der linken Seite ragten vier Felsnadeln hinter ihr empor, auf der rechten stand dicht aneinandergedrängt eine Gruppe spitzer Obeliske, die von verwitterten Bruchstücken umgeben waren. Zwischen uns und der Kugel lag dunkel und still, von geröllübersäten Hängen eingeschlossen, eine schmale Bucht. Das andere Ufer war von zerschmetterten Steinblöcken und drohend glänzenden, senkrecht aufgerichteten Felsplatten bedeckt.
Plötzlich blieb der Astronom stehen. »Die weiße Kugel sendet ...«, sagte er dumpf. Der Induktionsapparat war nun überflüssig; denn das tiefe Brummen des Radioempfängers im Innern des Helmes wurde ständig lauter. Ich eilte hinter Arsenjew her. Er sprang über die Felstrümmer, erreichte als erster die Bucht und ging ohne zu zögern ins Wasser. Er sackte unter, tauchte aber sofort auf; das Wasser reichte ihm bis unter die Achseln. Rasch halfen wir einander beim Erklimmender schrägen Felsplatte des jenseitigen Ufers. Von dort aus sahen wir wieder die weiße Kugel. Sie warf leichte Schatten auf das Geröllfeld. Ein Abhang führte zu geborstenen Felsnadeln. Hinter der letzten lag ein ebener Platz, der mit Bruchstücken von Gestein und feinem Schotter bedeckt war. Von
Weitere Kostenlose Bücher