Die Astronauten
dort aus konnte man schon nicht mehr die ganze Kugel überblicken. Sie stand wie eine gewölbte, glatte Mauer vor uns. Wir traten heran. Ich berührte die weiße Wand mit den Fingerspitzen. Mein Herz schlug dabei laut und schnell. Ich hob den Kopf – riesenhaft und unbeweglich ragte die Kugel über mir auf. Ich lehnte mich mit den Schultern an ihre Wand. Der Hubschrauber war nicht zu sehen. In der Ferne, hinter dem Abhang und seinem Geröllfeld, das wir überquert hatten, gähnte zwischen den auseinandertretenden Felsen die Öffnung der Schlucht.
»Das Dröhnen wird immer stärker«, sagte Rainer. »Wäre es nicht ratsamer, diesen Ort zu verlassen?«
Arsenjew blickte auf den Strahlungsmesser. »Es ist keinerlei Strahlung vorhanden. Ich glaube aber, daß ...« Mitten im Satz brach er ab. In dem dunklen Tor der Schlucht flammte ein Blitz auf. Lang anhaltend rollte ein Donner. Noch einmal blitzte und donnerte es, dann quollen aus dem Schlund dichte Rauchwolken und wälzten sich träge über das Geröll hinab.
Niemand von uns sprach ein Wort. Wir standen wie versteinert und starrten auf den qualmenden Ausgang der Schlucht.
Schließlich warf der Astronom den Apparat über die Schultern und schaute jeden einzeln von uns schweigend an. »Ich glaube, wir werden heute außerhalb der Rakete übernachten«, sagte er und schritt auf die Bucht zu.
Für den Rückweg brauchten wir fast zwei Stunden. Mit pochendem Herzen, atemlos, schweißüberströmt, fast laufend gelangten wir in die Schlucht, die uns mit dumpfem Schweigen empfing; es war hier bedeutend kälter als unten im Talkessel. Einer nach dem anderen erklommen wir die Felsblöcke, kletterten über wacklige Steinplatten, sprangen von Stein zu Stein, bis der Landeplatz vor uns lag.
Der Felsen war rußbedeckt. Verkohlte Fetzen, Konstruktionsteile, an denen noch glimmende Tropfen geschmolzenenMetalls hafteten ... Vor meinem Schuh glänzte etwas Silbernes. Es war ein Teil des Fahrgestells mit einer Halteschraube – zerfetzt wie ein Stück Papier.
Arsenjew warf kaum einen Blick auf dieses Bild der Verwüstung. Er stellte den Induktionsapparat auf den Boden und horchte längere Zeit. »Das haben wir nun von unserer Dummheit«, sagte er endlich, nahm den Apparat auf, drehte sich um und ging zurück. Wortlos stiegen wir über das abschüssige Geröll zu Tal. Nur unsere Schritte und das Geräusch der hinabkollernden Steine unterbrachen die Stille.
In der Nähe des Ausganges der Schlucht trat Arsenjew an eine große Steinplatte heran, die auf den Kanten einiger Felsbrocken auflag und so einen natürlichen Tisch bildete.
»Fünfzehn Minuten Rast und Beratung«, kündigte er an. »Sind Sie sich darüber im klaren, was vor sich gegangen ist?«
Während er dies sagte, breitete er die Karte auf dem Tisch aus, die er aus der Außentasche des Skaphanders gezogen hatte. Was mich betrifft, so verstand ich nichts von alledem. In meinem Kopf herrschte ein wüstes Durcheinander. Nur so viel vermochte ich mir vorzustellen: Es war eine Katastrophe eingetreten, deren Folgen unübersehbar waren. Wir hatten den Hubschrauber, die Instrumente und die Lebensmittel verloren. Es war uns nur eine Konserve je Kopf als eiserne Ration, eine geringe Menge Wasser und der Sauerstoffvorrat geblieben, den wir noch in den Flaschen der Skaphander hatten. Außerdem trug Soltyk einen Hand-Strahlenwerfer mit sich und ich – eine Rolle Seil. Das war alles.
»Sie nehmen doch nicht etwa an, Professor, daß es ein – Angriff gewesen ist?« fragte Soltyk zögernd.
»Nein. Ich glaube, wir sind zum größten Teil selber schuld.«
»Aber wieso denn?« rief ich.
Arsenjew antwortete nicht.
»Der Treibstoff explodierte in den Behältern«, dachte Rainer laut. »Das war aber nur der Anfang. Bringt man die Katastrophe mit dem Dröhnen in Verbindung, das unter der Kugel zu hören war ... doch, doch, das Rohr!«
»Also elektromagnetische Felder?« fragte Soltyk.
«Und zwar von einer riesigen Stärke ... Im Bruchteil einer Sekunde mußten Millionen Gauß gewirkt haben!«
In meinem Kopf begann es zu dämmern, ich konnte jedochdie gehörten Fragmente noch nicht zu einem Ganzen zusammenfügen. »Diese Steine ... der Magnetit ... Professor, hat das etwas mit dem freien Platz, auf dem wir landeten, zu tun?«
»Das ist es ja gerade!« rief Arsenjew.
Trotz der Tragik unserer Lage klang in diesen Worten der Triumph des Gelehrten, dem es gelungen war, die Lösung des Problems zu finden. »Der freie Platz!« Er hielt mit
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