Die Astronauten
Weg versperrte, hatte Lao Tsu die Verbindung mit dem Hubschrauber aufrechterhalten. Den ganzen Tag über waren die Gefährten mit der Untersuchung des Seegrundes beschäftigt gewesen. Als die achte Stunden verging, ohne daß wir zurückkehrten, startete Oswatitsch. Nachdem er die akustische Spur gefunden hatte, begann er mit der Suche nach uns. Das Flugzeug konnte nicht so langsam und so niedrig wie der Hubschrauber fliegen. Deshalb verlor Oswatitsch einige Male die Spur, und es dauerte zwei Stunden, bis er den Krater erreichte. Er unternahm einige hartnäckige Versuche, auf dem Boden des Abgrundes zu landen; aber sie waren vergeblich und hätten beinahe eine Katastrophe zur Folge gehabt, da heimtückische Luftströmungen das Flugzeug in die Tiefe sogen. Oswatitsch kreiste in den Wolken und rief uns ständig durch das Bordsprechgerät an. Als auch dies ohne Erfolg blieb, warf er an den Hängen des Kraters Säcke mit Lebensmitteln ab und flog zurück. Er hatte gerade noch so viel Treibstoff an Bord, daß er mit Mühe und Not den See erreichte. Im Laufe des nächsten Tages wurden die Gefährten immer unruhiger. Sie erwogen, ob sie sich nicht, entgegen unserem Plan, doch mit dem »Kosmokrator« auf die Suche begeben sollten. Inzwischen brach die Venusnacht an. Schwere Stürme waren zu erwarten, und der Bug der Rakete mußte mit Stahltrossen am Ufer befestigt werden. Der Orkan kam ganz plötzlich. Mit einer Geschwindigkeit von über dreihundert Stundenkilometern preßten sich die Luftmassen durch den Felsenschlund in den Talkessel. Der »Kosmokrator«, von den Wellen hin und her geschleudert, zerrte mit aller Gewalt an den Stahlseilen. Um dem furchtbaren Druck von Luft und Wasser entgegenzuwirken, ließ Oswatitsch die Motoren an und hielt die Rakete mit dem Bug gegen den Wind. Trotzdem riß eine der Trossen, und das Raumschiff wurde gegen das Ufer getrieben. Fast schien das Verlassen des Sees der einzige Ausweg zu sein. Aber die Gefährten blieben dennoch, da ja die Möglichkeit bestand, daß wir bereits in der Nähe wären und uns nur der Orkan daran hinderte, zurückzukehren.
Sechs Stunden lang wühlte der »Kosmokrator« das Wasser mit seinen Auspuffgasen auf und verringerte dadurch den Druck auf die Stahlseile. Als die größte Wut des Orkans vorüber war, schalteten die Gefährten den großen Reflektor ein, dessen Licht wie eine weiße Säule über die Nebel emporragte und uns dann auch den Weg wies.
Am nächsten Tage stand ich sehr spät auf. Die Erschöpfung, die mir noch in allen Gliedern lag, ließ nur sehr langsam nach. Die Zentrale war leer, als ich sie betrat. Ich blickte auf die aerometrischen Instrumente. Der Luftdruck war gestiegen, die Temperatur bis auf acht Grad unter den Gefrierpunkt gesunken. Der Rumpf der Rakete hob und senkte sich kaum merklich wie die Brust eines schlafenden Riesen. Hier und da ließ sich das Knirschen der Eisschollen vernehmen, die an den Panzer des »Kosmokrator« stießen. Ich setzte mich vor den großen Leuchtschirm; aber es war finstere, sternenlose Nacht. Ich senkte den Kopf und ruhte mit halbgeschlossenen Lidern in wohligem Nichtstun aus. Mir war, als müßte ein Traum, den das Erwachen unterbrochen hatte, seine Fortsetzung finden.
Chandrasekar kam herein und blieb vor mir stehen.
»Na«, fragte er, »ist Ihr großer Hunger nun gestillt?«
»Nein«, entgegnete ich, »mein Hunger nach Wissen hat sich nur vergrößert und der nach Abenteuern ..., der wird sich wohl nie stillen lassen.«
Tags zuvor waren wir so müde gewesen, daß wir unsere Erlebnisse nur in wenigen, kurzen Worten hatten schildern können. Nun begann ich zu erzählen. Chandrasekar lächelte mir zu, und ich sprach zu ihm wie zu einem guten Freunde. »Wir haben uns Fehler geleistet«, sagte ich, als ich mit meinem Bericht zu Ende war, »für die man wohl keinen von uns verantwortlich machen kann. Arsenjew handelte aber gegen seine eigenen Grundsätze, indem er den Abstecher zu der Grotte der metallenen Geschöpfe unternahm. Die Vernunft, der Verstand mußten ihm befehlen weiterzugehen, denn der Sauerstoff wurde immer knapper. Indessen richteten wir uns aber manchmal nicht nach dem Verstand oder der Vernunft, und das ist gut so. Wir entdeckten etwas, was große Bedeutung haben kann. Arsenjew hat eine Handvoll dieser metallenen Insekten mitgebracht. – Haben Sie sie schon gesehen, Professor?«
»Ja, sie liegen im Laboratorium, Arsenjew hat gebeten, mit der Untersuchung auf ihn zu warten. Aber – um auf
Weitere Kostenlose Bücher