Die Atlanten von Wheed: Die magischen Karten (German Edition)
packte sie den Anhänger wieder unter ihr Hemd. Auch wenn das Edelwerk nicht mit der Abbildung der Schriften zusammenpasste, freute sie sich neue Werke lesen zu können. Von einem Smurko hatte sie noch nie etwas gelesen. Die Märchen waren bestimmt spannend. Aura verstaute das Werk hastig unter ihrem Kissen als sie die rufende Stimme ihrer Mutter vernahm. Sie würde heute Nacht ein bisschen darin lesen. Wenn alle anderen schliefen und sie genug Ruhe hatte und von Niemand gestört würde aber dazu kam sie nicht. Es war spät geworden bis sie ins Bett gekommen war und müde schlief sie sofort ein.
Pünktlich, als die erste Sonne halb an der Platte empor gestiegen war, stand Marc vor dem Riesenfelsen. Es war ungewöhnlich aber das Tor zum Wissensbau war verschlossen. Der Meister war normalerweise bereits bei der Arbeit wenn sie knapp über den Plattenrand lugte. Er klopfte und rief, bekam aber keine Antwort. War das schon die Prüfung? Aber der Meister wollte doch erst mit ihm reden. Der Junge Mann setzte sich auf die Stufen des Eingangs und wartete. Kurwat Ersol hatte immer wieder von der inneren Ruhe gesprochen und von Geduld. Marc konnte geduldig sein also wartete er. Nachdem die erste Sonne schon halb zu sehen war öffnete sich endlich das Tor.
„ Wartest du schon lange?” Dunkle Ringe unter den Augen seines Meisters spiegelten eine unruhige Nacht wieder.
Ob er wohl zu den Männern gehört die nachts in Tavernen verkehrten? Sich mit vergorenen Säften und Freien Mädchen vergnügten?
, fragte sich Marc ungläubig, antwortete aber dann: „Ein Weilchen.“
„ Ich hatte gestern Besuch von einem Freund.”, erklärte Kurwat, der die Gedanken des Jungen an seinem Gesicht abzulesen schien.
Marc wusste wer dieser Freund war. Er konnte nicht verstehen wie sein Meister es mit diesem unsympathischen Mann aushalten konnte. Gordul war herablassend, falsch und absolut hinterlistig soweit er ihn einschätzte. Trotzdem war er Kurwats Freund.
„ Komm herein.” Sie gingen in die Halle und der Meister setzte sich hinter sein Pult.
„ Das Probestück. Also das Probestück ist eine Karte die du alleine schreiben musst. Du darfst dir aussuchen welche es sein soll. Egal welche Platte. Du wirst einen eigenen Atlanten schreiben. Mit allem was dazu gehört. Stadtpläne und Siedlungen mit Sippenbezeichnung und welches Werk dort inne ist. Wasser, Wälder, Wege, Stege. Du kannst auch Krautplätze und andere Besonderheiten einfügen. Du hast dazu so viel Zeit wie du brauchst und wenn du fertig bist dann kommst du wieder und wir werden deinen Atlas mit den Atlanten der Meister vergleichen.”
„ Gut. Das will ich machen. Muss ich denn alleine reisen oder darf mich jemand begleiten?”, fragte Marc, der daran dachte seine Schwester mit zu nehmen da sie in letzter Zeit immer wieder davon gesprochen hatte dass sie von Wheed nicht einmal Ingwas richtig kannte. Sie war ziemlich hartnäckig und quälte ihren Vater so lange mit ihrer Bitte sie doch reisen zu lassen, bis dieser schließlich nachgegeben hatte. Er erlaubte ihr mit dem Nächsten aus der Sippe, der eine Reise machen würde, zu reisen. Vater Gerson gab dem Wunsch seiner Tochter in dem Wissen nach dass Niemand in nächster Zeit eine Reise machen würde. Zumindest war er bei der Vergabe des Versprechens in diesem Glauben gewesen.
Marc würde seine Pläne jedoch durchkreuzen denn eine Probe musste gemacht werden. Sonst war der Arbeitsteil nicht abgeschlossen und er konnte nicht weiterlernen. Gerson hatte schlicht nicht daran gedacht wie die Probe eines Kartenschreibers auszusehen hatte. Eine Karte der eigenen Platte anzufertigen war zwar möglich, allerdings fertigten die Besten der Zunft Atlanten von fremden Platten. Als Lerner von Kurwat, der selbst einer der Besten auf ganz Wheed war, würde er auch einer der Besten sein. Die Anfertigung eines Kartenwerkes über eine fremde Platte war das Mindeste was von ihm erwartet wurde.
„ Du musst nicht alleine reisen. Ich kenne keine Regel die eine Begleitung auf dieser Reise verbietet. Hier nimm dieses Werk mit.“, er reichte ihm das kleine Geheft. „Mein Meister gab es mir auch auf meine Probe mit und es hat mir hin und wieder gut geholfen. Und in diesem Beutel“, er zog ihn aus einer Tasche seines Gewandes hervor, „ist eine Kleinigkeit. Ich bin mir sicher, du kannst es auf deiner Reise gut gebrauchen.” Marc nahm das Geheft und den Flachsbeutel dankend entgegen. Er verabschiedete sich von seinem Meister und ging nach
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