Die Atlanten von Wheed: Die magischen Karten (German Edition)
der Hand, stahl sie aus der Vorratskammer noch gebratenes Fleisch und Käse. Vorsichtig, beinahe geräuschlos, um ja Niemanden aufzuwecken, schlich sie sich zur Tür der Wohnburg. Sehr sachte öffnete sie diese gerade so weit dass ihr schmaler Mädchenkörper hindurch schlüpfen konnte. Aura wusste, würde sie die Tür zu weit öffnen, würde sie ein markerschütterndes Knarren von sich geben. Schritte im Hof würden hallen und nachts lauter zu hören sein als am Tag. Das durfte auf keinen Fall passieren. Kaum traute sie sich zu atmen und blickte sich bei jedem Geräusch, das sie verursachte, kurz um. Erst als sie ein Stück weit von ihrem Zuhause entfernt war wagte sie die Schuhe anzuziehen und normal zu gehen und auch wieder richtig Luft zu holen. Ein unbändiges Gefühl von Glück und Freude durchströmte sie. Aura hätte platzen können vor Gefühlen. So musste die Freiheit sein. Sie lief die Straße entlang durch die Stadt und horchte auf die Geräusche. Noch durfte Niemand sie sehen. Bald war die Gabelung erreicht die nach links zum Grundelsee und Rechts nach Eck führte.
Aura fühlte sich als könne sie Bäume ausreißen als sie die ersten Schritte ihres Weges tat. Die Straße verlief neben dem Gründelsee entlang und noch ein Stück den Fluss entlang, der, wie sie selbst, in Eck sein Ziel, den Großen See, erreichen würde. Auras Weg trennte sie nach einer Weile vom Fluss und folgte einer Fährte in den Baumwald. Ihre Euphorie hielt an, so lange die Straße noch von den Lichten der Stadt und dem Doppelmond erhellt wurde. Jetzt folgte sie aber einem Weg der immer dunkler wurde. Die Bäume standen immer dichter und selbst der Schein des Doppelmondes drang nicht mehr bis zur Erde unter ihren Füßen durch.
Du hättest dir eine Lichte mitnehmen sollen Aura Gerson
, schimpfte sie in Gedanken mit sich selber.
Je dunkler ihr Weg wurde umso mulmiger wurde ihr. Sie hörte Laute und Geräusche die sie nicht zuordnen konnte und eine kalte Angst setzte sich in ihr fest. Vielleicht war es doch keine so gute Idee gewesen mitten in der Nacht und ganz alleine nach Eck zu laufen. Äste knackten in dem tiefen Gehölz und Aura schrak jedes Mal zusammen wenn sie etwas hörte, blieb einen Augenblick stehen und lauschte.
Plötzlich schoss etwas aus dem Gehölz über den Weg um auf der anderen Seite wieder zwischen Ästen und Bäumen zu verschwinden. Etwas Großes und dunkles. Was war das? Dem Mädchen blieb fast das Herz stehen. Aura wollte nicht herausfinden was es war und so rannte sie den Weg entlang wie ein gehetztes Tier. Das Mädchen spürte das ES sie verfolgte. Dieses ES war hinter ihr, verfolgte, nein jagte sie. Sie wagte nicht nach hinten zu sehen. Immer weiter immer schneller. Sie dachte das tappen von laufenden Pfoten zu hören. Lauter Atem ging hinter ihr. Oder war es ihr eigener? Sie wusste dass der Wald den Weg wieder frei geben würde. Sie hatte es auf den Karten gelesen die ihr Bruder manches Mal mitgebracht hatte und an denen er arbeitete. Das Stück durch den Wald war verschwindend gering. Noch ein Stück. Nur noch ein kleines Stück dann wäre sie wieder auf freiem Gelände und könnte die Lichten von Eck sehen.
Wenn du die Lichten siehst dann bist du in Sicherheit denn dort hin traut sich kein Ungul und auch kein Krombler
, hörte sie die Stimme ihrer Antga in ihrem Kopf.
Der ganze Wald schien zu leben und nach ihr zu greifen sogar die Bäume schienen sich zu bewegen. Äste, die weit in den schmalen Pfad ragten, schlugen ihr ins Gesicht und auf die Arme. Aura schrie und rannte, wischte sich die Tränen aus den Augen und schrie wieder und rannte. Die kalte Nachtluft brannte scharf in ihren Lungen und die schlimmsten Bilder von Raubtieren schossen ihr durch den Kopf. Tränen in ihren Augen nahmen ihr die Sicht. Nur weg hier. Raus aus diesem Wald. Fort von diesem jagenden Etwas das sie verfolgte.
Sie stolperte plötzlich über eine Wurzel und fiel in vollem Lauf in den Staub. Sie drehte sich um den feinen, ausgetrockneten Erdboden nicht einzuatmen. Betäubt vor Erschöpfung und dem Sturz blieb sie einen Moment auf dem Rücken liegen. Sie sah den Doppelmond über ihr und hörte außer dem Rauschen des eigenen Blutes in ihren Ohren das leise Gluckern des Flusses der vom Gründelsee bis nach Eck floss. Sonst nichts. Vorsichtig setzte sie sich auf und betrachtete immer noch schnaufend den Weg den sie gelaufen war. Nichts. Da war Nichts. Sie fand sich ein gutes Stück von den letzten Bäumen des Waldes
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