Die Atlanten von Wheed: Die magischen Karten (German Edition)
die Männer mit ihrem Bruder zurückzogen würde es für alle etwas zu Essen geben. Aura hatte keinen Hunger. Seit Tagen hatte sie schon keinen Bissen mehr angerührt und auch nicht mehr gesprochen. Wozu auch. Es war egal ob oder was sie sagte, es fände kein Gehör bei den Männern. Sie war von einem Raum in den nächsten geschlichen und hatte sich unruhig in der Wohnburg herum gedrückt. Weder Mort noch Randag, die in den letzten Tagen stetig anwesend waren, hatten scheinbar diese Veränderung wahr genommen. Sogar ihr Bruder war zu beschäftigt gewesen um es zu bemerken. So saßen, nachdem die Sonnen ihren Tageslauf beendet hatten, die Wächter, Marc und Aura an diesem Tag an dem großen Tisch in der Halle. Eine festlich gedeckte Tafel, wie bei jedem Treffen, lud ein Platz zu nehmen. Sie aßen, besprachen und lachten auch ab und an, wenn die Sprache auf den Überfall von Gordul kam. Die Teller leerten sich. Alle bis auf einen. Wieder nahm augenscheinlich niemand von ihr Notiz und wieder bemerkte niemand das sie die einzige war die weder sprach noch aß. Nur Sam Guldra, der Anführer der Wächter hatte jenen scharfen Blick, den man brauchte um die Leere in ihren Augen zu erkennen. Als sie beim ersten Treffen aus dem Saal geschickt wurde sah er Widerstand in ihnen aufblitzen, beim zweiten war es Missgunst gewesen, beim dritten ging sie bereits ohne Aufforderung, nachdem sie ihr Mahl beendet hatte. Man könnte sagen sie war voller Trotz gewesen. Aber dieses Mal war nichts in ihren Augen zu sehen. Sie saß da und wartete auf den Zeitpunkt ab, an dem sie verschwinden würde. Sam sah auch das Verhalten der Wächter ihr gegenüber. Hatten sie anfangs noch über sie gelacht weil sie sich mit Händen und Füßen gewehrt hatte den Saal zu räumen, später unverständlich über die Uneinsichtigkeit des Mädchens, das hier nichts verloren hatte, den Kopf geschüttelt so wurde sie jetzt komplett ignoriert. Als der letzte seinen Teller geleert hatte, stand das Mädchen auf und ging aus dem Raum. Nicht einmal ihr Bruder sah ihr nach. Sam beschlich ein ungutes Gefühl. Es war das Gefühl, etwas nicht verhindert zu haben, was sie vielleicht später Kopf und Kragen kosten konnte.
Er folgte eine Weile den Diskussionen. Der nächste Blaumond war nicht mehr weit und man wollte nicht riskieren von der Riege auf dem Sulberg entdeckt zu werden. Bevor Marc seine Magie nicht entdeckt hatte würde es sowieso keinen Sinn machen diese Reise anzutreten.
Sam Guldra stand auf ohne die Diskussion zu unterbrechen und schritt aus dem Raum. Er suchte Aura. Seine Gefühle hatten ihn noch nie getrogen und so musste er auch diesem Gefühl auf den Grund gehen. Jeder Raum, bis auf die Halle, war leer. Der Wächter ging langsam Richtung Ausgang und fand sie in einer versteckten Nische auf der Treppe sitzen. Wäre das Mondlicht nicht auf ihre blanken Füße gefallen hätte er sie nicht entdeckt.
Er setzte sich neben das schmächtige Mädchen auf die Treppe die im Schatten lag. Aus der vor Leben strotzenden jungen Frau war ein Schatten geworden der sich in der Dunkelheit der Nacht verlieren konnte.
„ Es ist eine schöne Nacht heute.“ Er erhielt keine Antwort. Still und Stumm, den Blick in die Ferne gerichtet saß sie da. Die Ellenbogen auf den Knien, die Hände gefaltet und blickte zum See.
„ Es gefällt dir nicht dass du nicht mehr raus darfst habe ich Recht?“, richtete er diesmal eine direkte Frage an sie. Wieder keine Antwort. Sam saß noch einige Augenblicke neben ihr bevor er es noch einmal versuchte.
„ Was ist los mit dir? Du isst nicht, du sprichst nicht, deine Wangen sind eingefallen dein Blick ist leer wie eine Bosselfruchtnuß?“, wieder bekam er keine Antwort.
Aura drehte langsam den Kopf in seine Richtung sie entfaltete die Hände und ergriff seine Handgelenke und da sah er es. Sein Blick wurde in die Dunkelheit ihrer jetzt schwarzen Augen gezogen. Tief in dieser schier unendlichen Schwärze entstanden plötzlich Bilder. Landschaften, Berge, Bäume, Schmuckstücke und Quellen. Durch ihre Hände flossen Gefühle und Empfindungen in ihn, welche die Bilder begleiteten. Freude und Zuversicht, Liebe, Glück, Enttäuschung, dann schlich sich eine tiefe Traurigkeit in ihn. Ein riesiger See aus Verzweiflung in dessen Wassern er zu ertrinken drohe überflutete ihn. Das Bild des Ovals tauchte auf. Erst sehr undeutlich und Schemenhaft, dann klar. Der grüne Stein leuchtete wie heller Feuerschein um an Intensität zu verlieren bis nur noch
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