Die Atlanten von Wheed: Die magischen Karten (German Edition)
sie aus dem Blickfeld der beiden verschwunden und saß wie unsichtbar daneben. Dieser Randag Col hatte sich einfach dazwischen gedrängt. Für ihren Bruder hätte sie ihren Geburtstag gerne geopfert aber nicht für ihn.
„ Wir brauchen noch den Schlüssel.“, sagte Marc. „Aura, gib ihm den Schlüssel.“
Sie zögerte einen Moment, holte den Anhänger aber nach einem Blick in Marcs Richtung hervor und hielt ihn Randag entgegen. Er nahm ihn ihr aus der Hand und nach einem kurzen Versuch hatte er das Geschmeide in den Deckel eingepasst und geöffnet. Aura zog sich zurück. Eifersucht stieg in ihr hoch. Eifersucht auf diesen Randag der so viel interessanter zu sein schien als sie selbst. Die Vollendung des sechzehnten Zyklus seiner Schwester war nicht besonders genug für ihren Bruder. Und sie war beleidigt. Sogar den Anhänger ihrer Antga musste sie hergeben. Er hatte den besonderen Augenblick zwischen ihr und ihrem Bruder verdorben. Traurigkeit überfiel sie plötzlich und unerwartet. Aura spürte, dass sie etwas verloren hatte. Etwas was nur heute Nacht möglich gewesen wäre. In der Höhle legte sie sich auf eine Decke und schob sich ihren Beutel unter den Kopf. Sie hörte Randags Stimme, die verschiedene Sprüche und Formeln aufsagte und Marc, der ihm eifrig nachsprach. Es schien als hätten die beiden vor der Höhle keinen Erfolg. Irgendwie hatte Aura auch nichts anderes erwartet. Irgendwie hatte sie es gewusst. Unruhig schlief sie ein. Träume, wie sie in letzter Zeit oft durch ihre Gedanken zogen, schlichen sich in ihren Schlaf.
„ Warum funktioniert es nicht?“ Marc sah sein Gegenüber fragend an.
„ Ich weiß es nicht. Vielleicht machen wir irgendetwas falsch. Ich bin kein Meister. Ich kenne zwar die Texte und Formeln und der Ablauf ist mir auch bekannt, dennoch kann es sein, das wir einen Fehler machen. Genauso gut ist es vielleicht einfach nur zu früh. Du hast das Mannesalter noch nicht erreicht und ich bin fast schon davon überzeugt, dass der Zeitpunkt einfach zu früh ist.“, versuchte Randag das Misslingen zu erklären.
Der Abstieg vom Sulberg des Hall Gebirges gestaltete sich nicht weniger kraftaufwendig als der Aufstieg. Gordul, der immer noch im Land der Träume auf der Grasfläche lag, wurde einfach zurück gelassen. Er würde am nächsten Morgen, wenn er seine Augen aufschlagen würde und das Elixier seine Wirkung verloren hatte, über die rasenden Kopfschmerzen und die Tatsache zwei Tage und die Blaumondnacht nebst Dolch und Atla Wheed verloren zu haben sehr ungehalten sein.
Als der Berg hinter ihnen lag und sie, wieder auf flachem Gelände angekommen, eine Pause einlegten, fragte Aura wo sie denn jetzt eigentlich hin gingen.
„ Wir werden euch in Alt Rieg auf Shiebe verstecken. Mort Rieger ist ein erfahrener Wächter und die Wächter der Seelensteine treffen sich regelmäßig in der verlassenen Sippenburg. Die Sippe von Rieg lebt schon seit Generationen nicht mehr dort weil der Fels zu hart ist um ihn noch weiter ausbauen zu können. Die Sippe ist schon seit Generationen zu groß für die alte Wohnburg. Shiebe ist sehr dünn besiedelt und die Gefahr dort in der Abgeschiedenheit entdeckt zu werden, äußerst gering. Wir müssen unbedingt aus dem Einflussbereich der Riege kommen.“
„ Kann Gordul nicht nachforschen wohin wir schiffen?“, zweifelte Marc.
„ Nein. Kann er nicht. Wir schiffen nicht über Mittwend aus. Wir schiffen über Col aus. Das wird er nicht erwarten und wir haben noch einen Vorteil. Wir müssen nicht nach einer Gelegenheit zu reisen suchen. Wir haben schon einen Schwimmbaum dort liegen.“
Das erklärte die stattliche Figur des Mannes. Die Sippe Col lebte im Hafen von Col. Randag Col war bei den Schiffern aufgewachsen denn es war seine Familie. Zwar stand er in Größe und Anblick den Landbewohnern in nichts nach, doch war er kräftiger und seine Muskeln zeichneten sich bei bestimmten Bewegungen auch unter dem weiten Gewand ab, das er trug.
Am späten Abend dieses Tages hatten sie bereits Sovent erreicht. Auras Füße taten furchtbar weh. So viel war sie schon lange nicht mehr gelaufen. Sie fragte sich insgeheim warum ihre Füße als Kind nicht so geschmerzt hatten, wo sie doch den ganzen Tag durch die Gegend gelaufen war. Als sie auf einem harten Bett lag, welches in der Wohnburg von Randags verwitweter Tante stand, besah sie sich das Oval, welches sie am Morgen von dem „Führer“ ihrer Expedition wieder zurück erhalten hatte. In drei Tagen wären
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