Die Atlanten von Wheed: Die magischen Karten (German Edition)
hatte kein Mädchen gesehen. Neugierig richtete er sich auf. Irgendetwas trieb ihn plötzlich. Er musste sich vergewissern.
Tief geduckt hockte der alte Mann in der Deckung der hohen Ufergräser als sich der junge, stattliche Mann auf den Weg machte ihn zu suchen. Blut war auf seiner Stirn und in seinem Gesicht verkrustet. Ein Dolch blitzte in seinem Gürtel. Riggold kannte den Dolch. Gordul hatte oft mit dem Prunkstück geprahlt. Das waren also die vielen Männer die ihn angeblich überfallen hatten. Ein Einzelner. Er konnte keinen von der Riege auf dem freien Platz entdecken. Was hatten die Wächter mit ihnen gemacht? Hatten sie die Angreifer über die Felswand geworfen? Er beobachtete weiter. Das Mädchen saß mitten unter ihnen. Sie war sehr schön soweit er das von seinem Versteck aus beurteilen konnte. Lange helle Haare die sich an den Spitzen zu kleinen Locken formten hingen über ihre schmalen Schultern. Leuchtende Augen, wie zwei Sterne blickten aus einem fein geschnittenen Gesicht. Vollkommen bewegungslos, um sich nicht zu verraten, verharrte er. Still warteten die Männer an dem silbrigen Steintisch auf die Rückkehr ihres Kundschafters. Als er die Schritte in dem hohen Gras hinter sich hörte duckte er sich noch tiefer auf den Boden. Er hatte zwar einen günstigen Platz um nicht entdeckt zu werden, würde der Kundschafter aber nur einen Blick nach unten und nicht nur nach links und rechts werfen, wäre er entdeckt. Der alte Mann hielt die Luft an als die Schritte nahe an ihm vorüber schritten. Der junge Mann trat auf die freie Fläche und berichtete an seinem Platz angekommen, dass er niemanden gefunden hatte.
Riggold beobachtete weiter. Sie unterhielten sich und als der Mond hoch am dunklen Nachthimmel stand starteten sie die Zeremonie.
Sie blieb jedoch erfolglos. Auch nach mehreren Versuchen schien sich nichts zu bewegen. Sam Guldra, den er kannte, zog sich mit den anderen in die kleine aber geräumige Höhle zurück. Decken hingen vor dem Eingang um die leichten Winde auf dem Massiv auszusperren. Nach einer Weile bewegte sich der Deckenvorhang und Aura trat leise ins Licht des Mondes. Das Mädchen hatte die Werke in der Hand. Sie holte einen mit Steinen besetzten, ovalen Anhänger unter ihrem Hemd hervor und betrachtete die Gegend durch den Mittelstein. Sie schlug eines der Werke auf und begann in dem silbernen Licht zu lesen.
Riggold brauchte einige Sekunden um zu verstehen was er gerade gesehen hatte. Plötzlich fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Er erkannte den Fehler, den die Wächter gemacht hatten. Es war immer noch die Nacht des blauen Mondes und er hatte jetzt die Möglichkeit die Magie wieder auf die Welt zu bringen.
Hastig und so schnell er konnte rannte er aus seiner Deckung auf das Mädchen zu, legte der Erschrockenen eine Hand auf den Mund und flüsterte in ihr Ohr.
„ Bitte, bitte schrei nicht. Ich will dir nichts tun. Ich möchte nur mit dir reden.“ Auras Gegenwehr verebbte langsam als sie merkte dass er ihr nur den Mund zuhielt. Wenn er sie hätte töten wollen, dann wäre es ein Leichtes für ihn gewesen ihr mit einem Messer die Kehle zu durchschneiden. Ihr Atem begann sich wieder zu normalisieren.
„ Bitte. Nicht schreien. Ich bin auf eurer Seite.“ Aura nickte langsam und die Hand auf ihrem Mund löste sich, der Mann gab sie zögernd wieder frei.
Sie sprang auf, drehte sich um und wich einen Schritt zurück.
„ Wer bist du?“, fragte sie den Alten.
„ Mein Name ist Riggold Barbruck. Ich bin freier Sternendeuter. Ich hoffe du verzeihst mir den Angriff auf dich. Aber ich wusste nicht, wie ich sonst mit dir reden sollte.“, er verbeugte sich dabei tief vor Aura. „Zu meiner eigenen Schande muss ich zugeben, mich der Riege angeschlossen zu haben. Allerdings füge ich zu meiner Verteidigung hinzu, dass ich keinen anderen Weg sah, die Magie wieder auf die Welt zu bringen. Das, und zwar das alleine, ist mein Ziel. Ich habe mich von der Riege abgewandt.“
„ Ich weiß. Ich habe dich gesehen wie du weg gegangen bist. Du hast nicht gekämpft. Hast uns nicht angegriffen.“, sagte Aura. „Was willst du von mir?“
„ Ich habe euch beobachtet. Auch ich kenne die Weissagungen und Prophezeiungen der Alten Zeit. Die Wächter haben nicht zugelassen, dass du dich mitteilst. Ich glaube zu wissen was der Fehler an der Zeremonie war.“, erwiderte Riggold.
„ Dann müssen wir schnell die anderen aufwecken. Wir müssen sie holen.“
„ Nein. Das müssen wir nicht. Ich
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