Die Atlanten von Wheed: Die magischen Karten (German Edition)
Sam zu bedenken.
„ Es gibt keine restliche Sippe mehr. Wir waren die letzten, die noch am See lebten. Die Sippe war immer schon klein gewesen. Nicht so wie bei Anderen. Vater und Mutter hatten keine Geschwister und mein Bruder ist ertrunken, als er klein war.“ Tränen stiegen in ihre Augen und sie verbarg ihr Gesicht in den Händen. „Ich lebe nicht freiwillig in dieser unbewohnten Gegend. Die Leute wollen mich nicht um sich haben. Sie sagen, ich hätte etwas Böses an mir. Weil meine ganze Familie tot ist. Aber ich kann doch nichts dafür dass sie Krank geworden sind?“
Tröstend nahm Sam sie in den Arm. Sie konnte nichts dafür. Die Leute auf den Platten konnten grausam sein, wenn sie etwas nicht verstanden. Und es war wahrlich schwer zu verstehen für die einfachen Gemüter wenn es kleine Sippen mit nur drei oder vier Mitgliedern gab. Es war auch nicht für sie erklärbar wenn in kürzester Zeit der Bruder ertrinkt. Sohn eines Bauern, der aber durchaus fähig war einen Schwimmbaum zu fahren und zu warten. Diese Tatsache alleine grenzte schon an Unmöglichkeit. Wenn dann das Unglück noch größer wurde, weil der Rest der Familie an einer Krankheit starb war es fast schon unvermeidbar, dass die Überlebenden dafür die Schuld bekamen.
„ Wir sind jetzt deine Familie.“, sagte Sam als sie sich wieder etwas beruhigt hatte.
Die erste Sonne lugte über den Rand der Platte als Randag aus seinem Zelt kroch. Sam und Riu saßen dicht neben einander und Sam hatte einen Arm um sie gelegt und schien beruhigend auf sie einzureden. Er ging zu ihnen und sah das verweinte Gesicht des Mädchens.
„ Was ist denn los?“, wollte er wissen.
„ Wir haben eine Planänderung.“, eröffnete ihm Sam. „Im Kann See liegt ein Schwimmbaum für uns. Wir sollten uns das gute Stück einmal genauer betrachten. Wenn er geeignet ist von einer Platte zur anderen zu schiffen, dann löst er einen großen Teil unserer Probleme zu reisen.“
„ Wo zum Donner ist mein Beutel mit Plätten?“, schrie Ersip plötzlich in die Gruppe, die mit dem Abbau der Zelte beschäftigt war.
„ Wer hat mein Geld gestohlen!“ Das Gesicht des Händlers war rot angelaufen vor Zorn. Er hüpfte aufgeregt umher, fluchte und schimpfte auf den elenden Dieb. Die Männer hatten kurz ihre Arbeit niedergelegt und sahen ihn unverständig an.
„ Hast du ihn vielleicht verlegt?“, fragte Riggold. „Wo hast du ihn denn zuletzt gesehen?“
„ Nein. Ich habe ihn nicht verlegt. Ich hatte ihn in meiner Tasche! Unter meinen Kopf! Die ganze Nacht!“, missmutig trat er nach einem der kleineren Kiesel, die überall auf dem Platz verteilt lagen.
„ Du!“, er deutete auf Bovan. „Du musst es gewesen sein. Warum sonst verschwindest du immer wieder als würdest du dich in Luft auflösen? Gib mir meine Plätten zurück.“ Mit großen Schritten ging er auf den Fährtenleser zu.
„ Warum ich? Was versprichst du dir davon mich zu beschuldigen? Ich habe deinen Beutel nicht gestohlen.“, erwiderte Bovan. „Es ist ja nicht so, als hättest du dir bisher viele Freunde hier geschaffen.“, er blickte in Lankors Richtung.
„ Dann warst es eben du!“, feuerte der Händler seinen Erzrivalen an. Seine immer noch hastigen Schritte änderten schlagartig die Richtung.
„ Ich glaube du bist nicht mehr klar im Kopf!“, hielt Lankor dagegen. „Ich würde mir eher den Arm abbeißen als dich im Schlaf anzufassen!“
Seireo, der sich auf einen der größeren Steine gesetzt hatte und genüsslich in eine Gelbfrucht biss, dass ihm der süße Saft die Mundwinkel hinab lief, beobachtete das Schauspiel, welches der Händler vollzog. Quid war der nächste, den der Bestohlene verdächtigte. Bevor er sich mit noch mehreren in der Gruppe anlegen konnte wurde Ersip von seinem eigenen Plättenbeutel samt Inhalt an der Schulter getroffen. Das Säckchen fiel scheppernd zu Boden.
„ Man wird sich ja mal einen Spaß erlauben dürfen um nicht ganz aus der Übung zu kommen falls das mit den Schätzen so weitergeht.“, rief Seireo, immer noch auf dem Stein sitzend und kauend zu ihm hinunter. Ersip hielt sich die schmerzende Schulter. Die Plätten hatten ihr Gewicht und waren als Wurfgeschoss sehr gut geeignet.
„ Natürlich!“, schrie er. „Der verfluchte Dieb! Halt dich nur fern von mir, wehe es fehlt auch nur eine Plätte.“, drohte er ihm. „Ihr könnt doch nicht ernsthaft von mir verlangen dass ich mich mit diesem Abschaum auch nur eine Sekunde lang auf einem Schwimmbaum
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