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Die Attentaeter von Luna City

Die Attentaeter von Luna City

Titel: Die Attentaeter von Luna City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc A. Herren
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stöhnte.
    »Was siehst du, Shanda?«, hörte sie von weit weg Pri Sipieras Stimme. »Sag es mir!«
    »Das ... das absolute Nichts!«
    »Du hast die Augen geschlossen – öffne sie und sag mir, was du siehst!«
    Sarmotte kämpfte die Panik nieder, öffnete die Augen – und fand sich im Gleiter wieder. Alles schien so zu sein wie zuvor. Das Gefährt ruhte bewegungslos auf dem Prallfeld. Und vor der Frontscheibe ...
    »Was ... was ist das?«
    Vor ihnen breitete sich ein riesiges dunkles Loch aus. Den Boden des Petavius-Kraters sah sie von ihrer Position aus nicht, nur einen stumpfen Berg, der sich aus der Schwärze emporhob. Sein Gipfel ...
    Shanda Sarmotte blinzelte. Obwohl die Sonne den Zentralberg fast scherenschnittartig scharf aus der Schwärze hervorhob, sah sie nur ein dunkles Etwas, das sich ihrer Wahrnehmung in dem Moment entzog, als sie es genauer fokussieren wollte.
    »Der Schwarze Palast, wie wir ihn nennen«, sagte Pri Sipiera mit gepresster Stimme. »Wie bei den Sonden gelingt es den Ortern des Gleiters nicht, verwertbare Daten zu sammeln. Und weder die optischen Systeme noch meine Augen erhalten ein klares Bild. Deshalb meine Frage an dich: Was siehst du, Shanda?«
    Sarmotte blinzelte. Hastig betätigte sie den Öffnungsmechanismus des Helmes, riss das Visier fast gewaltsam auf, aber das Bild blieb unscharf und verschwommen. Sie hatte das Gefühl, von einem Boot aus auf den Boden eines Gewässers zu blicken, dessen Oberfläche in Aufruhr war.
    »Ich sehe, weshalb ihr den oberen Teil des Zentralbergs als ›Schwarzen Palast‹ bezeichnet«, sagte sie langsam. »Er gleicht tatsächlich einem Palast mit einem oder mehreren Türmen, irgendwie stolz, erhaben, aber ... Tut mir leid, ich kann nicht mehr dazu sagen.«
    »Und telepathisch?«, hakte Sipiera nach. »Was erkennst du mit deinen Parasinnen?«
    Sarmotte wischte fahrig den Schweiß von der Stirn. »Das ist es ja: Ich sehe gar nichts. Es ist seltsam –ganz anders als alles, was ich je erlebt, gefühlt habe.«
    »Kannst du es mir erklären?«
    Hilflos hob die Mutantin die Schultern. »Es ist eine Art stummer Bezirk.«
    »Das heißt, du empfängst keine Gedankeninhalte?«
    »Nicht nur das. Wir wären auch zu weit weg, um konkrete Gedanken zu extrahieren ... Nein, es ist der gesamte Kraterbereich, der für meine Sinne völlig unzugänglich ist. Ich habe das Gefühl, als hätte jemand den gesamten Petavius-Krater aus meiner Wahrnehmung ausgestanzt. Meine Augen sehen zwar das Bild, aber in meinem Fühlen ist nichts. Das absolute Nichts!«
    »Sollen wir uns dem Zentralberg behutsam nähern? Würde das helfen?«
    Shanda Sarmottes Körper versteifte sich. »Bitte ... bitte nicht!«, stieß sie aus. »Der stumme Bezirk löst in mir Ängste aus, die ich gerade nicht beherrschen kann.«
    »Okay«, sagte Sipiera mit deutlich sanfterer Stimme. »Ein Vordringen ist für die heutige Exkursion auch nicht vorgesehen gewesen. Die Daten reichen mir vorläufig. Der Petavius-Krater muss uns sein Geheimnis an einem anderen Tag verraten.«
    »Können wir uns zurückziehen? Ich habe wirklich gerade ein wenig Mühe mit der Situation.«
    Ohne zu antworten, wendete Sipiera den Gleiter und ließ ihn auf dem Prallfeld am Kraterwall in die Tiefe gleiten. Mit jedem Meter, den sie zurücklegten, verminderte sich das Gefühl der Hilflosigkeit in Sarmotte.
    »Hast ... hast du schon einmal einen tonlosen Trivid-Film gesehen?«, fragte sie nach einer Weile.
    Sipiera runzelte die Stirn. »Sicher habe ich das. Es gibt viele Filme, die ganz oder teilweise tonlos sind. Worauf willst du hinaus?«
    Sarmotte strich sich eine schweißnasse Haarsträhne aus der Stirn. »Der Trick der Filmemacher ist es, auch bei vermeintlich tonlosen Filmen ein Geräusch einzubauen – und wenn es nur ein fast unhörbares Rauschen ist. Ein gänzlich geräuschloser Film würde von den Zuschauern als unnatürlich, beunruhigend wahrgenommen werden.«
    »Ich verstehe deinen Vergleich«, sagte Sipiera langsam, nachdem sie kurz nachgedacht hatte. »Selbst auf einer menschenleeren Welt vernimmst du mit deinen telepathischen Sinnen eine Art Hintergrundrauschen. Keine Gedanken, nur die Umgebung, die du als leeren Raum wahrnimmst. Und im Petavius-Krater, diesem stummen Bezirk, fehlt dieses Rauschen komplett. Und das bereitet dir Angst.«
    Sarmotte nickte. »Genauso ist es.«
    Die Anführerin des Widerstandes atmete tief ein. »Vielen Dank, Shanda. Diese Erkenntnis hilft uns zwar im Moment nicht direkt weiter, aber jeder

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