Die Attentaeter von Luna City
der über dreitausendjährigen Mondstadt Luna City.
Es wäre für Sarmotte und Toufec zu gefährlich gewesen, Ayaran direkt zu erkunden. Deshalb beschränkten sie ihre Erkundungstouren auf Spaziergänge, die sie in die Nähe des onryonischen Stadtteils brachten.
»Es gibt einige Onryonen, die ich wahrnehme«, flüsterte sie zurück. »Bei vielen von ihnen kann ich allerdings keinen einzigen Gedanken extrahieren.«
»Die Mentalstabilisierung?«, fragte er.
Sarmotte nickte zögernd. »Wie auch immer sie bei den Onryonen heißen und funktionieren mag.«
»Und bei denen, die keinen solchen Schutz haben?«
Sie zuckte die Achseln. »Das Übliche: Gedanken an die Aufgaben des Tages. Kleine Sorgen ... Einige freuen sich über die Meldung, dass es Regen geben wird, wollen sogar zusammen mit den Lunarern die Regenfeiern besuchen. Solche Dinge halt.«
»Keine militärisch-strategischen Überlegungen? Gedanken zur politischen Lage auf Luna?«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe immer mehr das Gefühl, dass die Onryonen in Ayaran absichtlich bemüht sind, ein ziviles Leben zu führen. Vielleicht wurden sie ausgewählt, unter den Lunarern zu leben, weil sie nicht in strategischen oder militärischen Bahnen denken.«
Toufec seufzte leise. »Und wie steht es mit den Lunarern selbst?«
»Die Aufregung wegen der Rückkehr ins Solsystem hat sich längst gelegt. Geblieben ist die latente Angst. Davor, dass Luna zu einer Waffe in der Hand des Feindes geworden ist. Aber solange sie keine neuen Informationen erhalten, versuchen sich die Lunarer auf ihren Alltag zu konzentrieren, wie sie es in den letzten Jahren und Jahrzehnten getan haben.«
»Mit dem Unterschied, dass sie nun nicht mehr in der Angst leben müssen, bei einem Mondbeben umzukommen.«
»Genau«, pflichtete sie ihm leise bei. »Das ist natürlich ein wichtiger psychologischer Aspekt. Für viele Lunarer wurde das Leben dadurch erträglicher. Auch wenn die aktuelle Situation gewaltige Gefahren birgt, scheint ihr Leben nicht mehr so direkt gefährdet, wie es zu den Zeiten der Beben gewesen ist.«
»Wollte nicht Pri Sipiera punktuell die Informationen streuen, die sie von den Onryonen erbeutet haben, um die Lunarer aufzurütteln?«, fragte er.
»Das tat der Widerstand auch. Aber die Informationen über das Atopische Tribunal und die Anklagepunkte gegen Perry Rhodan erscheinen den meisten Lunarern wohl als zu phantastisch und abgehoben, als dass sie den Gerüchten wirklich Glauben schenken.«
Eine Weile gingen sie schweigend nebeneinander, blieben in unregelmäßigen Abständen stehen, pflückten Heidelbeeren und taten so, als würden sie die stärker werdenden Strahlen der Lichttürme genießen.
»Dann müssen wir wohl abwarten, was Antonin Sipiera bei seiner großen Ansprache zu den gestreuten Gerüchten sagen wird«, sagte Toufec nachdenklich. »Trotz allem, was geschehen ist, scheinen die Lunarer ihrem Residenten nach wie vor die Stange zu halten.«
»Zu großen Teilen zumindest.« Shanda Sarmotte nahm sich eine besonders große und reif aussehende Heidelbeere und steckte sie sich in den Mund. »Allerdings bemerke ich in den Gedanken auch eine gewisse Unruhe. Selbst wenn sich die meisten Lunarer und Onryonen auf ihr Leben konzentrieren, gehen sie davon aus, dass etwas geschehen wird. Ihnen ist nur nicht so ganz klar, was.«
Toufec strich sich über das Kinn, wo sein dichter Bart unter einer Schicht Biomolplast verborgen war. »Wir werden sehen«, sagte er nachdenklich. »Wir werden sehen.«
5.
In der Onryonenstadt Iacalla
Mit akribischer Genauigkeit ging Leza Vlyoth die Profile der möglichen Angehörigen und Informanten des Widerstandes durch. Dabei fragte er sich nicht zum ersten Mal, weshalb Hannacoy diese Bewegung nicht längst im Keim erstickt hatte.
War es die Arroganz des Überlegenen, die ihn davor bewahrte, mit harter Hand durchzugreifen? Anhaltspunkte für die Identitäten der Aufwiegler und Saboteure gab es viele, viel zu viele, um genau zu sein ...
War sich der Ryotar wirklich so sicher, dass die in Luna City mehr oder weniger konsequent eingesperrten Lunarer nicht in der Lage waren, die Pläne des Tribunals zu durchkreuzen?
Weshalb ging er dieses Risiko ein? Hatte er zu wenige Spezialisten, die sich mit Verhören auskannten? Eigentlich eine Unmöglichkeit, wenn man die ungeheure Zahl an Onryonen betrachtete, die mittlerweile auf Luna lebten.
Der Jäger überprüfte die Bewegungsmuster der verdächtigen Lunarer. Zumindest in diesem
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