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Die Attentaeter von Luna City

Die Attentaeter von Luna City

Titel: Die Attentaeter von Luna City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc A. Herren
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diesem 16. Juli wie verwandelt. Es lag nicht bloß an ihrem veränderten Aussehen. Sie strahlte plötzlich eine Gelassenheit aus, die ihr in den letzten Tagen gefehlt hatte.
    Sarmotte vermied es, in Sipieras Gedanken herumzuwühlen. Lag es an Toufecs Kompliment, das ihr einen leichten Stich versetzt hatte?
    »Hast du mit deinem Vater in den letzten Jahren gesprochen?«, fragte sie leise.
    Pri Sipiera sah sie einen Moment lang schweigend an. Plötzlich war er wieder da, der Funken Unsicherheit in ihrer Mimik.
    »Nein, das habe ich nicht«, gab sie zu. »Umso wichtiger ist es mir, diese Ansprache zu verfolgen. Ich muss zumindest einen Hinweis darauf finden, wie der Resident mit den Gerüchten umgeht, die wir gestreut haben.«
    Sarmotte nickte.
    »YLA hat seine letzten Ansprachen analysiert«, schaltete sich Fionn Kemeny ein. »Sie geht davon aus, dass er die Gerüchte nutzen wird, um neue Fehlinformationen zu streuen und die Onryonen in gutem Licht darzustellen.«
    »Es wäre vielleicht doch besser gewesen, wenn ich beim Auftritt deines Vaters in der Nähe gewesen wäre«, sagte Shanda Sarmotte.
    Sipiera winkte ab. »Erstens ist er wahrscheinlich mittlerweile mentalstabilisiert, und zweitens wäre es zu gefährlich für dich. Der Resident oder die Onryonen werden die Anwesenden ganz genau unter die Lupe nehmen. Du wärst zweifellos entlarvt worden, wenn du dich unter den Zuhörern befunden hättest.«
    »Aber es sind Mitglieder des Widerstandes anwesend?«, fragte Toufec.
    »Moana Tapu«, sagte Pri Sipiera. »Ich habe sie ausgewählt, weil sie bisher ein absolut unverdächtiges Leben geführt hat. Sie stieß erst vor Kurzem endgültig zu uns, nachdem sie uns zuvor mit Presseinformationen direkt aus dem Flip versorgt hat. Sie ist integer und will sich beweisen.«
    Beim »Flip« handelte es sich um das Clark G. Flipper Building, den Sitz der Lunaren Administration, aus dem Antonin Sipieras Bekanntmachung gesendet wurde.
    Als Sarmotte zusammen mit Rhodan, Toufec und Kemeny in Luna City angekommen war, hatten sie zuerst vermutet, dass die Administration abgesetzt worden war. Aber dem war nicht so, wie sie später herausgefunden hatte. Antonin Sipiera, dessen offizieller Titel »Lunarer Administrator« lautete, der aber zumeist »Lunarer Resident« genannt wurde, residierte nach wie vor im »Flip«.
    Der Zimmerservo meldete einen Besucher. Pri Sipiera erhob sich und kam kurz darauf mit einem groß gewachsenen, kahlköpfigen Mann zurück, den sie als »Angh Pegola« vorstellte.
    Sarmotte, Toufec und Kemeny schüttelten dem etwa vierzig bis fünfzig Jahre alten Lunarer die Hand. In seine Kopfhaut hatte sich Pegola die stilisierte Darstellung des Sonnensystems eintätowieren lassen. Sein Mund war auffallend groß, und seine Augen leuchteten in einem hellen Orange, das durch Kontaktlinsen erzeugt wurde, wie Sarmotte auffiel.
    »Angh Pegola ist einer jener Spezialisten, die uns bei den Exkursionen zu den speziellen Strukturen des Technogeflechts begleiten werden«, erklärte Sipiera.
    »Falls es dort etwas in die Luft zu jagen gilt«, fügte Pegola zwinkernd hinzu. »Das ist mein Spezialgebiet.«
    »Klingt beruhigend«, murmelte Shanda Sarmotte und versuchte, die Worte nicht sarkastisch klingen zu lassen.
    »Seine Expertise geht weit über Sabotageakte hinaus«, sagte Pri Sipiera. »Er hat einige Zeit für den onryonisch-lunaren Polizeidienst gearbeitet und weiß, wie sie dort ticken. Er ist auch ein fähiger, erfahrener Kämpfer und hat eine technische Ausbildung genossen. Und – er hat Moana Tapu ausgebildet. Deswegen habe ich ihn ebenfalls hergebeten.«
    Die Anführerin des Widerstandes stutzte und sah auf die Zeitanzeige ihres Multikoms. »Die Ansprache beginnt gleich!«
    Sie gab dem Zimmerservo den Befehl, Luna-TV einzuschalten, und scheuchte ihre Gäste zu einem langen Sofa, von dem aus sie die Übertragung besser einsehen konnten.
    Shanda Sarmotte ließ sich neben Toufec in den weichen Stoff fallen. Vor ihnen baute sich in einer Holosphäre das Bild eines Saales auf, in dem sich mehrere Dutzend Lunarer eingefunden hatten. Sie saßen an Tischen, aßen und tranken und machten generell einen erwartungsfrohen Eindruck.
    Pri Sipiera setzte sich nicht auf das Sofa, sondern blieb direkt neben der Holosphäre stehen. »Ich kenne die meisten der Anwesenden«, erklärte sie. »Zu achtzig Prozent gehören sie der Administration und den Wirtschaftskreisen an. Daneben gibt es ein paar bekannte Journalisten, aber auch einige Personen,

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