Die Attentaeter von Luna City
dem Widerstand zu sympathisieren. Was kannst du mir zu ihm sagen?«
»Ich habe meinen Vater Golo sehr geliebt«, gab Pri Sipiera zur Antwort. »Er verschwand mehrmals für längere Zeit, als ich noch sehr klein war. Aber ich bin sicher, dass er mit dem Widerstand nichts zu tun hatte.«
Der Jaj atmete tief ein.
Die Persönlichkeitsprofile basierten auf den Aufzeichnungen und den anderen von dem Securistent gesammelten Daten. Es blieb ein Restzweifel, ob die Simulationen nah genug an den tatsächlichen Persönlichkeiten angelegt waren oder nicht.
Pri Sipieras Profil erschien ihm auf alle Fälle verdächtig – aber war sie auch eine geeignete Person für eine Similierung? Was würde er erreichen, wenn er sich in Pri Sipiera umwandelte? Käme er in die Nähe von Rhodans Begleitern?
Vlyoth ging weiter. Er sprach mit einer Journalistin namens Moana Tapu, dem alten Hydroponiker Hasim Khan und einem glatzköpfigen Mann mit einer Sonnensystem-Tätowierung am blanken Schädel, dessen Name Angh Pegola lautete. Dieser hatte dem onryonisch-lunaren Polizeidienst angehört, bis er in den Verdacht geriet, für einen Sabotageanschlag auf das Polizeihauptquartier verantwortlich gewesen zu sein. Die Tat hatte ihm nie angelastet werden können, dennoch schied er aus dem Polizeidienst aus. Seither hatte der Securistent kaum mehr Spuren von ihm gefunden.
»Hmmm«, machte Leza Vlyoth erneut, als er sich mit jedem einzelnen Verdächtigen auseinandergesetzt hatte.
Dann entschied er sich für einen von ihnen.
Beer & Mädler-Universität,
Pri Sipieras Privatwohnung
Die Tür öffnete sich, und Pri Sipiera sah sie lächelnd an.
»Bitte, kommt herein.«
Shanda Sarmotte, Toufec und Fionn Kemeny folgten der Einladung.
Es war das erste Mal, dass sie von Pri Sipiera in ihrer Privatwohnung empfangen wurden. Die Anführerin des Widerstandes wirkte aufgeräumt und locker. Sie trug nicht eine ihrer hautengen schwarzen, lederähnlichen Kombinationen, sondern eine weiße, weite Bluse und eine grüne Hose, die knapp übers Knie reichte. Die Füße mit den sorgfältig lackierten roten Zehennägeln steckten in leichten Sandalen.
Toufec deutete eine Verbeugung an. »Du bist eine Augenweide, Pri Sipiera, wenn du mir diese Bemerkung erlaubst. Die Farben stehen dir außerordentlich gut.«
Sie sah ihn einen Moment beinahe schockiert an, dann sagte sie fast entschuldigend: »Ich dachte, ich gestalte den heutigen Nachmittag eher ungezwungen. Schlussendlich geht es ja nur darum, zu erfahren, was mein ... ich meine, was der Lunare Resident zu sagen hat.«
Toufec lächelte hinter seinem Bart. »Ich will mir nicht anmaßen, dich zu belehren. Aber manchmal sollte man ein Kompliment auch einfach annehmen.«
»Du hast recht. Bitte, folgt mir ins Wohnzimmer. Ich habe ein paar Erfrischungen vorbereitet.«
Sie ließen sich von der Anführerin des Widerstandes in das überraschend helle, aber sehr karg eingerichtete Wohnzimmer bringen. Auf einem niedrigen runden Tisch standen mehrere Karaffen mit Fruchtsäften und Platten mit salzigen und süßen Knabbereien.
»Willkommen und hereinspaziert!«, sang Loolon, der auf einem der Sitzkissen hockte, die um den Tisch angeordnet waren. Er streckte die riesigen Streichelhände in die Höhe. »Pri hat sich auf euren Besuch sehr gefreut!«
»Psst, Loolon«, machte Pri. »Du sollst doch nicht immer alles ausplaudern!«
Sie sah auf den Multikom, der an ihrem linken Handgelenk befestigt war. »Es ist gleich vierzehn Uhr. Wir haben noch ein paar Minuten, bevor die Übertragung der Rede beginnt. Bitte bedient euch!«
Die beiden Männer langten tüchtig zu, während sich Shanda Sarmotte nur ein Glas Rebensaft eingoss. Pri Sipiera setzte sich ebenfalls zu ihnen und schenkte sich synthetisierten Apfelsaft ein.
Verstohlen musterte Sarmotte den wie ein stolzer Buddha auf seinem Sitzkissen thronenden Fionn Kemeny. Der Wissenschaftler, der eigentlich als Professor für Hyperphysik an der Waringer-Akademie in Terrania lehrte, hatte sie in den vergangenen Wochen kaum einmal zu Gesicht bekommen. Seit sie in NATHANS Kernanlage auf das Positronische Phantom YLA gestoßen waren, hatte er sich vornehmlich dort aufgehalten.
Wenn er doch einmal im Stützpunkt aufgetaucht war, hatte er fast nur von NATHANS Tochter YLA und den technischen Errungenschaften der Onryonen gesprochen. Dass er dabei kaum Neuigkeiten verbreitete, schien ihn nur am Rande zu interessieren.
Und Pri ...
Die Anführerin des Widerstandes wirkte an
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