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Die Attentäterin

Die Attentäterin

Titel: Die Attentäterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nyx Smith
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sagt Eliana, indem sie sich abrupt erhebt. »Komm.«
    Die schwarze Katze an ihre Brust drückend, durchquert Eliana den Raum und öffnet eine schmale Tür. Diese Tür, das weiß Raman, führt zu einer schmalen Treppe. Raman folgt ihr einen Schritt, bleibt dann jedoch stehen. Alle zwei Dutzend Katzen in dem Zimmer rasen auf die Tür zu. Mehrere andere kommen durch den Vorhang hinter ihm herein und jagen an seinen Füßen vorbei. Warum sie sich so beeilen, Eliana zu folgen, weiß Raman nicht. Er weiß jedoch, daß Eliana sehr unwirsch reagieren würde, sollte er unabsichtlich auf eines der Tiere treten, wenngleich sie ihre Anwesenheit nur selten zur Kenntnis zu nehmen scheint.
    Über die Katzen kann Raman nur eines mit Sicherheit sagen: Die Schwarze ist etwas Besonderes. Sie erweckt oft den Eindruck, einen viel höheren Intelligenzgrad als eine gewöhnliche Katze zu besitzen. Sie reagiert auf die kleinste Geste Elianas und beobachtet ständig ihre Umgebung.
    Selbst jetzt, da Eliana die Treppe heruntergeht, taucht die schwarze Katze auf ihrer Schulter auf. Ihr Gesicht wird durch Elianas lange Haare verschleiert, aber ihre goldenen Augen starren Raman unablässig an.
    Raman wartet, bis Eliana und die Katze nicht mehr zu sehen sind, dann überzeugt er sich davon, daß der Weg frei ist, und folgt ihnen.
    Die Treppe ist steil und so schmal, daß Raman sie kaum hinabsteigen kann, ohne mit den Schultern die Wände zu streifen. Die Stufen sind mit Teppich ausgelegt und wirken so solide wie Stein. Sie enden in einem winzigen, kaum einen Meter durchmessenden Raum. Rechts ist eine Öffnung in die Betonwand gehauen, durch die Raman nur seitwärts hindurchpaßt. Er schiebt einen schweren schwarzen Vorhang beiseite.
    Der Raum, den er betritt, ist einigermaßen groß. Wände, Decke und Boden sind schwarz. Der Boden ist so glatt wie Glas. Das Licht wird von Hunderten von Kerzen erzeugt, die in sechs Reihen an der dem Eingang gegenüberliegenden Wand hängen.
    Wie schon bei früheren Gelegenheiten kann Raman keine Spur von Staub oder Schmutz erkennen. Die Luft ist kühl, frisch und rein. Zweifellos wird dieser Ort routinemäßig gesäubert. In einer Vertiefung in der Decke surrt leise ein kleiner Ventilator.
    Die über zwanzig Katzen, die Eliana gefolgt sind, haben sich im Raum verteilt. Manche sitzen auf den Hinterbeinen, andere liegen auf der Seite oder auf dem Bauch. Einstweilen verhalten sie sich wie ganz gewöhnliche Katzen: Sie interessieren sich ausschließlich für sich selbst, nehmen nichts anderes zur Kenntnis. Das wird sich später noch ändern.
    Eliana steht vor der Kerzenwand. In ihrer Mitte steht eine kleine Vitrine, die mit einem schwarzen Tuch bedeckt ist. Die Frau nennt die Vitrine einen Altar. Auf dem Altar befinden sich ein großer Spiegel und eine Vielzahl verschiedener Behältnisse, darunter auch Kelche und Urnen, sowie andere Gegenstände, die Raman auch schon oben in Elianas Laden gesehen hat. Auf dem hinter dem Altar verborgenen Regal stehen noch mehr von diesen Dingen.
    Plötzlich breitet Eliana die Arme aus, und das Licht der Kerzenflammen gewinnt an Intensität. Die Katzen schauen kurz auf und fahren dann fort, sich zu putzen, sich zu strecken oder zu dösen.
    Das ist erst der Anfang.
    Eliana streift ihr glänzendes Gewand ab und läßt es zu Boden gleiten. Sie trägt jetzt nur noch einen winzigen Bikini, einen schwarzen. Raman betrachtet ihre Gestalt von hinten. Ihr Körper ist herrlich, schlank und geschmeidig, verführerisch gerundet, weder zu üppig noch zu sparsam in seinen Proportionen. Raman empfindet einen Anflug von Erregung, wie dies beim Anblick einer fast nackten Frau bei ihm immer der Fall ist.
    Wie er Eliana kennt, wäre er nicht überrascht, wenn sie sich nach ihm umschauen würde, und sei es auch nur, um sich zu vergewissern, daß er sie in der Tat an sieht. Es ist jedoch die Katze, die ihn ansieht. Auf ihrem Platz zwischen Elianas Füßen dreht sich die schwarze Katze um und fixiert Raman, dann bleckt sie die Zähne und faucht. Das ist, wie Raman weiß, so etwas wie eine Warnung. Er setzt sich auf den Boden, verschränkt die Beine und lehnt sich an die Wand. Stehen ist nicht gestattet. Es gilt als außerordentliches Privileg, wenn man der Ausübung von Magie beiwohnen darf. Er muß hier sitzen, schweigend und reglos, bis die Magie gewirkt ist.
    Eliana wirft ihr Haar in den Nacken und beginnt zu summen. Sie geht zum Altar und streut eine kleine Menge irgendeines Pulvers in einen Schmelztiegel.

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