Die Attentäterin
Gesicht und auf die Kissen. Ihre Züge sind hübsch, ebenso hübsch wie ihr Teint, und doch mit den Merkmalen der Geriebenheit durchsetzt. Sie trägt ein locker fließendes Gewand, das glänzt wie Gold, scheint aber ansonsten nackt zu sein. Ihre langen, spitz zulaufenden Finger- und Zehennägel sind golden lackiert. Sie trägt nur ein Schmuckstück.
Das große Medaillon, das an einer Kette hängt, ruht auf ihrem Halsansatz und hat eine ungewöhnliche orangegoldene Farbe. In das Medaillon ist ein seltsames Bild geprägt, das Gesicht einer Katzenart, die Raman noch nie gesehen hat. Die Pupillen sind geschlitzt, das Gesicht schlank und fremdartig. Raman vermutet, daß es noch am ehesten der Art von Katzen ähnelt, die sich in diesem Raum befinden, gewöhnlichen Hauskatzen.
Fünf dieser Katzen teilen sich das Sofa mit Eliana. Ein weiteres Dutzend liegt im Zimmer verstreut auf dem Boden. Zwar haben sie verschiedene Farben und Formen, doch nur eine ist schwarz. Mehrere der Katzen tragen ein Halsband, doch nur das der schwarzen ist golden. Die schwarze Katze sitzt auf dem Boden mitten zwischen Raman und Eliana, sitzt reglos da und starrt Raman an.
Raman beachtet sie nicht.
»Eliana«, sagt er.
Der Name wird auf eine ganz bestimmte Art und Weise ausgesprochen: E-lee-ana. Er muß glatt von der Zunge rollen, und alle Silben müssen gleich stark betont werden. Eliana ... An jeder anderen Aussprache nimmt sie Anstoß und verweigert anschließend die Zusammenarbeit. Eliana ist so hochnäsig, daß es an Arroganz grenzt. Sie betrachtet ihn, wie es vielleicht eine Königin tun würde, mit einer hochgezogenen Braue, und bedeutet ihm mit einer vagen Geste einzutreten.
Raman tritt endgültig durch die Vorhänge, die zu beiden Seiten von weiteren Sitzgelegenheiten aus Plüsch flankiert werden. Er zieht es vor zu stehen, zu stehen und zu warten. Zu sprechen, bevor sie irgendeine Frage an ihn richtet, wäre ebenfalls eine Verhaltensweise, an der sie Anstoß nehmen würde. Raman war oft genug hier, um zu wissen, was gestattet ist und was nicht.
Eliana mustert ihn ein paar Sekunden, betrachtet ihn von oben bis unten, bevor sie sich auf das weiche Polster ihres Sofas stützt und sich aufrichtet. Sie schleudert ihr Haar nach hinten über die Schultern, schlägt die Beine übereinander und glättet ihr Gewand. Sie nimmt eine Zigarette aus dem Edelholzkästchen auf dem Tisch neben dem Kopfende des Sofas und streckt dann den linken Arm vollständig aus, wobei sie mit der Hand wedelt, so daß der Ärmel ihres Gewandes hochrutscht. Darm summt sie leise vor sich hin. Am Ende ihres Zeigefingers, dicht über der Spitze ihres langen Fingernagels, entsteht aus dem Nichts eine kleine Flamme. Sie benutzt die Flamme, um sich ihre Zigarette anzuzünden. Dann, ohne Warnung, schießt die Flamme in die Höhe und schwillt dabei zu einer brodelnden Feuerwolke an, die unter der Decke zu einem orangeroten Dunst verblaßt, der sich träge ausbreitet und dabei eine immer intensivere Farbe annimmt, bis er nach und nach verschwindet.
Als Raman den Blick wieder auf Eliana richtet, mustert sie ihn stetig mit einem blasierten Lächeln auf den Lippen und einer hochgezogenen Augenbraue. »Warum bist du hergekommen?«
»Um dich um Hilfe zu bitten.«
»Tatsächlich.« Ihr Lächeln wird sehr blasiert. Sie schließt die Augen, während sie an ihrer Zigarette zieht. Sie bläst den Rauch mehrere Sekunden lang durch gespitzte Lippen aus. »Vielleicht bietest du mir sogar Geld an?«
»Ja.«
»Ich habe augenblicklich alles Geld, das ich mir wünsche.«
Raman hat gewußt, daß diese Frau sich weigert, auf rein finanzieller Basis zu arbeiten. »Vielleicht gibt es Dinge, die du erledigt sehen willst.«
»Vielleicht«, erwidert Eliana. »Aber das weiß natürlich nur ich.« Sie hält inne, um ihn anzulächeln, und jetzt wird ihr Lächeln verführerisch. Sie betrachtet ihn aus dem Augenwinkel. Eine Augenbraue hebt sich diskret. »Was wünscht du von mir?«
Tonfall und Gehabe sind wie eine sinnliche Einladung, doch Raman ist nicht so dumm, in gleicher Weise darauf zu reagieren. Sie spielt nur mit ihm, und das ist etwas, das sie sehr gerne tut. Es erschwert den Umgang mit ihr. Raman hält sich noch einmal vor Augen, wen und was er vor sich hat, und unterdrückt seine wachsende Ungeduld. »Es gibt jemanden, den ich finden möchte.«
»Und warum sollte ich den Wunsch haben, dir dabei zu helfen?«
»Ich werde dir als Gegenleistung ebenfalls helfen.«
»Was bringt
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