Die Attentäterin
läßt ihn einfach dort, wo er steht.
Mit dem Matchbeutel in der Hand marschiert sie über den Parkplatz zum Notausgang. Die erste Etage des Apartmentsilos ist breiter als das Erdgeschoß und wirft einen Schatten über die Tür. Der Schatten ist eine nützliche Deckung.
Sie nimmt eine Zeiss Optik CFs-49-Brille aus dem Matchbeutel und hängt sich das Gerät um den Hals, damit sie sie rasch benutzen kann, wenn der Moment gekommen ist. Sie hätte sie sich schon im Lieferwagen umhängen können, hat es jedoch vorgezogen, nicht mit einem militärischen Sichtverstärker um den Hals über den Parkplatz zu laufen.
Unter dem Duster trägt sie einen nylonverstärkten Gürtel mit Haltegeschirr. Einem Fach vorne am Gürtel entnimmt sie ein Passepartout, der die Bezeichnung Ardmore Sicherheit trägt. Sie drückt auf den Einschaltknopf. Etwas wie ein normaler Kartenschlüssel gleitet aus dem einen Ende des Geräts. Sie steckt es in den Kartenschlitz an der Tür, und das Gerät wird automatisch aktiv.
Die Tür summt und klickt.
Tikki öffnet die Tür, verstaut das Passepartout wieder in ihrem Gürtel und stülpt sich dann die Zeiss- Brille über die Augen. Zwei blaue Laserstrahlen kreuzen den Eingang, einer in Brusthöhe, der andere etwa in Kniehöhe. Die Strahlen lösen Alarm aus, wenn sie unterbrochen werden, doch Tikki kann sie mühelos überwinden. Sie zieht den Duster aus, wirft ihn durch die Lücke zwischen den beiden Laserstrahlen und folgt dann dem Duster, indem sie sich unter dem einen hindurchduckt und über den anderen hinwegsteigt. Sie trägt immer noch ihren Matchbeutel, als sie den Treppenabsatz betritt und dann die Tür des Notausgangs hinter sich zuzieht.
In angeblich sichere Zivileinrichtungen einzudringen, ist im allgemeinen kein Problem. Was Tikki bisher gesehen hat - Wachpatrouille, Überwachungskamera, Hi-Tech-Schloß, laseraktivierter Alarm -, ist für Apartmentkomplexe ziemlich normal. Es reicht, um den durchschnittlichen Verbrecher abzuschrecken. Für sie ist es ein Spaziergang. Es bedarf nur einer gewissen Vorbereitung.
Keine weitere Verwendung mehr für den Duster. Sie stopft ihn unter die letzte Treppe, die hier im Erdgeschoß endet. Von hier aus gibt es keinen Zugang zum Keller, aber das ist ebenfalls kein Problem. Sie zieht sich eine schwarze Skimaske über, die den ganzen Kopf bedeckt, jedoch Öffnungen für Ohren, Nase und Mund sowie einen breiten Augenschlitz aufweist, so daß ihre periphere Sicht nicht behindert wird. Zwar verläßt sich Tikki oft sehr stark auf Ohren und Nase und sogar Mund, um Informationen über ihre Umgebung aufzunehmen, aber die Augen sind ebenso wie für Menschen ihre primären Sinnesorgane. Manchmal fragt sie sich, ob das ihre einzige Gemeinsamkeit mit ihnen ist.
Links von der Notausgangstür ist ein großer Metallkasten in die Wand eingelassen, der die Aufschrift ›Gefahr - Hochspannung‹ trägt. Sie wußte von seinem Vorhandensein, weil sie die Baupläne des Gebäudes studiert hat. Dieser Kasten hat in ihrer Planung eine zentrale Rolle gespielt. Jetzt öffnet sie ihn, dann hängt sie einen kleinen Diagnosecomputer über den unteren Flansch und zieht ein Bündel weiß-orange gestreifter Drähte heraus. Unter Benutzung eines Armalite- Vielzweckwerkzeugs entfernt sie ein Stück der Plastikisolierung, verbindet zwei Leiter des Telex-Comps mit dem blanken Draht und schneidet dann den Draht zwischen den beiden Leitern durch. Damit sind die Bewegungsdetektoren, die jeden Treppenabschnitt weiter oben überwachen, wirksam ausgeschaltet.
Der Ardmorekomplex verläßt sich auf strategisch plazierte Sicherheitselemente, die man hier einer allgemeinen Überwachung vorzieht. Überwachungskameras beobachten alle Ein- und Ausgänge sowie ausgewählte Stellen im Inneren der Gebäude. Tikki muß sich nur um drei Kameras Gedanken machen, jene auf den Treppenabsätzen direkt über ihr im ersten, dritten und fünften Stockwerk. Sie verbindet ein zweites Gerät mit drei farbigen Drähten aus dem Kasten. Dieses Gerät, daß sie erst vor kurzem erstanden hat, wird Wiederholungsschleife genannt. Sie hat es getestet, um sich davon zu überzeugen, daß es funktioniert. Es zeichnet auf, was eine Überwachungskamera im Laufe von zum Beispiel einer Millisekunde aufnimmt, und speist dann diese Aufzeichnung endlos in die zentrale Überwachungsstation ein. Damit ist die betreffende Kamera praktisch blind für das, was sich tatsächlich abspielt.
Tikki weiß, daß ein Decker bei diesem
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