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Die Attentäterin

Die Attentäterin

Titel: Die Attentäterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nyx Smith
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gehen.
    Die Hölle bricht aus, als Tikki das Wohnzimmer betritt. Alle brüllen und schreien, springen auf, setzen sich wieder, werfen sich flach auf den Boden, hinter die Sofas, an die Wand, fahren herum, als wollten sie irgendwohin rennen, nur fliehen, fliehen, fliehen. Die Luft ist mit Todesangst geschwängert. Tikki bleckt die Zähne und zieht durch, wobei sie den Lauf des MG hin und her schwenkt. Das FN dröhnt wie Donner. Panzerbrechende Kugeln zerschmettern alles in dem Zimmer, was sich zwischen Mündung und Wand befindet, Möbel, Dekor und insbesondere die anwesenden Menschen. Zwei der Männer ziehen Pistolen und schießen in den Augenblicken, bevor sie selbst niedergemäht werden. Ein Schuß geht daneben, der andere prallt gegen Tikkis Kevlar-V-isolierte Schulter. Das FN rattert. Leute werden herumgewirbelt, fallen, bluten. Tikki grinst. Genau das hat Adama angeordnet. Ein regelrechtes Massaker. Sie kann ihn beinahe lachen hören.
    Ihr eigentliches Ziel ist Tomita Haruso, ein stattlicher Japaner mit einer Vorliebe für weiße Anzüge. Haruso ist Shatei, ein ›junger Bruder‹ des ranghöchsten Oyabun, eine Art Unterführer der Yakuza. Tikkis Informationen zufolge wird er bei dem heutigen lockeren Treffen von mehreren Wakashira-hosa und Kambu atsukai begleitet, rangniedrigeren Führern und Execs der Honjowara-gumi.
    Tikki findet Tomita Haruso auf dem Fußboden vor der verspiegelten Bar. Große blutige Flecke verunstalten seinen ansonsten makellos weißen Anzug, doch ihr entgeht nicht, daß er sich noch bewegt. Mehrere Löcher im Leib und immer noch nicht tot? Ungewöhnlich. Das erfordert ihre augenblickliche Aufmerksamkeit.
    Sie senkt die Mündung des FN und pumpt Feuerstoß auf Feuerstoß in ihn hinein, bis sein Körper nicht mehr ist als ein zerfetzter, blutüberströmter Klumpen. Da stirbt der Mann endlich, was er schon längst getan haben sollte. Damit benötigt sie das FN nicht mehr - sie läßt es fallen. Aus der rechten Seite ihres Gürtels nimmt sie ein DM-105 Sprengpack, stellt den Timer ein und läßt ihn ebenfalls fallen. Sie könnte einen DM-105 aus der Umlaufbahn abwerfen, und er würde nicht hochgehen, wenn sie ihn nicht zuvor auf Aufschlagzündung eingestellt hätte.
    Sie zieht die Kang aus dem Halfter an der linken Hüfte und sieht sich um. Die Wände sind mit Blut bespritzt. Der Boden ist mit Leichen, Splittern aus Porzellan, Glas und Plastik und roten Flecken übersät. Niemand scheint sich noch zu bewegen. Das ist gut.
    Sehr gut.
     
    Tikki geht durch die Wohnung in das Hauptschlafzimmer. Das Fenster hinter dem Bett ist etwa drei Meter breit. In der vierzehnten Etage besteht die Scheibe vermutlich aus bruchfestem Plastik. Tikki halftert die Kang und holt ein kleines Päckchen aus ihrem Gürtel. Darin befindet sich ein zwei Meter langer Streifen Klebeband, den sie quer über die untere Fensterhälfte klebt. Ein gewöhnliches Gasfeuerzeug reicht aus, um den Streifen zu entzünden. Sich eine Hand vor die Augen haltend, hält Tikki die Flamme an den Streifen, dann dreht sie sich um, als das Material aufflammt. Sie hört ein zischendes Geräusch wie von Starkstrom, gefolgt von einem hellen Lichtblitz. Gleichzeitig beginnt eine Alarmsirene zu jaulen. Wahrscheinlich mit dem Fenster gekoppelt.
    Tikki dreht sich wieder zum Fenster um und findet einen zwei Meter langen Riß vor, der in die untere Fensterhälfte gebrannt ist. Sie nimmt einen Stuhl und schmettert ihn gegen die Scheibe, die bricht, zersplittert und nach draußen fällt, zusammen mit dem Stuhl.
    Jetzt kommt der aufregende Teil. Sie tritt auf das Bett, schiebt ein Bein aus dem Fenster, setzt sich auf das leere Fensterbrett. Befestigt einen Stahlhaken an der Kletterwinde vorne an ihrem Brustgeschirr. Bringt den Haken sorgfältig am Fensterbrett an. Gleitet hinaus.
    Das Fensterbrett besteht aus Stahl und ist in eine verstärkte Betonwand eingelassen, also müßte der Haken halten.
    Daran muß sie denken, als sie fällt.
    Vier, fünf Stockwerke über dem Boden wird ihr Fall jäh von der Winde gebremst. Die Gurte des Geschirrs graben sich in ihre Hüften. Sie könnte etwas abbekommen, wenn sie dies öfter täte. Plötzlich ist der Boden da und prallt gegen ihre Füße, ihren Körper, ihre Schläfe, doch nichts bricht, also muß die Winde ihre Aufgabe erfüllt haben. Sie löst Gürtel und Geschirr, zieht die Kang und erhebt sich in die Hocke. Sie kann immer noch das Jaulen des Alarms von oben hören, aber ansonsten ist alles ruhig. Keine

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