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Die Attentäterin

Die Attentäterin

Titel: Die Attentäterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nyx Smith
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Was sie schlicht und einfach immer als unnatürlich betrachtet hat. Als Verbrechen wider die Natur. Die beiden Metamenschen waren weder Jäger noch Beute. Sie hätte ihren Tod nicht rechtfertigen können. Sie waren nur Zuschauer, Unbeteiligte, ebenso harmlos wie unbedeutend. Sie hatte allen Grund, sie unbehelligt gehen zu lassen, und das hätte ihr vom ersten Augenblick an klar sein müssen.
    Was stimmt nicht mit ihr?
    Sie schüttelt den Kopf und knurrt leise.

32
     
    Die Razzia beginnt um 05:45.
    Kirkland sitzt hinter dem Steuer seines unauffälligen, nicht gekennzeichneten Wagens, wartet, beobachtet. Zuerst passiert nichts allzu Dramatisches. Der Himmel ist bewölkt. Das wenige Sonnenlicht, das durch Wolken und Dunst dringt, reicht kaum, um die Fotozellen der Straßenlaternen und Sicherheitsscheinwerfer anzusprechen. Alles sieht grau und feucht aus.
    Ein Lieferwagen und eine Ford-Limousine tauchen an entgegengesetzten Enden des Blocks auf. Fünf Männer in Freizeitkleidung entsteigen dem Lieferwagen, weitere vier der Limousine. Alle marschieren auf die Mitte des Blocks zu. Die Männer tragen mit Neo- Kevlar gefütterte Kleidung und sind mit allem möglichen bewaffnet, angefangen von der schweren Automatik bis zur Maschinenpistole, aber auf den ersten Blick würde ihnen das der Durchschnittsbürger nicht ansehen.
    Etwa in der Mitte des Blocks, direkt gegenüber der Stelle, wo Kirkland wartet, steht ein großes dreistöckiges Haus aus Chrom, Stahl und Glas. Ein Großteil des Chroms weist Feuerschäden auf, und ein Großteil des Glases ist entweder zersplittert oder mit Plastikplatten abgedeckt. Die Asphaltfläche, die das Haus umgibt, ist mit Abfall übersät, und hier und da stehen sogar ein paar herrenlose, verbeulte, ausgeschlachtete Autos. Das Grundstück ist von einem Stacheldrahtzaun mit Doppeltor umgeben. Ein großes Schild steht innerhalb des Zaunes, das besagt, daß das Objekt zum Verkauf steht oder geleast werden kann.
    Alles scheint ruhig zu sein.
    Kirkland schaltet das Mikro in seinem Schoß ein und sagt mit ruhiger, gelassener Stimme: »Traffic Fünf- David, zehn zweiundsiebzig.«
    Traffic Fünf-David ist der Codename eines Chummers von Kirkland, der in dieser Woche zufällig Urlaub hat. Ein 10-72 ist eine Frage nach der Uhrzeit. Die computersynthetisierte weibliche Stimme der Zentrale antwortet mit der Zeitansage. Für die Cops in Zivil auf der anderen Straßenseite ist die Frage nach der Uhrzeit das Signal.
    Je ein Mitglied aus beiden Teams verschränkt die Hände zu einer Leiter und hilft den anderen über den Stacheldrahtzaun. Der Zaun ist nicht besonders hoch. Nach wenigen Sekunden haben beide Teams den Zaun überwunden und streben dem Haus entgegen.
    Kirkland schaut auf die Uhr. Die Razzia erfolgt auf seinen Antrag, aber es macht ihm nichts aus, sich zurückzulehnen und die Aktion mit einem Becher Kaffee in der einen und einer Zigarette der Marke Pyramid Gold in der anderen Hand zu beobachten. Er hat seine Zeit in vorderster Front abgedient. Türen aufzubrechen und Verdächtige aus dem Schlaf zu reißen, ist im großen und ganzen ein Job für Leute mit ein paar Dienstjahren und einigen Kilogramm Gewicht weniger auf dem Buckel, als er mit sich herumschleppt. Seine Exfrau hat ihm das jahrelang gepredigt. In letzter Zeit fragt er sich immer öfter, ob sie nicht doch recht gehabt hat. Je mehr Kirkland über die heißblütigen Krieger von Flash Point Enforcement hört, desto überzeugter ist er davon, daß er sich auf die Verhöre wahnsinniger Amokläufer und Serienmörder beschränken und den heroischen Drek anderen überlassen sollte.
    Um den Schein zu wahren, trägt er heute eine Predator II anstelle seiner üblichen Automatik unter der Jacke, aber er hat nicht vor, aus seinem Wagen auszusteigen - jedenfalls nicht jetzt -, solange die Dinge nicht völlig außer Kontrolle geraten. Und für den Fall, daß wirklich etwas schiefgeht, hat er eine geladene MP-5 Maschinenpistole unter dem Sitz verstaut. Ob er danach greift oder sich nur flach auf die Vordersitze wirft in der Hoffnung, nicht erschossen zu werden, hängt davon ab, was geschieht.
    Etwa vier Minuten verstreichen.
    Das Funkgerät unter dem Armaturenbrett knistert kurz, und jemand sagt fröhlich: »Tak-Sieben... schließt euch der Party an.«
    Kirkland zieht an seiner Pyramid Gold.
    Ein großer Chrysler-Nissan-Streifenwagen kommt um die Ecke des Blocks geschossen, fährt an Kirkland vorbei und hält dicht hinter dem Haus mit quietschenden Reifen

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