Die Attentäterin
von J.B. hat, wie sie wegrennt, als stünde ihre Hose in Flammen und ihr Hintern finge gerade Feuer.
Das ist zumindest einen Lacher wert.
Einen kurzen.
WERTIGER
31
Die Slums am Fluß beginnen nördlich des Hafens. Die Straßen werden von kilometerlangen Reihen
drei- und vierstöckiger Häuser gesäumt, die sich den Delaware entlang fast bis nach Trenton ziehen. Tikki bleibt kurz vor der Strafanstalt für Nordostphilly stehen. Der Zuchthausbezirk ist in der Regel sehr ruhig, wenn man von den Polizeifahrzeugen absieht, die in Massen ankommen und abfahren. Viele unterscheiden sich nicht von den regulären Patrouillenfahrzeugen dieses Bezirks, und so kommt es manchen Leuten vor, als werde er besonders stark überwacht.
Das Haus, vor dem Tikki stehenbleibt, ist nur ein wenig höher als die anderen in dem Block, fünf Etagen schmierig-schwarzer Ziegel und dunkler, smogverschmierter Fenster. Sie biegt vom Bürgersteig ab, geht durch eine zurückversetzte Tür und schaut in die Mündung einer direkt auf sie gerichteten Konoco Combat Master Schrotflinte.
Der Bursche, der die Flinte hält, ist wie ein Bandenmitglied gekleidet, hat leuchtend orangefarbenes Haar und spitz zugefeilte Zähne. Er sitzt auf der Treppe. Er sitzt dort, weil es sein Job ist, alle mit Ausnahme der Bewohner am Betreten dieses Hauses zu hindern.
Einen Augenblick später senkt er die Schrotflinte und nickt.
»Du kennst mich?« fragt Tikki.
Der Bursche schüttelt den Kopf. »Ich hab dich noch nie gesehen. Tatsächlich seh ich dich nicht mal jetzt.«
Braver Junge.
Tikki nimmt die Treppe bis zum fünften Stock, auf dem sich drei kleine Wohnungen befinden. Alle drei gehören ihr. Sie beschließt, heute nacht die linke zu benutzen. Sie öffnet das Türschloß mit einer einfachen Vier-Zahlen-Kombination. Es gibt keinen anderen nichtmagischen Weg durch die Tür, abgesehen von roher Gewalt oder umfangreicheren mechanischen Manipulationen, was beides sichtbare Spuren hinterlassen würde.
Die Wohnung besteht aus zwei Räumen, einem Wohnschlafzimmer und einem Badezimmer. Das Wohnschlafzimmer enthält eine Mikrokochnische an einer Wand mit einem kleinen Kühlschrank und einer Spüle. Es gibt einen niedrigen japanischen Tisch, Kissen und eine Matratze zum Sitzen und Schlafen sowie ein tragbares Trid zur Unterhaltung. Das Badezimmer ist ebenfalls winzig. Dusche, Toilette, Waschbecken. Beide Zimmer haben Leuchtstoffröhren an der Decke, aber Tikki benutzt sie nie. Die Fenster sorgen für eine ausreichende Beleuchtung, sowohl bei Tag als auch bei Nacht, und wenn sie aus irgendeinem Grund mehr Licht braucht, hat sie immer noch das Trid.
Normale Beleuchtung macht Leute zu Zielscheiben. Dasselbe gilt für Fenster. Daher ist das erste, was sie nach dem Betreten ihrer Wohnung tut, ihre Kang zu ziehen und aus den Fenstern des Wohnschlafzimmers auf das Dach des Nachbarhauses zu schauen. Heute nacht ist niemand da. Zugegeben, Fenster wie diese sind ein Sicherheitsrisiko. Aber sie bieten auch eine Fluchtmöglichkeit, sollte jemand direkt durch ihre Wohnungstür stürmen. Alles in allem nimmt sie das erhöhte Risiko im Austausch für den zusätzlichen Fluchtweg gern in Kauf.
Die Nacht ist fast vorüber, und für den Rest braucht sie keine Kleidung. Sie zieht sich aus, läßt alles, Kleidung und Waffen, auf die Matratze fallen und schaltet das Trid an. News Now 38 hat einen Bericht über irgendeinen Pinkel namens Neiman, den es in einem Parkhaus erwischt hat. Das alte Lied. Wie es immer in den Anzeigen für Abenteuertrids heißt, der moderne Metroplex ist ein finsterer und gefährlicher Ort. Es gibt immer jemanden, der erschossen oder aufgeschlitzt oder in kleine Stücke zerlegt wird. Was sie, wenn auch nur kurz, wundert, ist das Ausbleiben jeglicher Erwähnung der ganzen Yakuza-Mitglieder, die sie für Adama umgelegt hat. Die Cops müssen den Daumen darauf halten. Es wäre nicht das erstemal.
Sie geht ins Badezimmer, um die Toilette zu benutzen, dann betrachtet sie sich im Spiegel. Der schwache Ausschlag an ihrem Halsansatz stört sie schon seit Wochen. Die Röte ist immer noch zu sehen. Das wundert Tikki, weil sie gewöhnlich nicht unter derartigen Problemen - unter keinerlei körperlichen Beschwerden - leidet. Offenbar ist sie mit irgendeinem Gift in Kontakt gekommen, das ihr Körper noch nicht mit der sonst üblichen Leichtigkeit neutralisiert hat.
Wahrscheinlich Silber - das Zeug ist wirklich Gift für sie.
Sie reibt an der Röte, aber das ist
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