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Die Aufsteigerin

Titel: Die Aufsteigerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Cole
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Mir kommen auch schon die Tränen, und dann ist mein verschissenes Make-up hin.«
    Halb weinend und halb lachend lagen die beiden einander in
den Armen, und das seltsame Paar verbrachte noch eine ganze Stunde schwatzend im Badezimmer. Cathy berichtete ihm alles, was sich im vorangegangenen Monat abgespielt hatte. Das tat ihr gut, weil sie sich alles von der Seele redete und sich auch selbst mehr Klarheit verschaffte. Am Ende fühlte sie sich völlig ausgelaugt.
    Desrae, der noch immer vor der Wanne hockte, betrachtete das kleine Mädchen und schüttelte mitfühlend den Kopf. »Also, ich kann nur sagen, Cathy Connor, dank dem verfluchten Schicksal, dass du mich gefunden hast. Da draußen gibt es echt schräge Typen, das sag ich dir. Und von einem Mann, der Frauenkleider trägt, hört sich das wahrscheinlich noch schräger an, oder?« Bei diesen Worten griff er nach einem großen kirschroten Handtuch, breitete es aus und streckte es ihr entgegen.
    Sie hüllte sich in das warme Handtuch, zog es fest um sich und geriet vor Müdigkeit ins Schwanken. Desrae hob sie hoch wie ein Kätzchen und trug sie zum Sofa. »Mach’s dir schön gemütlich hier, Kleines, ich hol dir einen Teller heiße Suppe. Dann reden wir darüber, was wir als Nächstes machen.«
    Cathy auf dem Sofa vor dem Gasfeuer zurücklassend, machte sich Desrae in seiner winzigen Küche an die Arbeit, goss die Tomatensuppe in eine schöne große Schüssel und schnitt dünne Scheiben Brot ab, die er von der Rinde befreite und mit Butter bestrich. Und während er damit beschäftigt war, dachte er über Cathys missliche Lage nach. So wie er es sah, war das kleine Mädchen in seinem Wohnzimmer nicht nur minderjährig, sondern unterernährt, vernachlässigt und liebebedürftig.
    Desrae, selbst ein Produkt von Heimerziehung, hasste den Gedanken, Kontakt mit der Polizei aufzunehmen. Er sagte sich, dass viele Leute nicht zwischen Kinderschändern und Homosexuellen unterscheiden konnten. Besonders bei den Bullen nicht. Wenn er bei denen aufkreuzte, grub er sich vielleicht das eigene Grab. Es kam aber nicht infrage, die Kleine wieder hinaus auf die Straße zu schicken. Das war undenkbar.

    Was diesen Burschen Eamonn betraf, in den das Mädchen alle Hoffnung setzte … der war nach Desraes Überzeugung keinen Schuss Pulver wert. Aber nicht nur das - sobald Cathy auch nur einen Fuß in ihr altes Revier setzte, würde der Schmutz, in den sie trat, sie verseuchen wie die Krätze.
    Nein, das Mädchen musste von dort ferngehalten werden, und das musste er ihr tut schwiet klarmachen.
    Sich die Pranken reibend und mit einem stolzen Blick auf sein Werk, trug er das Tablett nach drinnen und setzte es auf einem Beistelltisch ab. Er fütterte Cathy löffelweise mit der Suppe und überlegte dabei fieberhaft, was er mit ihr anstellen sollte. Plötzlich hatte er eine geradezu grandiose Idee.
    »Mir ist soeben ein Gedanke gekommen, Liebes.«
    Cathy zog eine Augenbraue in die Höhe und lächelte. »Was?«
    »Du kannst hierbleiben und für deinen Unterhalt arbeiten.«
    Sie sah ihn skeptisch an. »Was - hier alles aufräumen und so?«
    Desrae nickte und sagte dann großspurig: »Einen richtigen Beruf werd ich dir lernen, Mädchen.«
    Cathy fragte verdutzt: »Was denn für’n Beruf?«
    Er grinste übers ganze Gesicht. »Ich werde dir beibringen, was eine Zofe zu tun hat. Wie man als Zofe eine Lady aus einem bestimmten Gewerbe betreut. Zugegeben - aus dem horizontalen Gewerbe.«
    Cathy wusste sofort, was er meinte, und beide lachten.
    »Meine Mom hatte nie eine solche Zofe, aber ich hab hinter ihr hergeräumt und alles.«
    Desrae tat Madge mit einem Wink ihrer sorgsam manikürten Hand ab. »Ich rede hier von einem wahren Professionellen, Kleines. Ich hab alle möglichen Kleider, Kostüme und sonstige Ausstattungen, die ich für meinen Job brauche. Ich zeige dir, wie du die Sachen pflegen musst - und mich obendrein. Und gleichzeitig bringe ich dir bei, für dich selbst zu sorgen. Abgemacht?«
    Sie grinste. »Hört sich gut an.« Dann musterte sie den seltsamen
Mann in Frauengestalt, der vor ihr stand, und sagte freundlich: »Danke, Desrae. Danke, dass du mir hilfst.«
    Diese Dankesworte waren unzulänglich, was Cathy sehr wohl wusste, aber sie kamen von Herzen. Desrae hob mit einem seiner langen Finger Cathys Kinn, damit sie ihn ansehen konnte.
    »Gerne doch, mein Schätzchen. Und jetzt hör zu, was dir Onkel Desrae sagt: Du musst dich vom East End fernhalten, zumindest für eine Weile, okay?

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