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Die Aufsteigerin

Titel: Die Aufsteigerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Cole
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Mensch er war. Sie konnte sich aber vorstellen, wie man dort, wo er herstammte, auf ihn reagieren würde, und zu Recht vermutete sie, dass er ursprünglich auch aus dem East End kam und sich
klugerweise so schnell wie möglich an einen Ort abgesetzt hatte, wo man toleranter war.
    Allem Anschein nach hatte er einen lukrativen Job und war erfolgreich darin. Seine Wohnung glich in Cathys Augen einem Palast, in dem sich Dinge befanden, die sie bisher nur aus Filmen kannte. In einer Ecke des Wohnzimmers stand sogar ein Fernsehapparat, was sie mit Staunen registrierte. Obwohl Madge genug verdient hatte, um ihnen zu ermöglichen, was die meisten Menschen ein gutes Leben genannt hätten, war doch der größte Teil ihres Geldes für Alkohol, Männer und billige Klamotten draufgegangen.
    Cathy hob den Blick und sah, dass Desrae sie beobachtete. »Ob ich immer noch möchte, dass du mein Dienstmädchen und meine Zofe wirst? Aber klar doch, Süße. Aber es ist nur so, dass ich dich nicht erschrecken möchte. Ich weiß ja, es ist kaum zu glauben …« Er ließ die Augenlider kokett und übertrieben flattern. »Für den Fall, dass es dir noch nicht so ganz klargeworden ist: Ich bin in Wirklichkeit ein Mann.«
    Cathy lachte fröhlich. »Ja, ganz im Ernst, meine Süße - schenk mir doch bitte noch ein Tässchen ein, sei so lieb - ich möchte dir das alles hier nicht zumuten, wenn du nicht sicher bist, dass du auch wirklich damit umgehen kannst. Wenn du dich nicht traust, setzen wir uns wieder die Denkmützen auf und lassen uns was anderes einfallen, okay?«
    Cathy schenkte ihm Tee nach und schüttelte den Kopf. »Ich krieg das schon hin, Desrae. Meine Mom war eine Nutte. Ich mein, mich kann so leicht nichts erschüttern.«
    Desrae wurde ernst und sagte rundheraus: »Gestern Abend, Schätzchen, warst du aber erschüttert, als ich dir diesen Kerl vom Hals geschafft hab.«
    Cathy zuckte die Achseln. »Das war doch wohl was anderes. Ich mein, so was muss ich doch nicht machen, oder?«
    Es war eine Frage und gleichzeitig eine hoffnungsvolle Bitte. Desraes ganzes Mitgefühl flog dem Mädchen zu.

    »Aber natürlich nicht, Süße. Scheiße, ich selbst mach’s doch dieser Tage nur ab und zu, und das auch nur bei meinen Stammfreiern. Meine Güte, da hat man doch seine Prinzipien.«
    »Was hab ich also zu tun?«, fragte Cathy wissbegierig.
    Desrae zog seinen Frisiermantel enger um sich und steckte sich eine Sobranie-Zigarette in der Farbe seines Negligés an.
    »Horch mal, Süße, dir würde ich niemals auch nur ein Härchen krümmen. Damit geht es schon los. Du hast ja wohl so einiges hinter dir, und ich denke, da musst du dich erstmal versteckt halten, stimmt’s? Nun, das möchte ich dir hier ermöglichen. Nur für eine Woche oder zwei, wohlgemerkt, bis etwas Gras über die Sache gewachsen ist. In der Zeit werde ich dein Aussehen ein wenig verändern. Werd dir zeigen, wie du dich schminken musst und so. Wie du dir eine schicke Frisur machst … Davon abgesehen haben wir beide uns doch darauf geeinigt, dass du dich eine Weile vom East End fernhältst. Für meinen Teil bin ich überzeugt, dass du dich ein für alle Mal von der Gegend verabschieden solltest, aber das bleibt deine Entscheidung. Was deinen Knaben dort betrifft, würd ich sagen, gib ihm den Laufpass. Aber wie gesagt, das musst du selbst wissen.« Er nippte geziert an seinem Tee und fuhr dann erst fort.
    »Immer der Reihe nach, äh? Ich war jahrelang Dienstmädchen, als ich ins West End kam. Und zwar bei einem üblen Mistkerl. Ein echtes Schwein war das. Hatte aber hübsches Haar, das musste man ihm lassen, absolut echt und alles. Hat ein Vermögen gemacht. Nichts für ungut, er hatte auch seine guten Seiten … aber ich schweife ab. Ich hatte seit Jahren keine Zofe mehr. Die meisten wollen höher hinaus. Wollen zwar durchaus ihren Job erledigen, aber wissen nicht, wie sie’s anstellen müssen. Du nimmst sie zu dir, verliebst dich in die kleinen Biester, und die haben nichts Besseres zu tun, als dich gnadenlos auszunehmen. Sie stehlen dir deine Freier, stibitzen dir dein Gold und rauben dir auch noch deine Selbstachtung, wenn du nicht aufpasst. Nein, schon seit ein paar Jahren hab ich für mich selbst gesorgt.
Aber jetzt glaub ich, hab ich genau die richtige Person für diese Aufgabe gefunden … Ich werde dir beibringen, wie du meine Sachen in Schuss hältst. Wie meine Kunden zu behandeln sind, und dann lernst du noch den einen oder anderen Trick fürs Alltagsleben. Nichts

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