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Die Aufsteigerin

Titel: Die Aufsteigerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Cole
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gemocht zu werden, sondern andere in Angst und Schrecken zu versetzen. Und dieselbe Rolle kam auch dem Jungen zu.
    Jetzt musste Dixon ihm Angst machen, und im Moment war ihm nicht danach.

    Er hatte seine Kardinalregel gebrochen: Er hatte Zuneigung zu einem Angestellten entwickelt.
    Er ließ die kräftigen Knöchel krachen und sah sich in dem kleinen Lagerhaus um. Es war angefüllt mit Diebesgut und roch nach Tabak und Whisky. Er öffnete eine Kiste und zog eine Flasche Johnnie Walker hervor. Er öffnete sie und nahm einen kräftigen Schluck.
    Seine beiden Leibwächter tauschten Blicke aus. Danny brauchte doch wohl keinen Drink, bevor er diesen kleinen Job erledigte? Er registrierte ihre Blicke und merkte sie sich für die Zukunft. Diese beiden Männer waren wie alle anderen auch: Sie waren Anwärter auf Danny Dixons Thron. Aber wie schon so viele würde er auch diese beiden auf Vordermann bringen.
    Vielleicht würde die Session mit Eamonn Junior dazu beitragen. Er würde dem Jungen eine Lektion erteilen und eine gehörige Abreibung verpassen. Und er würde sicherstellen, dass diese Maßnahme sich schnell herumsprach.
    Eine Abreibung würde ihn auf seinen Platz verweisen und alle anderen ebenfalls. Zufrieden mit sich nahm er noch einen großen Schluck Whisky. Mit dem Handrücken wischte er sich über den Mund und brüllte seine beiden Leibwächter an: »Habt ihr alles mitgekriegt, ihr Scheißkerle? Wie zwei verdammte Waschweiber steht ihr da und beobachtet mich, dass euch die Augen rausfallen.«
    Die beiden Männer senkten den Blick und blieben stumm. Wenn Danny in dieser Laune war, senkte man am besten den Kopf und hielt den Mund.
    Fünf Minuten später brachten sie Eamonn herein und sahen überheblich zu, wie er von Dixon grün und blau geschlagen wurde. Zum krönenden Abschluss verlangte er seinen Baseballschläger aus dem Auto und drosch so lange auf die Beine des Jungen ein, bis er sicher war, dass sie mindestens gebrochen waren. Dann ließ er Eamonn bewusstlos in seinem Blut auf dem
Lagerhausboden zurück und ging, etwas unsicher auf den Beinen, nach draußen.
    »Bringt ihn zum Quacksalber, und wenn er zu sich kommt, erklärt ihm, dass es nichts Persönliches war, sondern nichts als eine geschäftliche Maßnahme. Wenn ich von ihm höre, was ich hören will, wartet sein alter Job auf ihn.«
    Einer von den Leibwächtern nickte. Dann lud er den Jungen hinten in einen Lieferwagen und fuhr ihn zum Arzt. Währenddessen pfiff er zur Musik aus dem Autoradio und fragte sich, was seine Frau ihm wohl zum Abendbrot gemacht haben mochte.
     
    Der Freier war klein, so klein, dass sogar Cathy wie eine Riesin wirkte. Sie reichte ihm einen Drink mit einem Schuss Limonensirup, lächelte ihm freundlich zu und sagte, sie werde nachsehen, ob Miss Desrae bereit sei, ihn zu empfangen. Der Mann lächelte und zeigte dabei makellos weiße falsche Zähne und eine kleine rosa Zunge.
    Cathy ging hinüber ins Schlafzimmer und flüsterte Desrae zu: »Es ist Mr. Middleton. Ich hab ihm einen Drink serviert und die Jacke abgenommen. Er bezahlt mit Scheck, oder?«
    Desrae, der dabei war, Strümpfe und Strumpfbänder anzulegen, nickte. »Ja, gib ihm einen kräftigen Drink, okay? Er lässt sich immer so verdammt viel Zeit, und das langweilt mich zu Tode. Er fährt auf die Kleider ab, verstehst du? Sieht nichts lieber, als wenn mein Johnny zwischen den Strumpfbändern baumelt.«
    Im Augenblick war sein Johnny in einem schwarzen Seidenhöschen versteckt. Mr. Middleton gefiel es, diese Höschen unter Einsatz seiner nicht so ganz stabilen Beißerchen von Desraes Leib zu zerren.
    Desrae wusste, dass er Fantasien verkaufte, und erledigte diesen Job so gut wie jeder Schauspieler. Seine Freier glaubten tatsächlich, dass er Spaß hatte. Und so hielt er jede Begegnung mit einem zahlenden Kunden für einen künstlerischen Auftritt.

    Cathy ging zurück ins Wohnzimmer, wo sie, ohne Unterlass lächelnd und plaudernd, dem Mann nachschenkte.
    Mr. Middleton war ein erfolgreicher Bankier. Außerdem war er verheiratet und hatte vier erwachsene Kinder: zwei bereits verheiratete Töchter und zwei Söhne, dir erfolgreich in der City arbeiteten. Seine Ehegattin war eine zierliche Frau, deren Leben sich um ihre Familie, ums Einkaufen und Kochen drehte. Für sie bestand ein geregeltes Sexualleben darin, es einmal alle paar Monate hinter sich zu bringen, ob man es brauchte oder nicht. Sie hatte nicht die geringste Ahnung, dass ihr Gatte Männer bevorzugte. Wenn möglich,

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