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Die Aufsteigerin

Titel: Die Aufsteigerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Cole
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dieser Hinsicht war sie unbezahlbar. Aber auch als PR-Botschafterin war sie ausgezeichnet. Sie machte im East End ihre Runde, kümmerte sich um die Leute und lenkte seine Aufmerksamkeit auf kleine Kabbeleien. Sie war eine ausgezeichnete Mutter und eine gute Köchin. Und wenn er sich von Zeit zu Zeit mal ein junges Ding gönnte, drückte sie beide Augen zu, denn sie wusste, dass sie die Königin blieb, solange er die Krone trug.
    Die Bürotür ging auf, und er legte seine Zigarre flink im Aschenbecher ab. Jean hatte angedroht, ihm die Hölle heißzumachen, wenn sie ihn mit einer Zigarre erwischte.
    Es war Jake Jacobs, einer seiner Männer.
    »Da möchte Sie jemand sprechen, Mr. Dixon.«
    Danny blinzelte ungeduldig. »Sag schon, Mann, wer ist es? Spuck’s aus!«
    Jacobs räusperte sich. »Der junge Docherty, Sir. Möchte wohl mit Ihnen reden.«
    Danny Dixon grinste. »Schick ihn rein.«
    Gleich darauf humpelte Eamonn ins Büro. Dixon ließ ihn stehen bleiben.
    »Nun, was kann ich für dich tun? Als hätte ich nicht schon längst genug getan?«
    Eamonn hatte den Morgen damit verbracht, sich immer wieder aufzusagen, was er vorbringen wollte. Aber jetzt, da er vor dem Mann stand, der ihn so übel zugerichtet hatte, kamen ihm ernste Zweifel, ob er sich tatsächlich die richtige Rede zurechtgelegt hatte.
    Er atmete tief durch und legte los: »Ich bin gekommen, um mich bei Ihnen zu entschuldigen, Mr. Dixon. Der Alkohol war es, der aus mir gesprochen hat, nicht ich. Ich weiß nicht, was in mich gefahren war, dass ich mich so respektlos gegenüber einem Menschen verhalten konnte, der mich immer gutherzig und
nachsichtig behandelt hat. Ich weiß, dass ich jetzt nicht mehr für Sie arbeiten werde, und nehme diese Strafe hin, obwohl sie mich mehr schmerzt als die Abreibung, die ich bezogen habe. Ich fand, ich müsste von Angesicht zu Angesicht mit Ihnen sprechen, damit Sie merken, wie ehrlich ich es meine, und um zu beweisen, wie viel mir Ihr Wohlwollen und Ihre Freundschaft bedeuten.«
    Danny Dixon war beeindruckt, nicht nur von den blumigen Worten. Weitaus mehr beeindruckt war er davon, dass der Junge nach einer Abreibung, die weniger robuste Männer eine Woche oder länger ans Bett gebunden hätte, so schnell vor ihm erschienen war. Er wusste, dass er mit seiner Einschätzung dieses jungen Kerls richtig gelegen hatte, und das gefiel ihm besonders.
    »Setzt dich, bevor du umfällst.«
    Eamonn nahm betont vorsichtig auf einem Stuhl Platz. Dixon musterte ihn eine Weile.
    »Ich habe schon aus nichtigeren Gründen Leute zu Krüppeln gemacht, Sohn. Du bist gut davongekommen, und ich hoffe, das ist dir klar.«
    Eamonn nickte heftig. »Ist es, Mr. Dixon. Ich kann Ihnen nur danken, dass Sie so nachsichtig mit mir waren.«
    Dixon lachte fröhlich. »Nun trag mal nicht zu dick auf! Duckmäuserei passt nicht zu dir, Bursche. Also, was willst du?«
    Eamonn konnte nur mit Mühe ein Lächeln unterdrücken. Er stellte hocherfreut fest, dass ihm wohl tatsächlich eine neue Chance geboten wurde. Er kannte aber auch die Spielregeln und hielt sie ein, so gut es ging.
    »Ich möchte die Chance bekommen, Ihnen zu beweisen, dass es sich um eine einmalige Entgleisung gehandelt hat. Wenn Sie so großherzig sein könnten, mir eine zweite Chance zu geben, dann würde niemand den Job, den Sie ihm übertragen - was auch immer es für einer sein mag - mit mehr Respekt, mehr Aufmerksamkeit für Einzelheiten und größerer Bereitschaft ausführen als ich.«

    Er verfiel ins Schwafeln und merkte es auch, aber er musste alles tun, die richtige Botschaft an den Mann zu bringen, der vor ihm saß. Und unter den gegebenen Umständen tat er sein Bestes.
    Dixon sah ihn lange an, darauf bedacht, den Jungen spüren zu lassen, welch strenge Prüfung er zu bestehen hatte. Wenn er Eamonn wieder in seine Dienste nehmen wollte, dann durfte er keineswegs den Anschein erwecken, als sei ihm übermäßig viel daran gelegen.
    »Lass mich darüber nachdenken. Deine Entschuldigung ist angenommen. Ich werde dich meine Entscheidung in ein paar Tagen wissen lassen. Und jetzt verschwinde nach Hause und erhole dich. Ich bewundere, dass du heute gekommen bist, und das wird zusammen mit deinen Worten in Betracht gezogen. Aber ich kann es nicht dulden, dass jemand über mich herzieht, besonders nicht, wenn es ein Angestellter tut. Das verstehst du doch wohl, oder?«
    Eamonn nickte. Er wusste, dass er seine Sache gut gemacht und den Mann verbal und auch mit seiner physischen Kraft

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