Die Aufsteigerin
sich mit dem Handrücken übers Gesicht und tat mit einem theatralischen Seufzer kund, wie bekümmert, aber auch gekränkt er war.
»Himmel auch, Jonjo, du machst mich noch wahnsinnig. Ich mein …« er sah sich zur Bestätigung seiner Worte nach Eamonn um, »… wir suchen bereits den ganzen Tag nach dir, und meine müden Beine machen schon gar nicht mehr mit. Und jetzt muss ich doch tatsächlich auch noch klettern - klettern - und in einer verschissenen Bar durch ein verschissenes Fenster steigen, um dich endlich zu erwischen! Bist du etwa lebensmüde, oder was?«
Jonjo gab keine Antwort.
Kopfschüttelnd gab Petey Eamonn einen Wink und lehnte sich an die Mauer, um sich eine Zigarette anzustecken. Eamonn trat vor und schlug den Mann zu Boden. Jonjo leistete nicht den geringsten Widerstand.
Kaum lag er, zusammengerollt wie ein Fötus, auf dem schmutzigen Fußboden, bearbeitete ihn Eamonn mit einem mörderischen Stakkato von Tritten. Jonjo blutete aus Wunden am Kopf und im Gesicht, seine Augen waren so geschwollen, dass er nichts mehr sah, seine Arme seltsam verkrümmt.
Eamonn, der kaum ins Schwitzen gekommen war, nahm sich jetzt die Beine des Mannes vor. Nach außen hin wirkte er unbeteiligt, aber der Kitzel und die darauf folgende Hochstimmung, in die ihn derartige Gewaltausbrüche versetzten, stellten sich sofort wieder ein. Die Brüder O’Connor sahen gebannt zu, wie hier ein Meister seine Arbeitsweise demonstrierte. Guten Gesprächsstoff würde es abgeben. Seit Eamonn sich der Organisation angeschlossen hatte, stieß er allseits auf neugieriges Interesse, denn obwohl alle in ihrem Job mit Gewalt zu tun hatten, mussten sie neidvoll anerkennen, dass dieser Mann deren Anwendung zu einer Kunstform perfektioniert hatte.
Zum guten Abschluss griff Eamonn noch zu einem Cutter. Er beugte sich über den leblosen Mann und schnitt ihm die Ohren ab. Zum Glück war Jonjo bereits bewusstlos, als immer mehr Blut in dunkelroten Rinnsalen auf den staubigen Boden sickerte. Eamonn richtete sich auf und ging davon. Sein Messer wischte er mit einem alten Lumpen ab.
»Wie wär’s mit einem Bier vorm nächsten Job?« Petey stellte fest, dass seine Stimme fast wie die eines Mädchens klang, aufgeregt und piepsig. Es mochte wohl sein, dass dieser Mann ihn ängstigte.
Eamonn schüttelte nur den Kopf und stieg ins Auto. Seufzend kam Petey seinem Wunsch nach, stieg ebenfalls ein und ließ den Motor an. Ihre Stimmung war angespannt, bis Eamonn endlich locker wurde und wieder sprach.
»Wen haben wir als Nächstes auf ‘m Zettel?«
Petey feixte. »Der wird dir gefallen. Geht um einen Gefallen für Carmine, einen italienischen Bruder von uns. Dem seine Tochter war mit einem Typen namens Inglesias verheiratet, der sie immer wieder versohlt hat. Inzwischen ist sie von ihm geschieden, aber er fährt drauf ab, sie einzuschüchtern, verstehst du? Sache ist jetzt - letzte Woche hat er die Kinder abgeholt und nicht wiedergebracht. Ich hab rausgekriegt, wo er wohnt, und wir werden ihm einen kleinen Besuch abstatten. Ein Mistkerl ist der … Carmine ist nicht aufgenommen, genießt aber Respekt und legt einen fetten Batzen auf den Tisch, damit wir die Sache für ihn regeln. Er will mit so einem Eheproblem nicht zu seinem Don gehen, was ja irgendwie verständlich ist. Ich finde den Drecksack, den wir jetzt besuchen, auch zum Kotzen. Ist ein Zuhälter vom alten Schlag. Prügelt seine Girls, fixt sie an und hat dazu auch noch eine Spezialagentur aufgezogen.«
Eamonn runzelte die Stirn. »Spezialagentur?«
Peteys angewidertes Grinsen machte sein Gesicht noch hässlicher. »Zieh dir das mal rein, Eamonn: Dieser Inglesias besorgt schwangere Frauen für Geschäftsreisende, die auf so was abfahren. Eine von diesen Frauen, neunzehn Jahre alt und aus Puerto Rico, wird in eine Wohnung gebracht, und man sagt ihr, sie muss nichts anderes tun als nur strippen. Man verspricht ihr auch, draußen vor der Tür steht ein Sicherheitsmann, und wenn sie fertig ist, bringt er sie aus dem Haus. Und sie ist um fünfhundert Dollar reicher. Die dämliche Pute fällt drauf rein. Na ja, schließlich ist sie schwanger und braucht das Geld.«
Er zuckte die Achseln und fuhr heiser fort: »Verdammt nochmal, vergewaltigt haben sie die Kleine! Schwanger, und sie haben sie vergewaltigt! Sieben Mann, einer nach dem anderen, in den Arsch und wer weiß was sonst noch! Also, ich hab auch Frauen laufen, das weißt du, jeder weiß das. Aber das sind Frauen , sind das - keine
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