Die Aufsteigerin
tief in ihrem Inneren berührte, dort, wo ihr Herz schlug. Er war der erste Mann, der je zu ihr gesagt hatte, dass sie die Klappe halten sollte. Der erste Mann, der sie nahm, ohne zu fragen, ob sie es gestattete. Der erste Mann, der sich nicht vor ihrem Vater fürchtete.
Als sie ihren Ehemann betrachtete und darauf wartete, dass er endlich in den Club fuhr, wo er arbeitete, hätte sie am liebsten laut gelacht. Was für ein Tölpel er war, ein blöder, ungebildeter sizilianischer Bauer. Dio! Wie hatte sie sich nur in ihn vergucken können?
Bevor John die Wohnung verließ, küsste sie ihn auf den Mund. Es war der Kuss einer Ehefrau, vertraut und anhaltend, und sie wusste genau, dass es ihn erregen würde. Sie wusste, wie sehr er sie wollte, brauchte und liebte, und eben das war ihr Problem. Sobald sie einen Mann für sich gewonnen hatte, wollte Maria ihn nicht mehr. Es war die Männerjagd, auf die sie scharf war, das immer neue Verlangen, eine Eroberung zu machen. Aber jetzt erwartete sie erstmal einen Besucher.
Wie immer fand Eamonn Docherty sie nackt und hingebungsvoll vor. Er hatte seine eigenen Wohnungsschlüssel benutzt und war direkt ins große Schlafzimmer gegangen, wo sie
sich wie hingegossen auf dem Bett räkelte, an eisgekühltem Champagner nippte und sich bereits wollüstig streichelte.
Lachend und ohne Zeit zu verlieren, nahm er sie an Ort und Stelle. Maria war eine Offenbarung, und sie lutschte ihm mit Leidenschaft den Schwanz - ein Hobby, das ihnen beiden gleichermaßen gefiel.
Maria schnarchte leise, das Haar um sich ausgebreitet, was sie verletzlich aussehen ließ. Eamonn bestaunte sie ehrfürchtig. Sie war hinreißend. Er seufzte und zog sich flink an. Schon seit Monaten besuchte er Maria in dieser Wohnung und hätte sich, wenn nötig, im Dunkeln orientieren können.
Sie öffnete ein Auge, als er sanft ihre Lippen küsste.
»Ich muss gehen.«
Leicht schwindlig vom Champagner und vom Sex blinzelte sie zur Uhr auf dem Nachttisch und sagte schmollend: »Ist doch erst elf, John bleibt noch stundenlang weg.«
»Ich hab noch etwas Geschäftliches zu erledigen.« Seine Stimme klang entschieden, als würde er keinen Widerspruch dulden.
Sie wusste, dass es keinen Sinn hatte zu diskutieren. Stattdessen machte sie einen Schmollmund und fragte mit verführerischer Stimme: »Morgen?«
Eamonn kannte sich mit ihren Spielchen aus. Er zuckte die Achseln. »Wer weiß?«
Er spazierte selbstzufrieden aus dem Apartmentgebäude und bemerkte nicht die beiden Männer, die ihn aus einem Wagen auf der gegenüberliegenden Straßenseite beobachteten. Er war zu sehr mit den Gedanken daran beschäftigt, was er zu tun hatte. Maria war bereits vergessen.
Die beiden Männer sahen ihn ein Taxi anhalten und folgten ihm zu Brannigan’s Bar in Brooklyn. Dort parkten sie wieder auf der anderen Straßenseite und setzten die Beschattung fort.
Als er hineinging, wurde er von jedermann begrüßt und verschwand dann über eine schmale Treppe nach oben. Die Männer richteten sich auf eine lange Wartezeit ein.
Paul Santorini hörte den beiden Männern interessiert, aber auch gelangweilt zu. Er war ein kleiner Mann, der sich elegant kleidete, älter aussah, als er war, und über einen messerscharfen Verstand verfügte.
Ralph Borgatto, seine rechte Hand, zeigte größeres Interesse. Ralph wusste, dass von ihm eine Einschätzung erwartet wurde und es dazu einer gehörigen Portion Diplomatie bedurfte. Er würde einräumen müssen, dass Maria eine Hure war, obgleich sie aussah wie eine Madonna. Er würde um seinen Rat gebeten werden und musste versuchen, aus den wenigen Worten, die sein Boss jetzt aussprach, dessen eigene Meinung herauszulesen.
Der Informant berichtete: »Er hat auf jeden Fall Schlüssel zu der Wohnung, Mr. Santorini. Der Pförtner hat gesehen, wie er selbst die Tür aufschloss. Wenn John das jemals herausbekommen sollte …«
Paul Santorini hob die Hand und sagte mit Nachdruck: »Wenn ich deine Meinung wissen will, werde ich es sagen, okay? Erzähl mir einfach, wohin der Mistkerl anschließend gegangen ist.«
Der größere Mann wurde blass, als sein Boss die Frage stellte. »Er fuhr zu Brannigan’s und ging nach oben in die Büros des Geldverleihs, der ihm gehört. Von dort fuhr er dann zu seiner Verlobten Deirdra Mahoney nach Hause, einer von Jack Mahoneys Töchtern. Er kam dort ziemlich spät an, aber sie war noch wach und hat ihm selbst die Tür aufgemacht. Da stieg wohl ‘ne Party, denk ich.«
Paul
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