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Die Aufsteigerin

Titel: Die Aufsteigerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Cole
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als du.«

    Deirdra lachte mit ihrer Mutter. Dass ihr Vater Eamonn so mochte, hatte sie veranlasst, den gut aussehenden jungen Mann ins Visier zu nehmen, nicht sein Charme. Sie hatte bei Eamonn Docherty eine Chance, weil ihr Vater ihn kannte und ihm vertraute.
    Eines schwor sie sich: Wenn sie ihn bekam, würde sie die Farbe Rosa gänzlich aus ihrem Haus verbannen. Aus Leder und Glas würde die Einrichtung sein, so wie auf den Fotos in den Zeitschriften, die sie studierte.
    »Ich wollte nur sicher sein, dass es okay ist mit Paps, bevor ich ausgehe, das ist alles«, sagte sie fügsam.
    Maire sah ihre Tochter zufrieden an. »Du bist ein gutes Mädchen. Und ich bin eine glückliche Frau, auch wenn mir ein Sohn versagt geblieben ist.«
    Deirdra sah aus dem Fenster, und Maire wusste, dass sie damit entlassen war. Also verließ sie das Zimmer und ließ ihre eigenwillige Tochter zurück. Nur in den einsamsten Momenten gestand sie sich ein, dass sie tatsächlich mit einer gewissen Vorfreude dem Tag entgegensah, an dem das Mädchen unter die Haube kam und aus dem Haus ging. Deirdra ging ihren Mitmenschen auf die Nerven, besonders ihren Schwestern, und - am allerschlimmsten - ihrer eigenen Mutter.
     
    Maria Castellano hörte ihrem Mann nur mit halbem Ohr zu. Er langweilte sie, wenn er darauf bestand, ihr alles, was er tat, haarklein auseinanderzusetzen. Sie machte sich eine Schorle und nickte, so dass sich ihr taillenlanges Haar wellte. Ihr Mann betrachtete sie wohlgefällig. Sie war von erlesener Schönheit. Perfekt.
    Wie sehr er sie doch liebte!
    John Castellano war ein unterer Capo in der italienischen Gemeinde New Yorks. Sein Schwiegervater war ein »made man«, was bedeutete, dass er als eingeschworenes Mitglied zur Cosa Nostra gehörte. Es fuchste John, dass man ihm noch nicht angetragen
hatte, ebenfalls den Schwur zu leisten, aber er akzeptierte es, weil er wusste, dass er keine andere Wahl hatte. Marias Vater war Paul Santorini. Er hatte einige Gewerkschaftsleute, hauptsächlich im Baugewerbe, auf seiner Lohnliste, und sorgte dafür, dass auf den Baustellen alles reibungslos lief und kein Vorarbeiter gebraucht wurde, um die Arbeiter zu überwachen, die keine Gewerkschaftsmitglieder waren. Er strich Bestechungsgelder ein und dealte mit Heroin. Er liebte nur zwei Dinge in seinem Leben: seine Frau und seine Tochter.
    Maria wusste, dass ihr Vater irritiert und etwas verärgert darüber gewesen war, wen sie sich als Ehemann ausgesucht hatte, aber da sie alles bekam, was sie wollte, bekam sie auch John. Sie hatte nur eine Woche gebraucht, um den muskelbepackten Knilch sattzuhaben, an den sie nun die Fesseln der Ehe banden. Aber ihr Vater und ihre Mutter wollten von Scheidung nichts hören, und so saß sie in der Falle. Zumindest im Moment noch. Ihr Vater hatte angedeutet, dass die Ehe zu einem späteren Zeitpunkt beendet werden könnte. Mit ihr als trauernder Witwe?
    Maria besaß einen natürlichen Hang zum Lebensstil der Mafia. Der Tod war ihr gleichgültig; als fromme Katholikin glaubte sie daran, dass jede gebeichtete Sünde auf der Stelle vergeben wurde und dem Geläuterten ein Platz im Himmel sicher war. Mit dieser Überzeugung beschwichtigte sie ihr Gewissen und ebnete sich den Weg, alles zu tun, was ihr gefiel und wann es ihr gefiel.
    Sie benutzte auch ihren Vater, ihre Mutter und jeden anderen Menschen, von dem sie annahm, dass er ihren Zwecken dienlich sein könnte.
    Marias Problem bestand darin, dass sie die Männer zu sehr mochte. Deswegen hatte sich ihr Vater bereits Sorgen gemacht, als sie noch jünger war. Gegenwärtig hatte sie sich auf eine Affäre mit einem Iren eingelassen - einem hochgewachsenen markanten Gangstertyp von der Lower East Side. Sie wusste, dass ihr Vater durch die Decke gehen würde, wenn er davon erfuhr, und
dass ihr Mann John ihren Liebhaber, ohne mit der Wimper zu zucken, umbringen würde, wenn er etwas herausfand.
    Es war eine aufregende Situation, und Maria genoss jede Sekunde.
    Sie hatte ihren Liebhaber sogar in den Ravenite Club, einen bekannten Mafia-Treffpunkt in Little Italy, eingeladen, um dort mit ihm gesehen zu werden. Der Mann begleitete sie, wenn auch widerstrebend, und fickte sie anschließend gnadenlos durch, wobei er sie unaufhörlich als verzogenes Dreckstück beschimpfte.
    Dennoch verliebte sich Maria in ihn, und diese Tatsache steigerte zwar ihre Lebenslust, machte ihr aber auch Angst. Er war der erste Mann, den sie wirklich an sich heranließ. Der erste Mann, der sie

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