Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Aufsteigerin

Titel: Die Aufsteigerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Cole
Vom Netzwerk:
offen, um sich Bares zu verdienen, indem er Geschichten ausplauderte, aber das nicht nur bei der Polizei, sondern auch in der Unterwelt. Wenn er eine Story hörte, ging er damit zu der Person, die das größte Interesse hatte, und steckte dafür ein paar Scheine in die Tasche. Jedenfalls hatte er das Spitzeln zur Kunstform entwickelt.
    Als er seine Eingangstür öffnete, strahlte er über beide Ohren. Zwanzig Minuten zuvor hatte er sich eine Flasche Scotch und Essen vom Chinesen bestellt, und jetzt wartete er darauf, dass der Taxifahrer es brachte.
    Als er Gates vor der Tür erblickte, mit seinem Scotch und dem chinesischen Essen, verging Flinty die gute Laune. Dafür lächelte Gates, als er sich an Flinty vorbei in das möblierte Apartment schob. Es war ein echtes Lächeln und selten genug bei Gates. »Alles klar, Flinty? Lange nicht gesehen, hm?« Er stellte das Essen und die Flasche auf dem Couchtisch ab. Dann ging er zur Kochnische und setzte einen Kessel Wasser auf.

    Flinty sah ihm argwöhnisch zu. Das Essen anzurühren traute er sich noch nicht, aber dem Whisky warf er einen sehnsüchtigen Blick zu.
    Als das Wasser kochte, stellte Gates das Gas ab, und in der Stille des Zimmers pfiff der Kessel leise vor sich hin.
    »Darf es eine Tasse Tee sein, Mr. Gates?«
    Mit Hilfe eines schmutzigen Handtuchs hob Gates den Kessel auf und sagte drohend: »Zieh Schuhe und Socken aus.«
    Flinty wurde blass, schüttelte den Kopf und sagte: »Bitte. Mr. Gates, nicht das. Das wollen Sie mir doch nicht antun, oder? Ich hab doch immer versucht, Ihnen zu helfen. Das wissen Sie genau …« Seine Stimme versagte, als er hörte, dass der Kessel ein zweites Mal auf den kleinen Herd gestellt wurde.
    »Flinty, wenn du deine Socken nicht ausziehst, werde ich sie dir eigenhändig von deinen Schweißfüßen reißen, okay? Also, willst du es auf die nette Tour oder auf die harte?«
    Dass Gates sich nichts dabei dachte, ihm die Füße zu verbrühen, wusste der kleine Mann. Und seine Schmerzenschreie würden in dieser Nachbarschaft unbeachtet verhallen.
    »Bitte, Mr. Gates, sagen Sie mir, was Sie wollen, und ich schwöre beim Augenlicht meiner Mutter, dass ich es Ihnen sage.« Seine Füße waren jetzt nackt und verströmten einen üblen Geruch. »Wäschst du dich denn nie, Flinty? Trotzdem, setz dich endlich und streck die Mauken aus.« Flinty zögerte, und Gates verdrehte die Augen. »Langsam wird es mir zu dumm, Flinty. Tu einfach, was ich dir sage, und sag mir, was ich wissen will. Dann hast du nichts zu befürchten.«
    Gates holte den dampfenden Wasserkessel, hielt ihn über Flintys Füße und ließ ein klein wenig kochendes Wasser auf die Beine des vor Angst schlotternden Denunzianten tropfen.
    »Tut mir leid, Kumpel, war ein Versehen. Hatte auf deine Füße gezielt. Also, ich will es dir sagen: Ich muss wissen, wo ich Derrick O’Hare zu fassen kriege.«
    Der Spitzel hatte Tränen in den Augen, als er sagte: »Verbrühen
Sie mich nur, Mr. Gates. Da ist mir mein Leben mehr wert.«
    Gates, der inzwischen sicher war, dass Flinty wusste, wo O’Hare steckte, goss dem Mann die halbe Kesselfüllung kochenden Wassers über die Füße und sah fasziniert zu, wie sich unmittelbar Brandblasen bildeten. Dann fesselte er Flinty mit dessen Krawatte die Hände auf den Rücken.
    »Hör zu, Freundchen, ich weiß, dass ich dir wehtue, und es tut mir leid. Aber ich muss wissen, wo das Arschloch zu finden ist. Also werde ich als Nächstes deinen Schwanz und deine Eier mit dem heißen Wasser duschen …«
    Flinty erstarrte, und Gates fürchtete schon, er sei vor Angst gestorben. Aber er hatte nur die Augen geschlossen und die Zähne zusammengepresst. Er würde sich lieber von Gates verbrühen lassen als sich O’Hares Rache auszusetzen. Seit der Gangsterherrschaft der Krays hatte Gates nicht mehr erlebt, dass eine derartig undurchlässige Mauer des Schweigens errichtet worden war.
    Gates ließ siedendes Wasser über die Genitalien des Denunzianten schwappen. Flinty schrie, und Gates stellte den Kessel mit Schwung auf den Tisch. Er öffnete die Flasche Scotch und sagte ungerührt: »Freu dich schon, du Dreckskerl, gleich wird es noch ein bisschen schlimmer. Wenn nötig, werde ich dich verdammt noch mal die ganze Nacht lang leiden lassen. Aber ich krieg raus, was ich wissen will. Okay?«
    »Bitte, Mr. Gates, hören Sie auf, mich zu quälen.«
    Gates nahm einen großen Schluck Scotch aus der Flasche und sah Flinty an. »Erzähl mir, was ich wissen will, Flinty,

Weitere Kostenlose Bücher