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Die Aufsteigerin

Titel: Die Aufsteigerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Cole
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und ich lasse dich ins Krankenhaus schaffen. Von mir erfährt niemand, woher meine Informationen stammen, das weißt du sehr wohl.«
    Flinty stammelte: »Er ist noch verrückter als Sie, absolut irre. Binden Sie mich los, und ich erzähl Ihnen von seiner letzten Schandtat.«
    Gates empfand fast schon Bewunderung für das Durchhaltevermögen
des kleinen Kerls. Er löste die Fesseln und reichte ihm die Whiskyflasche.
    »Vor ein paar Wochen hat O’Hare den alten Billy Wright, den Stadtstreicher aus der Berwick Street, zu Tode gequält.« Flinty setzte die Flasche nochmal an, bevor er mühsam fortfuhr: »O’Hare hat ihm einen Drink spendiert und ihn in sein Auto einsteigen lassen - ich war dabei, bin auch mitgefahren. O’Hare sagte, er gibt uns noch einen aus und er will nur eine kleine Information. Ich mach das für die großen Tiere ebenso wie für euch von der Schmiere, das wissen Sie ja. Bei lebendigem Leib haben sie ihm die Haut abgezogen. Direkt vor meinen Augen. Er hatte ganz ehrlich keine Ahnung, was man von ihm wissen wollte, sonst hätte er garantiert geredet. Aber dieser O’Hare, der hat ihn gehäutet. Es war grausig, der Mann ist krank, ein Tier. Also, Mr. Gates, deswegen will ich jederzeit lieber von Ihnen gefoltert werden als von der Bestie aus Liverpool. Verbrühen Sie mich, schlitzen Sie mich auf, Scheiße, knallen Sie mich ab -mir egal. Aber halten Sie mich fern von O’Hare, ich flehe Sie an.«
    Gates sah ihn eine Weile schweigend an.
    »Ich vermute, du hattest die Information, die er wollte. Oder, Flinty? Sonst würdest du wohl nicht mehr leben.«
    »Klar hab ich es ihm gesteckt, Mr. Gates, aber das hätten Sie auch getan. Und trotzdem hat er sich über den armen Billy hergemacht. Ein Irrer ist er, nichts anderes. Ich hab ihm erzählt, wo der alte Homo Pasquale abhängt, aber das weiß doch jeder. Joey war all die Jahre gut zu mir, und trotzdem hätte ich O’Hare alles verraten. Mit seinem Bowie-Messer hätte er sogar Sie kleingekriegt. Aber jetzt lassen Sie mich zufrieden.« Er verlor die Fassung und schluchzte.
    »Ich gehe erst, wenn ich habe, was ich brauche«, entgegnete Gates. »Und glaub mir, mit dem Irren aus Liverpool kann ich mithalten, wenn’s sein muss. Also - den nächsten Schluck heißes Wasser kippe ich dir in den Rachen, und du wirst nie wieder was ausplappern können. Verstanden?«

    Flinty vergrub den Kopf in den Händen und stammelte mit gebrochener Stimme: »Er trinkt in einem Spielclub am Camden Market. Da treffen sich auch seine Männer. Mehr weiß ich nicht. Ich schwör’s.«
    »Siehst du, wie einfach es war?« Gates grinste übers ganze Gesicht. »Und jetzt besorge ich dir einen Krankenwagen. Okay?«
     
    Als Gates Stunden später mit zwei dunkelhäutigen Schlägern, die er eigens zu diesem Zweck angeheuert hatte, den Spielclub in Camden aufsuchte, fand er dort zwar das kleine Büro vor, in dem O’Hare angeblich seine Geschäfte betrieb. Aber von dem Gangsterboss aus Liverpool war weit und breit nichts zu sehen, und ihrem Frust machten Gates und seine schlagkräftigen Handlager Luft, indem sie das Mobiliar zu Kleinholz verarbeiteten und bei der Gelegenheit auch vier Schlägertypen aus Liverpool eine unvergessliche Lektion erteilten.
    Gates hatte seinen Spaß an der Prügelei, und er schwor sich, O’Hare Einhalt zu gebieten, bevor er noch mehr Unheil anrichtete oder gar Cathy etwas zuleide tat.
    Wenn O’Hare das West End erobern wollte und alles, was damit zusammenhing, dann nur über Richard Gates’ Leiche.

Kapitel neunundzwanzig
    Derrick O’Hare saß an einem kleinen Tisch in der Bar des Café Central und nippte an seinem eisgekühlten Chablis. Er trug einen weißen Leinenanzug und dazu ein schwarzes Hemd. Seine schwarzen Halbschuhe waren maßgefertigt und seine Socken hellgrün. Modisch eine Katastrophe, die er aber ausglich, indem er großzügig Trinkgelder verteilte. Er grinste und winkte denen zu, die an ihm vorbeigingen. Entweder winkten sie zurück, oder sie senkten den Blick angesichts des Kerls, der entweder betrunken sein musste oder geistesgestört.
    Es waren seine Augen, die die Leute auf diesen Gedanken brachten. Sein Blick schien die Menschen zu durchbohren. O’Hare wusste um diese Wirkung und nutzte sie. Er liebte es, berüchtigt zu sein, und liebte das Geld, das er durch Nötigung und Einschüchterung anhäufte. London war in seinen Augen ein Mekka für Kriminelle, das er sich unbedingt untertan machen wollte. Er holte sogar Männer aus seinen

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