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Die Aufsteigerin

Titel: Die Aufsteigerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Cole
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Revieren in Nottingham und Leicester, damit sie hier für ihn arbeiteten. Er brachte sie in Bayswater unter und hielt sie mit Vorschüssen bei der Stange, bis er sie einsetzen konnte. Ihm war klar, dass er mit einer kleinen Armee von angeheuerten Schlägern anrücken musste, um sich London einzuverleiben. Eine andere Sprache verstanden die Leute hier im Süden nicht.
    Ein großer Mann kam wie ein Soldat an seinen Tisch marschiert und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Derrick stand auf und folgte ihm in einen kleinen Vorraum. Er grinste breit, als er den Mann erkannte, der dort wartete.

    »Docherty, du Scheißkerl! Lange nicht gesehen!«
    Eamonn erhob sich gemächlich von seinem Stuhl und schüttelte dem Mann die Hand, mit dem er während der vergangenen zwölf Monate wegen der IRA-Finanzen zu tun gehabt hatte.
    »Wie war dein Flug?«, fragte O’Hare.
    Eamonn zuckte die Achseln. »Wie immer eben. Ich bin seit Jahren zum ersten Mal wieder zu Hause, und das ist schon seltsam.« Besonders O’Hare wollte er nichts weiter erklären. »Und was ist hier so los? Ich hab von allerhand Machenschaften läuten hören.«
    Derrick lachte schroff. »Ich schicke gerade ein paar alte Bosse in den Ruhestand, das ist alles. Wird auch Zeit, hm? Was hältst du davon, wenn wir was essen gehen und uns dabei unterhalten?«
    Eamonn, der sich inzwischen wieder gesetzt hatte, reagierte nicht auf den Vorschlag, sondern schenkte sich einen Scotch ein.
    »Ich verzichte aufs Essen und komm stattdessen gleich zum Geschäft, wenn du nichts dagegen hast. Der Spendenstrom für die gemeinsame Sache versiegt immer mehr, und die Iren wollen wissen, woran das liegt. Das will ich auch. Wir brauchen dich und das, was du uns hier drüben anbieten kannst, klar, aber so sehr brauchen wir dich auch nicht. Außerdem haben deine Leute in Liverpool in letzter Zeit enttäuscht … Wir platzieren nach außen hin ehrbare Iren in Sozialwohnungen. Diese ›Schläfer‹ leben dort als ganz normale Bewohner, bis wir sie für unsere Zwecke einsetzen. Sie scheinen dieser Tage aber im Koma zu liegen, denn wir haben schon monatelang nichts mehr von ihnen oder über sie gehört! Du hast eine Menge Geld für das Projekt eingestrichen, und anscheinend versuchst du uns jetzt aufs Kreuz zu legen. Wir wollen wissen, was da abläuft.«
    Derrick O’Hare war kein furchtsamer Mensch, aber die IRA machte sogar ihm Angst.
    Eamonn sprach weiter, denn er wusste, dass er den Mann verunsichert hatte, und er wollte ihn noch mehr unter Druck setzen.
    »Man hat keinen IRA-Mann hergeschickt, sondern mich, weil ich mit meinem Londoner Akzent nicht auffalle. Aber wenn erst einer von den hohen Tieren deinetwegen kommen muss, bist du ein toter Mann, O’Hare. Also, wo ist das Geld, und was ist mit den Schläfern?«
    »Ich hatte ein paar Probleme. Jetzt stecke ich mitten in einem großen Deal, um den ich mich persönlich kümmern muss. Sobald der durch ist, bin ich wieder ganz dabei.«
    Eamonn nahm eine Zeitung zur Hand und legte sie zwischen ihnen auf den Tisch. »Wieso hast du hiervon nichts gewusst?«
    Derrick sah das Foto von zwei Männern, die aus einem kleinen Backsteinhaus geführt wurden. Sie hatten sich die Jacken über die Köpfe gezogen, und über dem Bild verkündete eine fette Schlagzeile: IRA-Waffenlager in Liverpooler Sozialbau entdeckt.
    »Das war der Daily Mirror von gestern. Sogar du müsstest davon gehört haben. Im Moment wird die Nachricht überall ausgeschlachtet.«
    Dass O’Hara verblüfft war, konnte man ihm ansehen. Dass er tatsächlich nicht wusste, was sich auf seinem Hinterhof abspielte, war Eamonn unbegreiflich.
    »Wie gesagt, im Moment hab ich andere Sorgen«, sagte er achselzuckend. »Außerdem hätte ich das sowieso nicht verhindern können. Das müsstest sogar du einsehen.«
    Eamonn beugte sich über den kleinen Tisch und fauchte: »Du hättest in Minutenschnelle davon erfahren müssen. Wir hätten Anwälte auffahren lassen und Sympathisanten aktiviert, damit sie Korruption und Beweismanipulation bei der Polizei anprangern, und alles Mögliche sonst noch, um uns aus der Schusslinie zu bringen. Stattdessen mussten wir erst aus der Zeitung davon erfahren wie jeder andere auch. Und nun hör mir zu, O’Hare, hör mir gut zu. Es stecken schon einige mit dem Hals in der Schlinge, aber du steckst am tiefsten drin. Die IRA jagt sogar der verdammten Mafia Angst und Schrecken ein.
Glaub mir, ich spreche aus eigener Erfahrung. So ein kleiner Wichser aus Liverpool wie du geht

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