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Die Aufsteigerin

Titel: Die Aufsteigerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Cole
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meisten Menschen würden das nicht verstehen. Aber die meisten Menschen waren ja auch nicht Kinder einer Hafendirne wie Madge.
    Seit der Ire geheiratet hatte, brachte sie ihre Arbeit sogar mit nach Hause.
     
    Es war das schrille Gelächter von Betrunkenen, das Cathy aus dem Schlaf riss. Sich die Augen reibend, stellte sie fest, dass sie noch vollständig angezogen war. Sie setzte sich auf und warf einen Blick auf die kleine Uhr am Bett. Es war halb vier Uhr morgens. Sie hatte Kopfschmerzen vom Cider, und ihr Mund
fühlte sich ausgetrocknet an wie die Wüste Gobi. Herzhaft gähnend ging sie aus dem Schlafzimmer auf den engen Flur. Auf dem Weg zur Küche hörte sie eine Männerstimme.
    »Schenk uns noch was ein, Alan.«
    »Yeah, mach die Gläser voll!« Betty lallte bereits, und gequält schloss Cathy die Augen.
    Sie waren zu viert. Der Geräuschpegel würde zweifellos steigen, und das behagte ihr ganz und gar nicht. Sie hörte die Gläser klirren, schenkte sich Milch ein und eilte damit auf Zehenspitzen zurück an ihr Bett. Sie trank die Milch und zog sich flink aus. Sie hängte ihren Rock auf und strich den Pullover glatt. Nachdem sie ihr weites Flanellnachthemd angezogen hatte, zog sie die Decke zurück und kletterte ins Bett. Aber inzwischen war sie hellwach.
    Im Licht der Straßenlaterne konnte sie die Umrisse der Möbel in ihrem Zimmer ausmachen, ja, erkannte sogar die feuchten Flecke auf der Tapete. Sie rief sich die Szene von vorhin noch mal vor Augen und seufzte. In ihrem jungen Leben hatte es bisher nur zwei Angelpunkte gegeben: ihre Mutter und Eamonn.
    Jetzt wollte er etwas von ihr, und sie wusste, dass sie es ihm letztendlich auch geben würde. Die Hände hinter dem Kopf verschränkt, ließ sie ihrer Fantasie freien Lauf und flüchtete sich in tröstliche Wunschbilder: Eamonn, der am Altar auf sie wartete, der Augenblick, in dem er ihr den Ring überstreift, Madge, vorzeigbar im marineblauen Kostüm, wie sie sich verstohlen Tränen des Stolzes aus den Augen wischt.
    Sie lächelte, als plötzlich die Schlafzimmertür aufgestoßen wurde und das grelle Flurlicht sie blendete.
    »Aber hallo! Was haben wir denn hier?«
    Der Mann war groß und dünn, hatte eine Hakennase und feiste Lippen. Er lächelte sie an, aber in seiner Stimme und in seinem Blick lag etwas Lüsternes.
    »Raus! Los doch, Kerl, verschwinde hier!« Cathy hörte Radiomusik und grölendes Gelächter aus dem Wohnzimmer.

    Der Mann näherte sich ihrem Bett. »Komm schon, Kleine, ich bin doch nicht blöd. Hast bestimmt rot geflaggt, oder?«
    Cathy schloss die Augen bei der ekligen Anspielung. Sie sprang aus dem Bett und schrie: »Mom! Mom! Komm her!«
    Dass ein so zierliches Mädchen derart laut schreien konnte, verblüffte ihn. Cathy drängte sich an ihm vorbei und hastete ins Vorderzimmer, wo die drei sofort verstummten. Der zweite Mann starrte sie fassungslos an.
    »Wer ist denn das?«
    Cathy stemmte die Hände in die Hüften und sagte biestig: »Na, komm schon, Mom, du bist doch die Gastgeberin. Ich muss morgen früh zur Schule, und in meinem Zimmer ist ein Mann, der mich bumsen will.«
    Madge zwinkerte ihr zu und sagte: »Der ist in Ordnung, Mädchen. Sag ihm, was Sache ist, und schick ihn wieder her. Dir passiert nichts, bei deiner Mutter bist du in besten Händen.«
    Cathy schüttelte zornig den Kopf. »Geh du bitte und hol ihn - der ist doch dein Freier, nicht meiner. Wär mir recht, wenn du ihm das sagst. Der denkt garantiert, ich arbeite mit euch beiden zusammen.«
    Bei diesen Worten betrat der Mann das Zimmer. Er schloss seinen Hosenschlitz und rülpste laut, bevor er sagte: »Zier dich nicht, Mädchen, du bist doch reif. Gleich erzählst du uns noch, du bist Jungfrau und Lady Docker ist deine Mutter!«
    Die Männer lachten.
    Cathy verdrehte hilflos verzweifelt die Augen, und Betty stand auf. Sie nahm das Mädchen am Arm und sagte besänftigend: »Krieg jetzt keine Zustände, Cathy. Komm, ich bring dich wieder ins Bett.«
    »Da komm ich mit«, sagte der zweite Mann mit einem anzüglichen Grinsen. »Und ich sorg dafür, dass du auch fein zugedeckt bist.«
    Betty sah ihn an und sagte lachend: »Es reicht, Alan. Das Mädchen ist erst dreizehn. Lass sie zufrieden.«

    Alan, ein stämmiger Kerl mit stahlgrauem pomadisiertem Haar und roter Nase, sagte unbeeindruckt: »Dreizehn, Blödsinn! Mir sieht sie alt genug aus. Zumindest für das, was ich im Sinn hab.«
    Cathy machte sich von Betty los. Mit einer Stimme, die so schneidend klang wie die

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