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Die Aufsteigerin

Titel: Die Aufsteigerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Cole
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nicht.
    Aber er tat es nicht. Er reagierte wie immer, wenn sie einander begegneten: Er behielt seine Wunschträume für sich und behelligte sie nicht damit. Er wusste, dass sie ihn als Freund liebte, und gab sich damit zufrieden.
    »Bei dir fühle ich mich sicher«, sagte sie und ließ es zu, dass er den Arm um sie legte. »Wie ich schon immer gesagt habe, du bist ein …«
    Er beendete den Satz für sie: »Ich weiß, ich bin ein liebenswerter Mann, und das soll auch auf meinem Grabstein stehen: ›Hier ruht Richard Gates. Er war ein liebenswerter Mann‹.«
    »Ein sehr, sehr liebenswerter Mann, wahrhaftig.« Inzwischen kniete sie auf dem Sofa. Sie beugte sich vor und küsste ihn sanft auf die Lippen. Sie wusste, was er begehrte, und ihre
Dankbarkeit war so groß, dass sie bereit war, ihm alles zu gewähren.
    »Liebe mich, Richard. Liebe mich, wie immer du möchtest.«
    Er sah ihr in die Augen. Sie war beschwipst, wusste aber genau, was sie tat.
    Als sie das Handtuch zu Boden gleiten ließ, sah er sie zum ersten Mal unbekleidet. Er sah das zarte Rosa ihrer Haut, die weiche Rundung ihres Bauchs, die sanften Konturen ihrer Rippen. Er atmete schwer, und Schweißtropfen traten ihm auf die Stirn. Er sah den rosa Schlitz zwischen ihren Beinen, als sie sich auf dem Sofa zurücklehnte und die Arme nach ihm ausstreckte. Er konnte sie riechen, und sie roch so verführerisch, wie er geahnt hatte.
    Der Flaum zwischen ihren Beinen war honigfarben, und er spürte das unstillbare Verlangen, sein Gesicht daraufzupressen, sie zu kosten und zu nehmen, wie er es sich so oft vorgestellt hatte. Stattdessen bedeckte er sie mit ihrem Handtuch, zog sie an sich und hielt sie fest.
    Ihre Stimme war zaghaft. »Willst du mich denn nicht?«
    Er schloss die Augen. Wie oft er davon geträumt hatte, dass sie diese Frage stellte! Aber er wollte sie nur, wenn sie ihn ebenfalls begehrte und nicht nur aus Dankbarkeit handelte oder um ihm einen Gefallen zu erweisen. So sehr er versucht war, sie jetzt zu nehmen, wusste er doch, dass er es nicht tun durfte, denn hinterher würde er sich hassen, weil ihre Beziehung nie mehr dieselbe sein konnte.
    Er hob sie hoch und trug sie hinüber in ihr Schlafzimmer. Er ließ sie aufs Bett fallen und sagte beherrscht: »Komm, Mädchen, mach deine Augen zu. Ich hau mich aufs Sofa und weck dich morgen früh mit einem heißen Tee.«
    Sie sah ihn an und bedauerte, was sie getan hatte. Sie machte ein so betrübtes Gesicht, dass ihn Mitleid überkam.
    »Hör zu, Cathy, es ist nicht so, dass ich dich nicht begehre, aber wenn wir zusammenkommen, dann möchte ich, dass wir
es als Erwachsene tun, die füreinander empfinden wie Mann und Frau. Und nicht, weil du meinst, mir etwas zu schulden. Okay?«
    Sie nickte traurig, und er küsste sie leicht auf die Wange, bevor er das Zimmer verließ.
    Ihr standen die Tränen in den Augen, denn plötzlich ging ihr auf, dass sie ihn wollte, uneingeschränkt und als Frau. Nicht aus Dankbarkeit, sondern weil er ein Mann war, der ihr etwas bedeutete und den sie respektierte. Sogar liebte.
    Warum war ihr das nicht früher bewusst geworden?
    Jetzt hatte sie ihn vor den Kopf gestoßen. Nach allem, was er für sie getan hatte. Sie hatte seine Liebe ihr Leben lang als selbstverständlich hingenommen, und erst jetzt sah sie, warum sie seine Gesellschaft so geschätzt hatte, warum sie so gute Freunde waren: Weil sie Richard Gates ebenso begehrte, wie er sie anscheinend begehrte. Aber jetzt hatte sie alles ruiniert.
    Sie schlief in dieser Nacht nicht, obwohl sie doch so müde und ausgelaugt war, körperlich wie seelisch. Auch Richard schlief nicht.
    Beide lagen wach bis zum Morgengrauen und wussten sehr wohl, dass nur eine Tür sie voneinander trennte.

Kapitel fünfundvierzig
    Am nächsten Tag ging es Kitty schon viel besser, aber im Krankenhaus hieß es, man wolle sie zur Beobachtung noch ein paar Tage dabehalten. Sie schien keine Erinnerung an die erlittenen Torturen zu haben, und man kam überein, sie in Ruhe zu lassen, bis sie das, was sie erlebt hatte, von selbst ansprach.
    Das war ganz nach Cathys Wunsch. Je weniger über die Qualen gesprochen wurde, desto besser.
    Richard sorgte dafür, dass die Polizei entsprechend instruiert wurde und Kitty nicht behelligte. Es hatte den Anschein, als wolle das Mädchen nur noch schlafen. Die Ärzte rieten, sie schlafen zu lassen. Sie würde die Geschehnisse auf ihre eigene Weise verarbeiten.
    Cathy hielt die Hand ihrer Tochter, und ihre Liebe teilte sich ohne

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