Die Aufsteigerin
mache, und in der Tat habe ich einen Klunker von Cartier in der Brusttasche. Aber ich sah die beiden hier und dachte: genau das Richtige für meine Cathy, stoßfest, abschließbar und sicher.«
Er stellte sie im Schlafzimmer ab. Sie konnte es immer noch nicht so recht fassen. »Koffer? Du verblüffst mich doch immer wieder, Eamonn Docherty.«
Wie erwartet, hatte sie seine »Geschenke« angenommen. Doch nach dem Essen, als sie den Wein austranken und ihre Zigarette rauchten, sagte Cathy: »Es ist schon komisch, Eamonn. Als ich dich mit den Koffern sah, habe ich wirklich einen Moment lang geglaubt, du wärest ausgezogen. Ich weiß, ich hab immer gesagt, ich will nicht, dass wir zusammenleben, aber das hat damit zu tun, dass du inzwischen New Yorker bist und London meine Heimatstadt bleibt. Aber vorhin an der Tür hoffte ich wirklich ganz kurz, du würdest mir sagen, wir könnten immer zusammen sein … Ich weiß, es ist albern, denn wir haben beide unsere Verpflichtungen, wir haben jeder unser Leben, verschiedene Menschen, verschiedene Geschäfte. Da gibt es so viel, was uns trennt. Aber ich war ganz kurz überglücklich, weil ich glaubte, du kämst zu mir. Mir wurde klar, dass wir heute hätten zusammenleben können, wenn wir andere Wege gegangen wären. Richtig zusammenleben. Nicht nur einmal im Monat für ein verlängertes Wochenende.«
Sie trank einen Schluck Wein. »Ich will damit sagen, dass ich
dich mehr liebe, als mir bewusst war. Ich liebe dich so, dass ich versuchen möchte, alles zu überwinden, was uns voneinander trennt.«
Er nahm ihre Hand. »Ich liebe dich, Cathy, und wir werden eines Tages zusammen sein. Das verspreche ich. Vielleicht schon früher, als wir ahnen.«
Sie lächelte glücklich. »Eine Tages, hm? Eines Tages werden wir wirklich zusammen sein?« Er nickte. Sie nahm seine Hand und führte ihn ins Schlafzimmer.
Die Aussicht aus dem Loft war grandios. Nachdem sie sich geliebt hatten, lagen sie im Dämmerlicht beieinander und sahen zu, wie die Sterne einer nach dem anderen aufgingen.
Wie magnetisch angezogen fiel sein Blick auf die Koffer, die seine Versprechungen zu verhöhnen schienen. All diese großen Worte von Liebe, und doch benutzte er diese Frau, weil er sich wieder einmal in die Ecke manövriert hatte. Er musste nach Washington fliegen. Seit Peteys Tod hatte Jack ihm sämtliche Verhandlungen überlassen, ja, hatte ihm so gut wie alles übertragen. Diesen Preis hatte Eamonn für den Tod seines Freundes zu zahlen. Obwohl Jack niemals etwas gesagt hatte, wusste Eamonn, dass sein Schwiegervater der Ansicht war, er hätte Petey zur Seite stehen und der IRA klarmachen sollen, dass Petey ein Recht auf seine Freiheit besaß. Jack, ein Ire der ersten Generation, hätte es besser wissen müssen. Wer sich der Sache verschrieben hatte, den entließ daraus nur der Tod.
Cathy atmete leise und ruhig neben ihm, aber Eamonn lief es kalt den Rücken hinunter. Wenn sie auch nur den Hauch einer Ahnung hätte, was sich in den Koffern befand, oder gar wüsste, wozu deren Inhalt benutzt werden sollte, würde sie ihn bis an ihr Lebensende hassen.
Er zündete sich eine Zigarette an und lag voller Unruhe in der Dunkelheit neben seiner schlafenden Geliebten, verzweifelt bemüht, seine Gedanken zu ordnen. Das Zeug nach England zu transportieren war relativ einfach. Das Problem bestand darin,
es aus Cathys Wohnung zu bringen, ohne dass ihr bewusst wurde, was sie transportiert hatte.
Da kam Mr. Cheng ins Spiel.
Da wurde es wirklich schwierig.
Eamonn ärgerte sich über sich selbst und verspürte ungewohnte Furcht, die mit dem Ärger einherging. Er steckte in Schwierigkeiten, in bösen Schwierigkeiten, und das sowohl mit den Italienern als auch mit den Iren. Seine Geschäfte mit den Osteuropäern hatten in der Welt, in der er sich bewegte, zu Reibereien geführt. Obwohl Anthony Baggato überall dabei war, konnte er doch nicht auf verlässlichen Schutz zählen.
Die Iren würden ihn fallenlassen, wenn sie wüssten, worauf er sich eingelassen hatte. Er steckte bis zum Hals in der Sache. Nach allen zweifelhaften Geschäften, auf die er sich im Lauf der Jahre eingelassen hatte, war er den Russen mit Vertrauen begegnet und hätte in seinen schlimmsten Träumen nicht erwartet, dass alles derart außer Kontrolle geraten könnte.
Im Bett neben der einzigen Frau, die er je geliebt hatte, überkam ihn die grenzenlose Einsamkeit, die mit dem Verrat an einem geliebten Menschen einhergeht. Denn er verriet sie, betrog
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