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Die Aufsteigerin

Titel: Die Aufsteigerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Cole
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Tochter.
    Gates warf ihr einen angewiderten Blick zu.
    »Es stimmt, Mr. Gates. Wir haben uns gestritten. Sie kam dazu, und auf einmal war er tot. Jähzornig ist sie schon immer gewesen, die Göre. Fertig werden konnte man nie so richtig mit ihr … Sie hat das Messer genommen, und dann hat er plötzlich geblutet. Ich glaub nicht, dass sie es mit Absicht getan hat. Bestimmt wollte sie mir nur helfen, denk ich.«
    »Schaff sie runter in den Wagen, Bernie. Die Kriminaltechniker sind da. Wir machen dann auf dem Revier weiter.« Als Madge aus dem Zimmer ging, flüsterte Gates ihr zu: »Wusstest du eigentlich, was für ein übles Dreckstück du bist, Madge? Eine wie du ändert sich nie. Du bringst Abschaum wie den da mit nach Hause, wo deine kleine Tochter …« Voller Verachtung wandte er sich ab.
    Madge ließ beschämt den Kopf sinken.
    »Scher dich runter in den Wagen, Hure, und denk drüber nach, was du gerade gesagt hast.« Er sprach leise, resigniert und voller Abscheu. Dann hob er Cathy vom Sofa auf, trug sie die Treppen hinunter und lud sie unter den neugierigen Blicken der Nachbarn auf den Beifahrersitz des Wagens. So blutüberströmt bot Cathy einen schaurigen Anblick, und die mitfühlende Mrs. Sullivan versetzte ihrem ältesten Sohn einen Stoß und sagte nur: »Los, zum Haus von diesem Iren. Sag ihm, was passiert ist, und sag, dass Cathy ihn braucht.«
    Dann sammelte sie ihre Kinderschar um sich und scheuchte sie aus der Kälte der Nacht die Treppen hinauf.
     
    Auf dem Polizeirevier wickelte man Cathy in eine Decke und gab ihr süßen, heißen Tee zu trinken. Ihr Haar war klebrig von Blut und ihre Hände waren voller bräunlich roter Flecken. Gates kam in ihre Zelle, brachte eine Schüssel warmes Wasser mit und wusch sie fürsorglich.

    Währenddessen schaute sie den Mann nur unverwandt an, ohne einen Ton zu sagen. Auf sie wirkte er furchteinflößend, mit seinem großen runden Gesicht und dem durchdringenden Blick der blauen Augen. Normalerweise fanden ihn Unbeteiligte freundlich und sympathisch, aber jetzt, da er seinen Zorn nur mühsam zurückhalten konnte, sah er grimmig und bedrohlich aus. Obwohl er sich doch so besorgt um sie kümmerte, nahm Cathy irrtümlicherweise an, dass der Zorn ihr galt.
    Sie konnte den großen Mann mit dem schütteren Blondhaar und den mächtigen Muskeln nicht einschätzen. Sein Bauch wölbte sich weit vor, und durch die Decke hindurch spürte Cathy die Körperwärme des Mannes. Als sich seine schwere Hand ihrem Gesicht näherte, um es zu säubern, zuckte sie unwillkürlich zurück.
    Gates schaute den zarten Teenager an und seufzte. Irgendwie rührte ihn das Mädchen. Er kannte Madge, wusste Bescheid über die Probleme von Huren und deren Kindern, und obwohl er es nie im Leben offen eingestanden hätte, empfand er Verständnis und Mitgefühl für Cathy Connor. Madge würde sie garantiert im Stich lassen, und er wusste, was dem jungen Mädchen dann drohte. Sie war fast vierzehn, und wenn sie erstmal in die Mühle der Justiz geriet, würde sie auf unbefristete Zeit festgehalten werden. Bei diesem Gedanken fühlte er verzweifelte Wut in sich aufsteigen.
    Menschen wie Madge hatten immer nur sich selbst im Kopf. Anders als die meisten Huren, die sich um ihrer Kinder willen verkauften, war Madge die eine unter Tausenden, die tatsächlich Gefallen an dem fand, was sie tat, ja, die es sogar genoss. Und jetzt würde sie, ohne auch nur eine Sekunde zu zögern, ihr Kind für die Konsequenzen ihrer Lebensweise büßen lassen.
    »Cathy?« Gates sprach ganz ruhig, mit seiner unverkennbar tiefen Stimme. »Komm, Kleines. Sag mir, was passiert ist, und dann sehen wir, was sich machen lässt, hm?« Er legte ihr den
schweren Arm um die Schultern und zog sie unbeholfen näher an sich, bis ihr Kopf an seiner breiten Brust ruhte.
    »Wein nur - das tut dir gut«, sagte er, als er sah, dass ihr dicke Tränen übers Gesicht rollten. »Lass nur alles raus. Dann reden wir und sehen, wie wir mit diesem Schlamassel fertigwerden.«
    Er hielt Cathy fest, bis sie eingeschlafen war. Dann legte er sie behutsam aufs Bett, schob ein Kissen unter ihren Kopf und breitete eine Decke über ihr aus. Fuller, der die beiden durch ein Guckloch beobachtete, mochte seinen Augen kaum trauen.
     
    Madge bot ein Bild unsäglichen Elends. Ihr Haar war wild zerzaust, ihr Make-up wüst über das feiste Gesicht verteilt. Ihre Wangen waren geschwollen und vom vielen Weinen rot gefleckt - vom Weinen über ihre eigene Lage wohlgemerkt,

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