Die Aufsteigerin
jedoch an Barney besonders ekelhaft fanden,
war die Tatsache, dass er sechs Finger an jeder Hand hatte. Als Gärtner und jemand, der alle Gelegenheitsarbeiten verrichtete, sprach er immer davon, dass die sechsten Finger seine grünen seien, und dann machte er den Mädchen gegenüber widerliche Bemerkungen darüber, wozu diese zusätzlichen Finger gut sein konnten. Im Sommer an ihm vorbei ins Freie zu kommen, war für die älteren Mädchen ein Klacks. Wenn er wusste, dass sie sowieso nur noch ein paar Wochen bleiben mussten, ließ er sie gegen eine kleine sexuelle Gefälligkeit für den Abend nach draußen.
Die beiden Misses gestatteten ebenfalls den Mädchen, die bald entlassen werden sollten, mehr Freiheiten, als ihnen zustanden, und wenn sie für ein paar Stunden auf der Strandpromenade bereit waren, dem alten Mann einen kleinen Dienst zu erweisen, dann drückten die Betreuerinnen auch mal ein Auge zu. Auf diese Weise zahlten die beiden Misses ihren Arbeitgebern die üble Behandlung heim und drückten oft ein Auge zu, um den Jailer zu einem glücklichen Mann zu machen. Heute Abend würde er jedoch nicht so zugänglich sein.
Denise war klar, dass Hodges und Barton ihm die Lage erklärt haben mussten und er, auch wenn sie ihm Sex anboten, bestimmt fürchtete, den geliebten Job zu verlieren.
Wie sie wussten, fanden sie Jailer in seinem kleinen Pförtnerhaus. Als sie zur Tür hineinkamen, saß er dort, trank Kakao und las den Evening Standard . Der entsetzte Ausdruck in seinem rot geäderten Gesicht sagte ihnen alles, was sie wissen mussten.
Er stand auf und begann eine wüste Tirade.
Mit einer Kraft, die sie aus der Angst schöpfte, stieß Denise ihn auf seinen Stuhl zurück. »Setz dich hin, alter Drecksack, und halt deine Klappe!«
Barney, ein sehniger Mann, den Jahre harter physischer Arbeit gekräftigt hatten, fragte sich noch, wie heftig er reagieren sollte, als Denise ein scharfes Messer zog.
Aus Cathys Gesicht wich alle Farbe.
»Ich schlitz dich auf wie ein verdammtes Schwein, Kumpel, und zwar von oben bis unten. Versuch nur, mich aufzuhalten, dann wirst du staunen, was ich mit dir mache!« Denises orientalisches Gesicht wirkte eiskalt, und ihre geschlitzten Augen verschwanden fast in den Höhlen, als sie den alten Mann angiftete. »Die werden mich sowieso nicht rauslassen, und deswegen sitz ich liebend gern auch noch deinetwegen Zeit ab, mein Alter. Jetzt gib uns die Schlüssel zum Tor, und wir sind verschwunden.«
Sie hatte nicht damit gerechnet, dass er zu den Typen zählte, die es nicht ertragen konnten, übertrumpft zu werden. Niemand machte Barney etwas vor, darauf war er stolz. Sogar im Krieg war es den Deutschen nicht gelungen, Barney Jennings unterzukriegen. Dass er seine Befreiung vom Wehrdienst für gutes Geld erkauft hatte, machte ihm überhaupt kein Kopfzerbrechen. Während andere Männer das Leben für ihr Vaterland opferten, ließ er es sich in Kent mit einem netten Job gutgehen, ohne Luftangriffe, Rationierungen oder Einberufungsbefehle fürchten zu müssen,.
Wenn Denise den Mann richtig eingeschätzt hätte, wären sie bestimmt sehr schnell mit ihm einig geworden. Aber so sah er sich veranlasst, etwas zu unternehmen. Dieses Gör wagte es doch tatsächlich, ihm zu drohen!
Mit einem Lächeln sagte er freundlich: »Reg dich nur nicht auf, Mädchen. Lass mich mal sehen, wo ich meine Schlüssel habe …« Er stand auf und spielte ihr überzeugend einen alten Mann vor, der etwas verlegt hat. Er legte seine Lesebrille auf der Lehne des Polstersessels ab und kratzte sich am Kinn.
Denise und Cathy beobachteten ihn argwöhnisch.
»Jetzt weiß ich, Mädchen, die sind in meiner Jackentasche im Schlafzimmer.« Er ging auf Denise zu, als wolle er ins Schlafzimmer. Aber stattdessen stürzte er sich auf sie.
Unwillkürlich ergriff Cathy mit einer Hand eine schwere Stange und zog sie Barney über den Schädel, obwohl sie wegen
des Handschuhs nur unbeholfen zupacken konnte. Denise sah deutlich den Schock in den Augen des Mannes, bevor er auf dem Vorleger zusammensackte. Kopfschüttelnd blickte sie auf die zierliche Gestalt vor sich, bevor sie hysterisch auflachte und sagte: »Du hast es drauf.«
Cathy ließ die Stange fallen, weil ihre Hand unerträglich schmerzte. »Ist mit ihm alles in Ordnung?«, fragte sie verzagt.
Denise nickte. »Nur k. o. Ich hätte den Mistkerl abgestochen, kannst du mir glauben. Allein schon, um aus diesem verdammten Dreckloch wegzukommen.«
Ihre Hysterie legte sich,
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