Die Aufsteigerin
Seemanns verlassen. Sie war eine große und großherzige Frau von neununddreißig Jahren. Sieben Jahre älter als er, besaß sie zwar viel Mütterliches, hatte aber auch einen Riesenspaß am Sex. Auf dem Gebiet war sie für alles zu haben und genoss jede Minute.
Derek war klein - drahtig, wie er es zu nennen pflegte - und litt schon sein Leben lang unter Akne. Abigail war nicht nur seine Ehefrau gewesen, sondern einfach alles: Geliebte, Freundin,
Vertraute. Er hatte sich den Arsch abgearbeitet für sie, und jetzt hauste er in einer Bruchbude, und der Seemann machte sich in Dereks Bett breit - mit Dereks Frau.
Das Leben war echt zum Kotzen.
Als er die Docks hinter sich gelassen hatte und an die Hauptstraße kam, sah er zwei Tramperinnen. Normalerweise wäre er an ihnen vorbeigerauscht. Viele Fahrer waren nämlich von solchen Mädchen böse reingelegt worden, und obendrein hatte man ihnen auch noch mit der Polizei gedroht. Aber heute fühlte er sich einsam, und daran waren das Wetter, seine Gedanken und der Song von Freddie and the Dreamers schuld.
Er bremste und hielt an. Aus dem Führerhaus rief er: »Es stinkt hier nach Fisch, Mädchen, aber ich nehm euch mit, so weit ich kann.«
Bevor er ausgesprochen hatte, saßen die Mädchen neben ihm im Führerhaus. Er lächelte ihnen zu. »Seid ja klatschnass, ihr Süßen.«
Denise nahm mit einem Blick sein freundliches Gesicht war, rümpfte die Nase wegen des Geruchs im Laster und fragte schmeichelnd: »Haste vielleicht ‘nen Glimmstängel, Alter?«
Kapitel dreizehn
Richard Gates schäumte vor Wut.
Es war Viertel nach zehn, und er hatte gerade sein Telefongespräch mit dem Sozialdienst beendet. Die Frau, mit der er gesprochen hatte, eine gewisse Mrs. Mary Barton, war in Bezug auf Cathy Connor wenig auskunftsfreudig gewesen. Nachdem er zehn Minuten damit vergeudet hatte, glaubhaft zu machen, dass er Polizist war, hatte sie die nächsten zehn Minuten darauf verwendet, ihm zu schildern, wie aggressiv sich das Mädchen angeblich aufgeführt hatte. Schließlich hatte er ihr dann rundheraus angedroht, wenn sie ihm nicht den wahren Grund für Cathys Aufenthalt in Benton verriete, würde er umgehend bei ihr zu Hause auftauchen und die Erklärung aus ihr, ihrem Mann und sämtlichen Sprösslingen herausschütteln, wenn denn aus der Verbindung überhaupt welche zustande gekommen seien. Das hatte der Frau am anderen Ende der Leitung fast einen Schlaganfall beschert, während die junge Polizistin in seinem Büro Tränen lachen musste, ebenso wie Betty.
Wenn er in der Nähe des Telefons bleiben möge, hatte sie ihm schließlich auf betont reservierte Weise bedeutet, würde sie dafür sorgen, dass jemand von der Schule bei ihm anrufen und die Situation erklären würde.
Ohne auch nur »Guten Abend« zu wünschen, knallte er den Hörer auf die Gabel, sah nacheinander die Polizistin und Betty an und verkündete: »Da ist was so faul, dass es zum Himmel stinkt. Laut der Vorgesetzten dieser Frau sollte das Mädchen zu den Hendersons gebracht werden, wer zum Teufel die auch sein
mögen. Nach Aussage von Mary Barton aber hat Cathy jeden attackiert, dem sie begegnet ist, und wurde daher in Sicherheitsverwahrung genommen … Als ich die Kleine zuletzt gesehen habe, war sie so eingeschüchtert, dass sie vor jedem verdammten Mäuschen Reißaus genommen hätte, und da will mir dieses Miststück von Sozialarbeiterin weismachen, dass Cathy sie während der Autofahrt angegriffen hat.«
Betty sah ihn entgeistert an.
Die junge Polizistin seufzte tief. »Hätte ich doch bloß rechtzeitig meine Bedenken angemeldet, aber ehrlich, Sir, so was erleben wir doch alle Tage. Kinder, die von der Behörde einfach so abgeholt werden. Barton sah zwar aus wie eine fiese Kuh, aber ich dachte, sie würde das Mädchen zu einer Pflegefamilie bringen. Ich hätte mir nie träumen lassen, dass sie diese Cathy in Sicherheitsverwahrung bringen würde. Ich meine, selbst wenn das Mädchen sie angegriffen hat - und da hab ich meine Zweifel -, selbst dann hätte Barton sie nicht irgendwo einliefern dürfen, bevor die Gerichte entschieden haben, was mit ihr geschehen soll. Es hätte doch zuerst einen offiziellen Richterspruch geben müssen, oder?«
Gates nickte. »In der Tat. Wieso konnte sie also noch am selben Abend in der Sicherheitsverwahrung enden? Da stimmt doch etwas nicht, und ich werde herausfinden, was es ist, selbst wenn ich heute noch persönlich in dies verdammte Deal fahren muss.«
Betty war gleichzeitig
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