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Die Aufsteigerin

Titel: Die Aufsteigerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Cole
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und jetzt kämpfte sie mit den Tränen. Als sie sich beruhigt hatte, sah sich Denise in dem Häuschen um. Es war gemütlich eingerichtet, und der rosige Schimmer des verglühenden Holzfeuers verbreitete eine behagliche, fast schon heitere Atmosphäre. Man konnte sich vorstellen, dass ein älteres Ehepaar seinen Lebensabend hier verbrachte, am Kaminfeuer plauderte und selbstgebackenes Brot genoss. Ein Häuschen wie aus dem Märchen.
    Und das stellten die beiden Mädchen jetzt rücksichtslos auf den Kopf, weil sie nach Geld suchten oder nach anderen Wertgegenständen, die sie verscherbeln konnten. Schließlich mussten sie ja von irgendwas leben, bis sie ihr erstes Geld verdienten.
    In einer Ovomaltine-Dose auf einem Bord in der Küche fand Cathy schließlich seine versteckten Geldreserven: zehn Fünfpfundscheine, zusammengehalten von einem Gummiband. »Hier, guck doch mal, Den.«
    Sie teilten das Geld auf.
    »Klasse, damit kommen wir erstmal weiter.« Sie strahlte vor Freude.
    Barney stöhnte.
    Mit dem Haken versetzte ihm Denise noch einen Schlag.
    »Denise, mach keinen Scheiß!« Der Schlag war äußerst heftig gewesen, und als der Mann diesmal auf dem Kaminvorleger zusammensackte, bekam Cathy einen Schreck.

    »Du hättest ihn umbringen können!«
    Mit dem Fuß drehte Denise den Mann auf den Rücken. Sie betrachtete Jailer eine Zeit lang, schaute dann ihre Freundin an und sagte gehässig: »Scheiß auf den da. Scheiß auf die ganze Bande. Mir hat nie jemand was geschenkt. Ich will nichts von denen. Ich hab mir das hier verdient, weil ich Miss Henley immer wieder zu Gefallen war und ausgehalten hab, dass Hodges über mich hergefallen ist. Viel hab ich nicht gelernt, aber eins weiß ich jetzt: Alle wollen dich nur ficken, Mädchen, ob nun deinen Hintern oder deinen Kopf. Du musst irgendwann eine Grenze setzen, was du dir bieten lässt, und dann bei dieser Grenze bleiben. Mich kümmert es nicht, ob der alte Schmutzfink krepiert. Warum sollte es auch? Niemand schert sich einen Dreck um uns, oder? Also los, gehen wir. Wir haben schon genug Zeit vergeudet.«
    Fünf Minuten später waren sie draußen vor dem Tor und rannten, als ginge es um ihr Leben.
    Der Lichterglanz der Uferpromenade von Deal hieß sie willkommen. Als sie den Pier erreichten, fielen die ersten Regentropfen. Der Geruch von Fish & Chips war so verlockend, dass Cathy am liebsten den Imbiss betreten hätte und mechanisch nach dem Geld in der Tasche griff.
    Denise zerrte ihre Freundin ruppig zur Seite und fauchte sie an. »Bist du denn völlig bekloppt? Wenn wir da reingehen und ‘nen Fünfer kleinmachen wollen, weiß es in einer halben Stunde ganz Deal. Nein, wir gehen zur Hauptstraße, halten einen Lastwagen an und konzentrieren uns dann aufs Essen, Schlafen und Scheißen, okay?«
    Die Predigt traf Cathy hart. Sie kam sich klein vor und folgte ihrer Freundin willig vorbei an den Schlossruinen in Richtung der Straße nach London. Ihr wurde klar, dass sie lange nicht so gewieft war, wie sie gedacht hatte. Aber dann tröstete sie sich damit, dass sie ja auch noch nie zuvor ausgerissen war. Kein Wunder, dass ihr alles ungewohnt und neu vorkam.

    Sie konnte nur hoffen, dass sie einen solchen Fehler nicht nochmal machte. Als sie sich der Straße näherten, dachte sie an Eamonn, und ganz kurz setzte ihr Herzschlag aus. Wenn er sie sah, wenn sie ihm alles erklärt hatte, dann würde sie in Sicherheit sein.
    Umsorgt werden.
    Und geliebt.
    Plötzlich spürte sie den stechenden Schmerz in ihren Händen nicht mehr, und im Gesicht auch nicht den beißenden Wind und den Regen. Sie empfand nur noch ein wohliges Gefühl der Vorfreude und schloss hastig zu ihrer Freundin auf.
    Hand in Hand hielten sie im Schutz des Buschwerks am Straßenrand Ausschau nach Polizeiwagen und Lastern. Wortlos stapften sie durch den Morast. Beide waren mit eigenen Gedanken beschäftigt und wussten, dass sie so lange in ernster Gefahr waren, bis ein Lastwagen angehalten und sie mitgenommen hatte.
    Wenn sie Hodges, Henley und Barton je wieder unter die Augen kämen, würden die mit heller Begeisterung Hackfleisch aus ihnen machen.
     
    Derek Salmon pfiff zu dem Song von Freddie and the Dreamers, als er an seine Frau Abigail denken musste und ihm die fröhliche Stimmung verging. Plötzlich bekam die Zeile »How do you do what you do to me?« eine ganz andere Bedeutung. Er stellte das Radio ab und starrte bedrückt in die dunkle Nacht hinaus.
    Abigail hatte ihn sechs Wochen zuvor wegen eines

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