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Die Aufsteigerin

Titel: Die Aufsteigerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Cole
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ab.«
    Cathy riss verblüfft die Augen auf. »Was sagst du?«
    »Miss Brown hat mir einen Wink gegeben. Ich soll morgen weggebracht werden. Wenn ich wirklich eingewiesen werde, bin ich drin bis in alle Ewigkeit. Man wird behaupten, dass wir nicht alle Tassen im Schrank haben. Du bist die Nächste, sobald sie dich für transportfähig halten. Wir müssen heute Nacht noch weg!«
    Cathy hatte schreckliche Angst, und das sah man ihr an. Sie verspürte noch immer starke Schmerzen in den Fingern und konnte nur schwer das Gleichgewicht halten, als sie aufgestanden war.
    »Komm, Cathy, ich helf dir. Wir müssen weg.«
    Das ältere Mädchen half ihr mit Hochdruck beim Anziehen, und diese Eile gab Cathy den nötigen Ansporn, selbst in Schwung zu kommen.
    »Ich hab die Schlüssel für die vordere und die hintere Tür. Wir müssen nur mit dem alten Sack draußen fertig werden. Wir
haben das ja schon besprochen, und ich verlass mich darauf, dass du nicht schlappmachst. Denk immer dran, warum wir es tun. Dann schaffst du es auch, alles durchzuziehen, was getan werden muss. Okay?«
    Cathy nickte und wartete ungeduldig darauf, dass die Freundin ihr die Schnürsenkel gebunden hatte.
    »Zieh deinen Mantel über, und nimm alle persönlichen Dinge, die du brauchst. Wir haben noch ungefähr eine Stunde Galgenfrist.«
    Cathy ließ ein paar Habseligkeiten vorsichtig in eine Papiertüte fallen und wandte sich an ihre Freundin. »Ich habe Angst«, sagte sie mit aller Bestimmtheit.
    Die orientalischen Gesichtszüge von Denise wirkten ernst, als sei alle Weisheit dieser Welt darin eingegraben. »Schiss hab ich auch, wenn du’s wissen willst, aber es muss sein. Jetzt oder nie - wie der gute alte Elvis schon gesungen hat: It’s now or never. Hauen wir ab. Die beiden Misses haben versprochen, bis zehn Uhr keine Runden zu drehen. Das gibt uns eine Stunde Vorsprung. Die Hintertreppe runter und dann hinten raus ist bestimmt das Einfachste. Bis du sicher, dass du es schaffst?«
    Cathy nickte. »Was bleibt mir anderes übrig?«
    Als sie die Hintertreppe hinunterschlichen, verspürten sie im Dunkeln noch größere Angst. Aber als sie die helle Küche betraten, warteten dort die Zwillinge und drängten sie, sich zu beeilen.
    »Ich hab euch ein paar Sandwiches gemacht.« Maureens Stimme bebte vor unterdrückter Aufregung. »Hätte ich doch bloß den Mut, mit euch beiden abzuhauen.«
    Doreen war ebenfalls aufgeregt. »Um zehn Uhr legen wir in unserem Schlafraum los. Da werden sich die Balken biegen. Ihr wisst doch, wie es ist, wenn wir beide uns prügeln. Da mischt sich keiner ein.«
    Die Zwillinge grinsten einander triumphierend an. Ihre Prügeleien waren legendär, und sie kämpften ausschließlich gegeneinander.

    »Danke, Mädels. Kommt mal bei mir vorbei, wenn ihr draußen seid. Okay? Wir sehn uns«, versprach Denise.
    Das Versprechen war ernst gemeint, und die Zwillinge nickten.
    »Nimm die hier, Cathy, die schützen deine Hände.« Doreen reichte ihr ein Paar Wollhandschuhe. »Die hab ich Henley geklaut.«
    Alle lachten.
    »Und jetzt raus mit euch durch die Hintertür und dann nichts wie weg. Bestimmt nimmt euch jemand im Auto mit. Seid vorsichtig.«
    Die Mädchen umarmten einander, und plötzlich bekam Cathy eine Höllenangst davor, was sie außerhalb der Mauern der Benton School for Girls erwartete. Wie jemand, der Jahr um Jahr im Gefängnis verbracht hat, stellte sie fest, dass sie sich nach dem Schutz ihrer Gefängniszelle sehnte und sich fürchtete, sie zu verlassen. Schließlich konnte das, was sie draußen erwartete, durchaus noch viel schlimmer sein …
    Die kalte Luft schlug den beiden Mädchen ins Gesicht. Als sie die Tür sorgfältig hinter sich geschlossen hatten, atmeten sie tief durch. Sie befanden sich auf dem Gelände, und das hieß, dass sie bereits jetzt offiziell als Ausreißer galten.
    Sie wussten, dass sie keine Chance hatten, den Zaun zu überwinden. Der einzige Weg nach draußen führte durch das Vordertor, und das hieß: Sie mussten mit dem Jailer fertigwerden. Diesen Spitznamen hatte man Barney Jennings gegeben. Er war Ende fünfzig und daher in den Augen der Mädchen bereits uralt. Außerdem war er ein unverbesserlicher Lüstling und fast genauso schlimm wie Hodges. Wenn er im Haus zu arbeiten hatte, konnte er seine Hände nicht bei sich behalten, sondern grapschte ständig nach den Mädchen. Noch mehr belästigte er sie aber mit verbalen Entgleisungen, schmutzigen Bemerkungen und Zweideutigkeiten.
    Was die Mädchen

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