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Die Augen der Medusa

Die Augen der Medusa

Titel: Die Augen der Medusa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Jaumann
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eingeladen worden war. Weiß der Himmel, wie sie von dem Treffen Wind bekommen hatte.
    Ivan Garzone sah sie demonstrativ an, als er damit begann, dass eins klar sein müsse: Was hier besprochen werde, dürfe nicht nach draußen dringen. Wer jetzt noch nicht kapiert habe, dass das nur zu Katastrophen führe, dem sei nicht mehr zu helfen. Ivan drückte auf den Lichtschalter und wartete, bis die Leuchtstoffröhren flackernd angesprungen waren. Dann schloss er die Läden des einzigen Fensters. Er sagte: »Wenn du den Mund nicht halten kannst, Milena, wäre es wohl besser …«
    Milena unterbrach ihn. »Ich war es nicht. Mit dem Kerl von La Voce del Mezzogiorno habe ich kein einziges Wort gewechselt. Mir hat gereicht, was sie aus meinem Fernsehinterview gemacht haben.«
    Die anderen schwiegen. Man hatte mitbekommen, wie Milenas Kinder am Abend nach der Sendung aus dem Haus gelaufen waren. Viel zu leicht angezogen und ziemlich durcheinander, weil sich Mama und Papa die ganze Zeit stritten. Sie hatten Lidia Marcantoni gefragt, ob Papa wirklich zurück in den Senegal gehe, weil Mama alles tue, um ihn hier fremd bleiben zu lassen. Vielleicht tat man Milena Unrecht. Niemand machte denselben Fehler zwei Mal.
    »Der Zeitungsreporter war wahrscheinlich schon vorher informiert worden«, sagte Ivan. »Der Artikel musste ja erst geschrieben und gedruckt werden.«
    »Ihr habt das Interview doch alle selbst gesehen. Ich habe nicht ein Zehntel von dem gesagt, was in der Zeitungstand. Wieso hätte ich mich denn im Fernsehen zurückhalten sollen, wenn ich alles schon dem Reporter verraten hätte?« Milenas Argument war nicht unbedingt zwingend, aber die Art, wie sie es vorbrachte, ließ einen fast glauben, dass sie die Wahrheit sagte. Man spürte in ihrem Ton, wie sehr sie von der Unterstellung Ivans verletzt worden war. Wenn sie das nur spielte, war sie für einen Oscar reif!
    Vielleicht wollte man ihr auch vertrauen, obwohl damit nichts gewonnen war. Ganz im Gegenteil. Denn wenn Milena nicht geplaudert hatte, wer dann? Jemand, der nicht in der Bar aufgetaucht war? Matteo Vannoni, Antonietta Lucarelli? Vielleicht gar Costanza Marcantoni, die möglicherweise nicht so verwirrt war, wie sie immer vorgab? Oder es war doch einer von ihnen hier im Raum gewesen? Einer, der eifrig genickt hatte, als es hieß, dass man etwas gegen diese böswilligen Unterstellungen unternehmen müsse.
    »Wenn jemand etwas zu sagen hat …« Ivan beendete seinen Satz nicht. Jeder wusste, dass der Informant gestehen sollte, und ebenso, dass niemand Ivans Aufforderung nachkommen würde. Man saß eine Weile herum und fragte sich im Stillen, ob es so aussah, als habe man etwas zu verbergen, wenn man die eigenen Fingernägel musterte. Sollte man lieber den Kopf heben und dem Gegenüber in die Augen sehen? Oder würde einem das gleich als Anschuldigung ausgelegt werden? Und doch hätte man gern beobachtet, wie sich die anderen verhielten. Ob sie den Blick abwandten oder sich sonst irgendwie verrieten.
    Der alte Franco Marcantoni war der Erste, der das Schweigen nicht mehr aushielt. Er sagte: »Vielleicht hat der Reporter ja nur Pressemeldungen von damals nachgelesen.«
    »Vielleicht«, sagte Elena Sgreccia. Über den Entführungsprozess war natürlich berichtet worden, doch den Streit um Benitos Erbe hatte öffentlich niemand damit in Verbindung gebracht. Und schon gar nicht andere Vorfälle, die Jahre zurücklagen.
    »Möglich wäre es«, sagte Marisa Curzio. Die tödlichen Schlangenbisse hatte der Corriere Adriatico damals als tragische Unglücksfälle verbucht. Ohne einen Zweifel daran anzudeuten und ohne einen Namen zu nennen. Dafür hatten die Dorfbewohner schon gesorgt. Aber selbst wenn man zwischen den Zeilen mehr herauslesen konnte, blieb Francos Erklärung äußerst unwahrscheinlich. War es wirklich vorstellbar, dass sich der Reporter von La Voce del Mezzogiorno durch das Archiv einer anderen Tageszeitung gewühlt hatte? Dass er die Ausgaben der letzten siebzehn Jahre durchgeblättert hatte, ohne zu wissen, wonach er suchen sollte?
    »Es wird wohl so gewesen sein«, sagte Lidia Marcantoni. Die anderen nickten zögernd. Man würde einander weiterhin misstrauisch beobachten, doch es hatte keinen Sinn, sich zu zerfleischen. Wenn eine windige Theorie nötig war, um überhaupt gemeinsam beraten zu können, dann tat man eben so, als ob man sie akzeptierte. Denn irgendetwas musste unternommen werden. Nur was?
    Angelo Sgreccia behauptete, eine Idee zu haben, wollte

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