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Die Augen des Drachen - Roman

Die Augen des Drachen - Roman

Titel: Die Augen des Drachen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Wenn er in dem Augenblick, da Peyna ihm befahl zu sprechen, nicht tot umfallen würde, dann würde er sicherlich den Rest seines Lebens wegen Diebstahls im Kerker verbringen.
    »Beruhige dich, Dennis - so gut es eben geht. Peyna ist ein harter Mann, aber er ist gerecht. Du hast nichts getan, dessen du dich schämen müsstest. Erzähle ihm einfach alles so, wie du es mir erzählt hast.«

    »Also gut«, flüsterte Dennis. »Gehen wir jetzt gleich?«
    Brandon stand vom Stuhl auf und sank auf die Knie. »Vorher beten wir. Komm her zu mir, mein Sohn.«
    Dennis gehorchte.

37
    Peter wurde verhaftet, des Königsmords für schuldig befunden und dazu verurteilt, den Rest seines Lebens in den beiden kalten Zimmern in der Spitze der Nadel zu verbringen. Das alles geschah innerhalb von nur drei Tagen. Es wird nicht so lange dauern, euch zu erzählen, wie perfekt sich die Scheren von Flaggs tückischer Falle um den Jungen herum schlossen.
    Peyna befahl nicht sofort, die Vorbereitungen für die Krönung einzustellen - tatsächlich glaubte er, dass Dennis sich geirrt haben musste, dass es eine vernünftige Erklärung für all das geben musste. Dennoch konnte man den Zustand der Maus, so ähnlich dem Zustand des Königs, nicht übersehen, und die Familie Brandon hatte im Königreich seit langer Zeit den Ruf der Ehrlichkeit und Besonnenheit. Das war wichtig, aber es gab etwas, was noch wichtiger war: Wenn Peter gekrönt wurde, dann durfte es keinen noch so kleinen Zweifel an seiner Ehrenhaftigkeit geben.
    Peyna hörte Dennis an und rief dann Peter. Dennis wäre beim Anblick seines Herrn vielleicht wirklich vor Entsetzen gestorben, aber gnädigerweise gestattete man ihm, mit seinem Vater ins Nebenzimmer zu gehen.
    Peyna erklärte Peter ernst den Vorwurf, der gegen ihn vorgebracht worden war … den Vorwurf, dass Peter selbst bei der Ermordung Rolands eine Rolle gespielt haben könnte. Anders Peyna war kein Mann, der sich
mit Worten zurückhielt, wie sehr diese Worte auch verletzen mochten.
    Peter war wie betäubt …völlig entgeistert. Ihr müsst bedenken, dass er immer noch versuchte, mit der Tatsache fertigzuwerden, dass sein innig geliebter Vater tot war, von einem heimtückischen Gift dahingerafft, das ihn bei lebendigem Leib innerlich verbrannt hatte. Ihr müsst bedenken, dass er die ganze Nacht hindurch die Suche geleitet, deshalb nicht geschlafen hatte und körperlich erschöpft war. Vor allem jedoch müsst ihr bedenken, dass er, wenngleich er die Figur und die Schultern eines Mannes hatte, erst sechzehn war. Angesichts dieser Beschuldigung tat er etwas ganz Natürliches, das er aber unter den kalten und vorwurfsvollen Augen Peynas tunlichst hätte vermeiden sollen: Er brach in Tränen aus.
    Hätte Peter die Beschuldigung heftig zurückgewiesen, hätte er seinen Schock, seine Erschöpfung und seine Trauer dadurch ausgedrückt, dass er wild über diesen unsinnigen Vorwurf gelacht hätte, dann wäre die Sache wahrscheinlich in diesem Moment erledigt gewesen. Ich bin mir sicher, dass Flagg mit dieser Möglichkeit niemals gerechnet hätte, aber zu Flaggs Schwächen gehörte eben, dass er dazu neigte, andere nach dem zu beurteilen, was in seinem eigenen finsteren Herzen vor sich ging. Flagg betrachtete jeden mit Argwohn und ging davon aus, dass jeder verborgene Gründe für das hatte, was er tat.
    Sein Verstand war wie ein Spiegelkabinett, in dem alles zweifach und in verschiedenen Größen reflektiert wurde.
    Peynas Gedanken dagegen verliefen nicht so verschlungen, sondern geradeaus. Ihm fiel es schwer - es war ihm fast unmöglich -, sich vorzustellen, dass Peter seinen Vater vergiftet hatte. Hätte er getobt oder laut gelacht,
dann wäre die Angelegenheit höchstwahrscheinlich beigelegt worden, ohne dass das verhängnisvolle Kästchen mit seinem eingravierten Namen und dem Päckchen und der Pinzette, die es angeblich enthielt, näher untersucht worden wären. Tränen jedoch machten einen ganz schlechten Eindruck. Tränen sahen aus wie das Schuldbekenntnis eines Jungen, der alt genug war, einen Mord zu begehen, aber noch nicht alt genug, um zu verheimlichen, was er getan hatte.
    Peyna beschloss, dass man der Sache weiter nachgehen musste. Es gefiel ihm nicht, das zu tun, denn es bedeutete, er musste Wachen mitnehmen, und die würden reden, munkeln, der vorläufige Verdacht würde durchsickern und die ersten Wochen von Peters Herrschaft überschatten.
    Dann überlegte er, dass vielleicht sogar das vermieden werden konnte. Er

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