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Die Augen Rasputins

Die Augen Rasputins

Titel: Die Augen Rasputins Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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gesprochen, Ed dachte bereits, er hätte sie vielleicht mißverstanden. Da flüsterte sie:

    »Er hat gesagt, ich muß tapfer sein und geduldig, auch wenn es lange dauert. Aber ich kann das nicht. «

    »Ich werde Ihnen dabei helfen, Patrizia «, erklärte Ed ruhig. Er legte endlich die Akten zur Seite, legte sie einfach neben sich auf den Beistelltisch. Dann beugte er sich ein wenig vor, um seinen Worten mehr Nachdruck zu verleihen.

    »Und ich kann7 Ihnen helfen, Patrizia. Sie müssen es nur wollen. Wollen Sie, daß ich Ihnen helfe? «

    Sie nickte einmal flüchtig. Ed lächelte sie an.

    »Möchten Sie von ihm erzählen? «

    Wieder nickte sie. Dann berichtete sie ihm stockend und, von vielen Pausen unterbrochen, wie es gewesen war in den letzten Wochen und Tagen mit Schramm. Worüber sie gesprochen hatten während der Fahrten im Bus. Allein mit seinen Augen konnte er Dinge ins rechte Licht rücken, die ihr bis dahin unvorstellbar gewesen waren. Daß sie ihm den Schlüsselbund gab. Er hatte es nicht aus ihrer Tasche stehlen müssen, er hatte sie nicht einmal bedrängen müssen, es ihm zu geben. Er hatte nur gesagt:

    »Ach, Püppi, wenn ich wüßte, wo ich einen großen Haufen Geld auf einmal herbekäme, genug, daß es für uns beide reicht. Dann würden wir nicht mehr lange mit diesem verdammten Bus fahren. «

    Und sie dabei an sich gezogen.

    »Weggehen würden wir, weit weg von hier. Irgendwohin, wo uns keiner Vorschriften machen kann, wo uns keiner verbietet, daß wir zusammen sind. «

    Sie angeschaut.

    »Wenn ich nachts heimgehe und dann im Bett liege, dann stelle ich es mir immer vor. Nur du und ich. «

    Immer wieder hatte er davon gesprochen, ihr beschrieben, wie es sein würde. Und eines Abends hatte er gesagt:

    »Du willst es doch auch, Püppi. Und vielleicht weiß ich, wie wir es schaffen können. Wenn du mir ein bißchen hilfst, können wir es schaffen. Dein Chef sitzt auf einem Haufen Geld. Und andere hängen sich das einfach so um den Hals. Oder sie legen es irgendwo in einen Tresor, und da liegt es dann. Wir beide könnten uns dafür die Zukunft kaufen. «

    Da war so viel Sehnsucht in seiner Stimme gewesen.

    »Wenn du mir die Schlüssel gibst, Püppi «, hatte er gesagt,»hol’ ich den Kram für uns da raus. Du kannst es dir in aller Ruhe überlegen. Was deinen Chef angeht, um den mußt du dir keine Gedanken machen. Der ist versichert, der kriegt das alles ersetzt. Von dem, was die Versicherung zahlt, kann er sich ein schönes Leben machen, vielleicht tut er das sogar. Arbeiten muß er danach jedenfalls nicht mehr, das kannst du mir glauben. Und wir beide, Püppi, wir suchen uns einen Platz, der uns gefällt. Und dann wird alles so sein, wie wir es uns vorstellen. «

    Wir beide, Püppi! Zuerst hatte sie es sich nicht vorstellen können. Weggehen von daheim, von Dorothea und den Eltern. Kleine Spießer nannte er sie. Und er hatte ja recht. Mit allem, was er sagte, hatte er recht. Er war klug und stark und weitsichtig. Er wußte genau, was andere in bestimmten Situationen tun würden. Und er plante es ein. Deshalb unterliefen ihm keine Fehler. Deshalb war alles, was er machte, gut und sicher. Sicher für sie. Und natürlich auch für ihn selbst.

    . Kapitel Der schelmische Ausdruck auf seinem Gesicht verschwand, machte einer ernsten und leicht besorgten Miene Platz. Der Druck seiner Hände auf ihren Schultern verstärkte sich, und seine Stimme bekam einen schmerzlichen Beiklang.

    »Weißt du, Püppi «, meinte er,»wir haben uns all die Jahre nicht gesehen. Wir sind beide nicht mehr so wie früher. Wir müssen uns erst mal wieder aneinander gewöhnen. Und vielleicht klappt’s ja nicht so, wie wir uns das denken. Ich meine, ich fänd’s toll, wenn’s klappt. Aber wenn nicht, vielleicht überlegst du dir das Ganze noch und gehst lieber zu deinem Mann zurück. «

    Sie schüttelte den Kopf, aber er beachtete es nicht weiter, strich mit den Fingerspitzen über ihre Schultern, schaute an ihr vorbei auf die gegenüberliegende Wand, so als fiele es ihm schwer, es auszusprechen. Aber er sprach unbeirrt weiter:

    »Du hattest bei dem ’n schönes Leben. Alles nett und ordentlich und keine Probleme. Das kann ich dir nicht bieten. Jetzt noch nicht. Ich will dir nicht irgendwas versprechen. Du merkst ja schnell, daß es nicht so ist. Jetzt haben wir erst mal ’ne Menge Arbeit. Und wenn wir damit fertig sind, Püppi, können wir ’ne Menge Geld machen. Genug, daß es für uns beide reicht. Wir

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