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Die Augen Rasputins

Die Augen Rasputins

Titel: Die Augen Rasputins Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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jeder Hand einen der kleinen Behälter, in denen die Scheideanstalt das Material auslieferte. Er ging zum Arbeitstisch, stellte einen der Behälter ab, Öffnete den anderen und ließ sie einen Blick auf die Goldkörner werfen.

    »Damit kannst du anfangen «, sagte er,»übst halt erst mal ein bißchen. Mit dem Zeug kannst du nichts falsch machen. Was daneben geht, schmelzen wir einfach wieder ein. «

    Er stellte die offene Dose neben die geschlossene, kam auf sie zu. Sie rechnete fest damit, daß er sie noch einmal in die Arme nehmen würde, vielleicht um ihr Mut zu machen. Vielleicht auch, um ein paar Andeutungen zu flüstern. Das heiser erregte Flüstern von damals.

    »Und heut’ abend, dann komm’ ich… «

    Dorothea telefonierte nur eine knappe Viertelstunde lang, wählte eine Nummer nach der anderen, sagte ihren Spruch auf. Die Stimme so locker und lässig, mit leicht vulgärem Unterton.
    Anfangs hörte Edmund ihr noch zu, versuchte sich zu erinnern, ob, wo und wann er den Namen Gerda schon einmal gehört hatte. Aber als Paul Großmann zu reden anfing, schloß Dorothea die Tür und dämpfte ihre Stimme damit zu einem
    unverständlichen Murmeln. Paul hatte sich nicht wieder
    hingelegt. Und wenn Edmund befürchtet hatte, die Nachricht werde einen Herzanfall verursachen, wurde er angenehm enttäuscht. Eher das Gegenteil schien der Fall. Paul wirkte so kraftstrotzend wie seit Monaten nicht mehr. Er erging sich in düsteren Vermutungen über den Geisteszustand seiner Tochter, schilderte Edmund die Zeit ihrer Ehe, als ob der daran überhaupt keinen Anteil gehabt hätte, sprach von glücklicher Fügung und allem, was ihm dazu sonst noch in den Sinn kam.
    Edmund hörte ihm kaum zu, fuhr in Gedanken durch Straßen, hielt vor Kneipen, sprach mit gesichtslosen Menschen, sah sich dazwischen auch einmal mit ihr am Frühstückstisch sitzen. Ihr Haar war noch feucht von der Dusche, sie fönte es nie völlig trocken, selbst im Winter nicht. Sie reichte ihm den Teller mit Aufschnitt, strich dabei wie zufällig über seine Hand. Ihr Blick verschleierte sich ein wenig, nur ein wenig. Dann lachte sie.

    »Schau mich nicht so an. Jetzt nicht. Ich habe mich nur ein bißchen an die vergangene Nacht erinnert. Du warst gut. «

    Und wie Schramm war, hatte sie nie erfahren. Was hatte sie veranlaßt, mit ihm zu gehen? Neugier?
    Nach einer Weile fragte Paul:

    »Und du hast keine Ahnung, wo er mit ihr hin ist? «

    Edmund schüttelte nur den Kopf, sah ein Zugabteil vor sich, ein fahrendes Auto, ein Hotelzimmer. Ein breites Bett. Und Patrizia räkelte sich auf diesem Bett. Und eine Hand strich über ihren Körper. Erst ansehen. Dann anfassen. Dieser verfluchte Schweinehund, wenn er sie anrührte…

    »Du weißt auch nicht ungefähr, wann er da war? «

    »Irgendwann am Vormittag, schätze ich. «

    Paul nickte schwermütig.

    »Dann können sie jetzt schon überall sein. «

    »Ja «, sagte Edmund knapp.
    Überall! Im Prinzip war es sinnlos, nach einer Adresse aus
    früheren Jahren zu suchen. Abkassiert und über alle Berge. So würde Kleiber es ausdrücken. Oder vielleicht doch nicht sinnlos? Abkassiert! Nur einmal angenommen, Kleiber hatte recht, zumindest in diesem einen Punkt. Edmund glaubte nicht daran, doch im Moment stellte es die einzige Möglichkeit dar.
    Der unbekannte Komplize, der Mann, der die Beute zu Geld gemacht hatte. Ein Vertrauter aus früheren Tagen, und Schramms Mutter kannte ihn womöglich.
    Edmund bemühte sich, durch die geschlossene Tür auf
    Dorotheas Stimme zu horchen. Im Augenblick sprach sie nicht, schien ihrerseits einer Stimme zu lauschen. Oder sie wählte eine neue Nummer. Dann kam der Satz wieder.

    »Hier ist Gerda, kann ich mal den Heiko sprechen? «

    Ein paar Sekunden Stille, Paul schwieg. Dorotheas Stimme war deutlich zu verstehen:

    »Ach, das ist ja blöd. Ich müßte ihn unbedingt sprechen, es ist sehr wichtig. Wo ist er denn hin? «

    Noch eine Sekunde, auch Paul horchte jetzt.

    »Und wann kommt er zurück? «

    Dann der Fluch:

    »So ’n Mist. Das ist wirklich zu blöd. Was mach’ ich denn jetzt? Es ist wirklich dringend. Na, trotzdem, vielen Dank. «

    Dorothea kam ins Zimmer zurück, zuckte mit den Achseln.

    »Fehlanzeige. Er war daheim. Bis gestern abend. Seine Mutter weiß angeblich nicht, wo er hin ist und wann er zurückkommt. «

    »Angeblich «, brummte Paul.
    Dorothea schaute auf Edmund hinunter, lächelte.

    »Ich schlage vor, wir trinken unseren Kaffee. Dann fahren wir zu dir

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